12. Dezember – Der geistliche Erstmärtyrer von Amerika Juvenali
tötlich getroffen. Sein Begleiter, der gut schwimmen konnte, wurde nach einer kurzen
Verfolgungsjagd vom Boot aus getötet. In der Meinung nun die magischen Kräfte des
getöteten Schamanen zu erhalten, hängte sich der indianische Schamane das Kreuz des
hl. Juvenali um, und begann verschiedene Zauberformeln zu murmeln. Dies bewirkten
aber nichts anderes. als daß er jedesmal in die Luft hochgehoben wurde. Dadurch
erkannte er, das es noch eine größere Kraft als den Schamanismus gibt, und befahl in
Zukunft “Schamanen” mit diesem Zeichen sprechen zu lassen. Tatsächlich wurden nach
dem Martyrium des hl. Juvenali alle Missionare dort freundlich aufgenommen.
Der hl. Peter lebte um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert in Alaska, welches kurz
vorher russisch geworden war. Die Aleuten waren bis dahin Jäger und Sammler, mit
einem starken Traditionsbewußtsein gewesen. Der hl. Innokentij schreibt über die
Aleuten, das sie kein Opfer des Stolzes und der Geschwätzigkeit werden. Ihre
Schwächen liegen in ihrer Sorglosigkeit für den morgigen Tag vorzusorgen und in
ihren ununterbrochenen Stammesfehden, die mit der Annahme der Orthodoxie rasch
abnahmen. Der hl. Peter arbeitete als Seeotterjäger im Dienst der russ.-amerikanischen
Handelsgesellschaft. Wie viele andere Aleuten hatte er mit großem Enthusiasmus den
orthodoxen Glauben angenommen, welchen vor allem die jungen Aleuten als die
Erfüllung all dessen erkannten, was sie immer schon für gut und wahr angesehen
hatten. Auf einer Fahrt in die Hoheitsgewässer der spanischen Kolonialherren, an der
Westküste Amerikas, wurde der hl. Peter zusammen mit anderen Stammesgenossen
gefangen genommen und in ein Missionslager der Franziskaner gebracht. Dort wurden
sie aufgefordert den röm. kath. Glauben anzunehmen, was alle mit dem Hinweis auf
ihre orthodoxen Halskreuze strickt ablehnten. Die Franziskaner nannten sie hierauf
Häretiker und Schismatiker, und drohten, daß sie sie zu Tode martern würden, wenn
sie den kath. Glauben nicht annähmen. Am Abend kamen sie mit Fackeln wieder und
versuchten erneut die Aleuten zu überreden. Aber durch göttliche Kraft gestärkt
widerstanden alle einmütig den Drohungen. Schließlich begannen sie einem, dem hl.
Peter, im Beisein der Anderen die Zehen beider Füße abzuschneiden. “Ich bin Christ, “
fuhr der hl. Peter fort zu sagen, “ und werde meinen Glauben nicht ändern! ” Darauf
schnitten sie ihm auch die Finger beider Hände ab, dann die Hände und noch beide
Füße. Das Blut floß, aber der Märtyrer hielt bis zum Ende aus und wiederholte nur den
einen Satz. Dann starb er an Blutverlußt. Am folgenden Tag wollten sie weitere Aleuten
foltern, aber da kam, noch in der Nacht, der Befehl, daß alle russ. Aleuten unter
Bewachung sofort nach Montery, in ein anderes Lager, zu bringen seien. Einer der
Mitgefangenen des hl. Peter konnte später fliehen, und erzählte diese Vorgänge dem
damaligen Leiter der russ. Kolonie von Alaska, Simon Yanowsky, der den Bericht nach
12. Dezember – Der hl. Märtyrer Peter der Aleute
Sankt Petersburg weiter gab.
Der ger. Herman von Alaska
Der ger. Herman von Alaska war ein Zeitgenosse des hl. Seraphim von Sarow. Über
seine Herkunft bestehen verschiedene Überlieferungen. Die einen lassen ihn dem
Kaufmannsstand entsprießen, die anderen dem Bauernstand. Über seinen
Familiennamen ist nichts bekannt. Der hl. Herman wuchs in der Stadt Serpuchow, in
der Diozese Moskau auf. Von Kindesjahren an bemühte er sich um ein gottgefälliges
Leben. Mit 16 Jahren trat er in die Dreieinigkeit- Sergiuseinsiedelei 15 Werst von Sankt
Petersburg entfernt ein. Nach einer anderen Überlieferung floh er, mit 16 Jahren, von
zu hause und trat zunächst in ein Nachbarkloster von Sarow ein, das er zweimal
verlies; einmal um in jugendlichem Eifer nach Persien zu reisen und dort für Christus
das Blutzeugnis abzulegen, -dabei wurde er aber an der Grenze wegen seines jungen
Alters von den Grenzposten wieder zurückgeschickt, ein anderes mal, als er ins
Walaamkloster im Ladogasee überwechselte. Bei seinem ersten Klosteraufenthalt
erkrankte der hl. Herman an einer bösartigen Geschwulst am Hals, die ihn beim
Schlucken behinderte, sich rasch vergrößerte, und Gestank verbreitete. In Erwartung
des nahen Todes wandte sich der hl. Herman an keinen irdischen Arzt, sondern betete
allein die ganze Nacht, unter Tränen, in seiner Zelle zur Himmelskönigin. Schließlich
wischte er mit einem angefeuchteten Handtuch über das Antlitz der Allreinen
Gebieterin, verband sich damit die Geschwulst und betete unter Tränen weiter, bis er
erschöpft auf dem Boden einschlief. Im Traum sah er wie die Allheilige Jungfrau ihn
heilte. Als er am Morgen aufwachte, war er zu seiner Überraschung völlig gesund,
ohne daß die Geschwulst geplatzt war. Nur ein kleines Muttermal war, zur Erinnerung,
übrig geblieben. Kein Arzt nahm ihm später die Erzählung von seiner Erkrankung und
Genesung ab. Alle waren der Meinung, die Schwellung hätte aufbrechen oder künstlich
geöffnet werden müssen. Nach etwa 5 Jahren siedelte der hl. Herman in das, weit über
viele Inseln, im großen Ladogasee sich erstreckende, Walaamkloster über. Dieses
Kloster, den Abt Nazarius und die Brüderschaft, liebte er von ganzem Herzen. Seine
Einsiedelei in Amerika nannte er später, zur Erinnerung an sein Kloster in Rußland,
“Neues Walaam”. Unter der Führung von Abt Nazarius, der ein Mitherausgeber der
Philokaliaübersetzung des hl. Paisij Welitschkowskijs war, und selber die
Vervollkommnung des inneren Menschen durch das unablässige Gebet, nach der Lehre
der hll. Väter anstrebte, erwarb sich der hl. Herman seine ersten Erfahrungen im
Einsiedlerleben. Im Jahre 1794, unter Zar Pavel II. wurde er zusammen mit 9 anderen,
von Abt Nazarius ausgewählt, um im Auftrag der Allerheiligsten Synode und des
Hochgeweihten Metropoliten Gabriel, mit zwei weiteren Geistlichen zur Missionierung,
der fast vollständig heidnischen Stämme, in die neuen russischen Gebiete in
13. Dezember – Der hl. Herman von Alaska
Nordwestamerika gesandt zu werden. Mit dem heiligen Eifer der Prediger verbreitete
sich das Licht der Evangelischen Botschaft sehr rasch. Einige tausend Heiden nahmen
innerhalb weniger Monate die Heilige Taufe an. Am Stützpunkt der Missionare wurden
eine Kirche und eine Schule gebaut.
Dem unergründlichen Willen Gottes zufolge aber, waren die anfänglichen Erfolge der
Missionierung nicht von Dauer. 5 Jahre nach Beginn seiner Tätigkeit kam der Leiter der
Mission Archimandrit Joasaph, gerade zum Bischof geweiht, zusammen mit seiner
Begleitung bei dem Schiffbruch des Bootes “Phönix” im Nordmeer ums Leben; und
noch vor ihm erwarb sich der eifrige Priestermönch Juvenali bei der Mission die
Märtyrerkrone. Weitere Geistliche reisten nach und nach ab, so daß schließlich allein
der hl. Herman in den apostolischen Mühen zur Erleuchtung der Aleuten übrigblieb.
Für seine Arbeit hatte sich der hl. Herman die kleine Insel “Jelewoj”, auf deutsch
Tanneninsel, ausgesucht, die sich 2 Werst von der Insel Kadiak, auf der sich die Mission
befand, und heute “Spruce-island” heißt. Zu erreichen war die Insel damals mit
sogenannten “Bajdarkijs”, kleinen, lederbespannten ein oder zweisitzigen Booten, einer
lokalen Kajackart, oder ähnlichen Booten gleiche Bautyps, mit denen ihn Vater Joasaph
öfters besuchte. Spruce-island ist nicht sehr groß und ganz mit Wald bedeckt. Fast
genau in der Mitte der Insel entspringt ein kleiner Bach, der sich ins Meer ergießt. Hier
lebte der hl. Herman zurückgezogen mehr als 40 Jahre. Zuerst grub er sich mit eigenen
Händen eine Höhle. Zu Winteranfang wurde ihm in der Nähe ein Zelle errichtet, in der
er bis zu seinem Tod wohnte. Nicht weit von der Zelle wurden noch eine Kapelle und
ein Gästehaus errichtet, in dem der hl. Herman unterrichtete. Gleich neben der Zelle
breitete sich ein Garten aus. Hier setzte der hl. Herman Kartoffeln und zog Kohl und
anderes Gemüse. In einem Brief an den Abt Jonathan von Walaam, vom 13. Dezember
1819, schreibt der hl. Herman über das hiesige Klima: “Das Klima hier ist kalt, obwohl
die Winter nicht sehr kalt sind, aber sie sind sehr wechselhaft; Regen und Schnee
wechseln einander ab. Der Sommer beginnt spät und mit einer Kälteperiode. Von den
Gemüsesorten gedeihen nur Rüben, Rettich und Kartoffeln. Alles andere wird nicht
reif. Getreide keimt überhaupt nicht und deßhalb sät es niemand aus. Daher gibt es hier
nur wenig Getreide. Unter den örtlichen Gemüsen gibt es Wurzelknollen. Die
verbreitetste heißt “Sarana”. Sie hat einen ziemlich bitteren Geschmack. Trotzdem ist
sie sehr verbreitet. Sie wird nach dem Kochen einfach mit Beeren gemischt. In dieser
Form heißt das Gericht “Schischka”. Es wird mit Walfischtran gemischt gegessen und
gilt in den hiesigen Regionen als Delikatesse . . . “ Bevor der Winter einsetzte sammelte
der hl. Herman Beeren und Pilze zum Einmachen, Einsalzen und Trocknen. Außerdem
fing er Fische, die er ebenfalls trocknete oder einpökelte. Salz gewann er selbst aus dem
Meerwasser. Zur Bedüngung des Gartens holte er sich den sogenannten Meerkohl vom
Strand. Hierzu benutzte er geflochtene Kisten. Diese Kisten waren so groß, daß sie
allein kaum zu tragen waren. Aber der hl. Herman trug sie zur Überraschung aller
ohne fremde Hilfe, über große Entfernungen. In einer Winternacht erblickte einmal ein
Schüler des hl. Herman, Gerassim, den hl. Herman barfuß im Wald, wie er einen
Baumstamm trug, für den normalerweise 4 Mann nötig gewesen wären. Alles was der
hl. Herman, mit seinen übermenschlichen Mühen, erarbeitete verwendete er für die
Ernährung und Bekleidung der Waisen, seiner Schüler und für Bücher für diese. Die
13. Dezember – Der hl. Herman von Alaska
Bekleidung des hl. Herman war sommers und winters ein und dieselbe. Hemden trug
er keine, stattdessen einen Fellkittel, den er, nach eigener Aussage, über den Zeitraum
von 8 Jahren weder abgelegt noch gewechselt hatte. Das Fell war bereits ausgegangen
und das Leder abgeschabt. Dazu trug er Segeltuchhosen und Schuhe, eine
Mönchskappe und einen fadenscheinigen Mönchsumhang, der an vielen Stellen geflickt
und gestopft war. So war er bei jedem Wetter bekleidet, wenn es regnete oder schneite,
bei Sturm, Gewitter, oder wenn es Frost gab. “So stellt sich die chritliche Liebe ganz
anders dar, als die weltliche” , schreibt Simeon Janowskij in seinen Erinnerungen über
Vater Herman, an den Abt Damaszensus von Walaam, im Jahre 1865. Unter seiner
Kleidung trug der hl. Herman 15 Pfund Büßerketten. Nach seinem Hinscheiden hängte
man sie in die Kapelle. Sein Bett war eine schmale Holzbank. Als Kopfkissen benutzte
er zwei, mit nacktem Leder bedeckte Ziegelsteine. Als Decke diente ihm ein hölzernes
Brett, das genau seine Größe hatte.
Die wichtigste Tätigkeit des hl. Herman war seine verborgene Askese, nach dem
Vorbild der Wüstenväter in der einsamen Zelle, wo ihn niemand sah. Nur draußen
hörte man, daß er sang und die Gottesdienste nach der Mönchsregel absolvierte. Dazu
fastete der hl. Herman streng, wie es ihm niemand nachmachen konnte. Zu Mittag aß
er von einem kleinen Fisch einen kleinen Teil und ein wenig Gemüse. Wenn er
eingeladen war aß er das, was ihm vorgesetzt wurde, sogar Suppen mit
Schweinefleisch oder Geflügel. Das Fleisch selbst aber aß er niemals, sondern nur die
Brühe.* Außer von Gemüse ernährte er sich auch von Haferschleim und Kartoffeln.
Einmal wurde der Starez gefragt, ob es ihm so allein im Wald zu leben nicht langweilig
werde? “Nein, antwortete er, ich bin dort nicht allein. Da ist Gott, wie Gott überall ist!
Dort sind die heiligen Engel! Kann man denn mit ihnen Langeweile haben? Mit wem ist
es denn besser und angenehmer sich zu unterhalten, mit Menschen oder mit Engeln?!
Nach eigener Aussage, war die Beziehung des hl. Herman zu den einheimischen
Aleuten, wie die einer Amme zu einem hilflosen Neugeborenen, welches nicht nur
beschützt werden muß, sondern die elementarste Fürsorge braucht, um die auch nur
zu bitten, es wegen seines zarten Altern noch nicht gelernt hat. So wie der Starez
empfand, so handelte er auch. Wenn sich jemand etwas zu Schulden hatte kommen
lassen, vertrat er ihn vor dem Vorsteher der Kolonie. Für Beleidigte setzte er sich ein,
wie er nur irgend konnte. Deßhalb kamen die Aleuten zu ihm, sowohl Männer wie
auch Frauen. Der eine bat um Rat, ein anderer beklagte sich über eine Berückung, jener
suchte Schutz, dieser bat um Hilfe. Jeder erhielt vom Starzen jede nur irgendmögliche
Unterstützung. Er besprach mit ihnen ihre gegenseitigen Streitigkeiten und versuchte
alle auszusöhnen. Besonders bei Familienstreitigkeiten bemühte er sich um
Wiederherstellung von Einmütigkeit. Wenn es nicht gelang Mann und Frau zu
versöhnen, dann trennte sie der Starez für einige Zeit, um Mord und Totschlag
vorzubeugen. Besonders liebte der Starez die Kinder. Er buk für sie Brezel und steckte
ihnen kleine Zwiebacke zu, und die Kleinen liebten ihn.
*Anmerkung: Wegen der lokalen Knappheit an Getreide, hatte die Synode den Verzehr