8. Juli – Der hl. Prokopij von Lübeck, Wundertäter von Ustjug
Kurz vor seinem Ableben wurde dem hl. Prokopij durch einen Engel Gottes sein
baldiges Hinscheiden aus diesem Leben offenbart. Eines nachts verlies er die
Kathedralkirche und begab sich zum Kloster der Allerheiligsten Gottesgebärerin und
des hl. Erzengels Michael, wo sein Beichtvater der Priester Kyprian zelebrierte. Der hl.
Prokopij warf sich dort vor dem Altar nieder und dankte Gott so mit einem
flammenden Gebet für alle Wohltaten, mit denen Er ihn von Jugend an bis zu seinem
Scheiden bedachte, indem Er ihn aus einem fremden Lande und aus der Irrungen
Finsternis zum Lichte der Wahrheit führte. Während dieses kurzen Gebetes ließ er sein
ganzes Leben im Geiste an sich vorbeiziehen; schritt die Altarstufen wieder hinab und
legte sich vor der Kirche des hl. Erzengels Michael, am Ende der Brücke mit gekreuzten
Armen nieder und verschied. Es war der 8. Juli des Jahres 1303 In dieser Nacht fiel
Schnee vom Himmel, zwei Spannen hoch und bedeckte die Erde und alle Früchte der
Erde, und es gab Kälte und Frost und Sturm, aber trotzdem nahm kein
fruchtbringendes Gewächs der Erde Schaden. In Kürze taute der Schnee vor der Hitze
der Sonne, und ein segensreicher Wind erhob sich. Beim Morgenamt in der
Kathedralkirche wunderten sich die Priester und Kirchendiener, als sie Prokopij nicht
erblickten, da der Selige keinen Gottesdienst versäumte. Als sie ihn in der Umgebung
der Kirche suchten fanden sie ihn nicht. Als sie ihn auch in der Liturgie nicht sahen,
begannen sie ihn überall zu suchen, drei Tage lang, bis sie ihn unter einer Schneewehe
vor der Kirche des hl. Erzengels Michael fanden. Er lag mit dem Antlitz himmelwärts,
die Finger der Hände zu Kreuzeszeichen gekrümmt und mit geschlossenen Augen, wie
es sich geziemt. darauf hoben sie ihn auf und trugen ihn auf ihren Häuptern in die
Kathedralkirche, vor der er viele Jahre in der Vorhalle gelebt hatte, und sangen die
Aussegnungsgebete für ihn. Danach bestatteten sie den Heiligen an dem Ort, der ihm
am liebsten gewesen war, und jenen Stein, auf dem er oft zu sitzen pflegte, legten sie
auf sein Grab und schrieben das Jahr und den Monat und den Tag seines Endes darauf.
Als sich nach vielen Jahren Wunder an seinem Grab ereigneten wurde über diesem eine
Kirche errichtet. Eine Ikone des hl. Propkopij, an seinem Grab, in Ustjug spendete, was
sonst nur von Muttergottesikonen bekannt ist, einmal Myron.
Das Leiden der hl. Großmärtyrerin Marina
Ihr Gedächtnistag ist der 17. Juli
Die Eltern der hl. Marina waren Adelige aber Heiden. Ihr Vater Edessij war Priester.
Ihre Mutter starb, als Marina noch ein Säugling war, und ihr Vater gab sie einer
Stillmutter, ungefähr 15 Werst von der Stadt entfernt. Marina wuchs in der ländlichen
Stille zu einem schönen Mädchen heran. Besonders schön war ihre Seele.
Sie lebte zur der Zeit der Christenverfolgungen. Einmal unterhielt sich die
17. Juli – Das Leben der hl. Großmärtyrerin Marina
12-jährige Marina mit einem Christen, einem gottesfürchtigen Menschen. Durch ihn
hörte sie von unserem Herrn Jesus Christus, und im selben Moment empfand ihr
reines Herz wahren Glauben, und sie gewann den Herrn von ganzem Herzen lieb.
Nachdem sie mehr über Ihn erfahren hatte, begann Marina in dieser schrecklichen Zeit
der Verfolgungen, furchtlos vom Heiland zu predigen und verlangte danach für Ihn zu
leiden und ihr Blut für den Erlöser hinzugeben. Sie wollte die Hl. Taufe annehmen, fand
aber keinen Priester. Da erfuhr Marina, daß die für den Herrn erlittenen Qualen,
zusammen mit dem vergossenen Blut die Hl. Taufe ersetzen, und sie verlangte nach
Als ihr Vater erfuhr, daß die Tochter Christus liebte, begann er sie von allen Kräften
seiner Seele zu hassen. Marina aber strebte, als sich der irdische Vater von ihr
abwandte, von ganzem Herzen zum himmlischen Vater, und suchte nur in Ihm
Als Marina bereits 15 Jahre alt war ging sie einmal auf das Feld hinaus um die dort
weidenden Schafe ihres Vaters zu betrachten. Auf dem Weg traf sie der Verwalter, ein
schlimmer Verfolger der Christen.
“Woher kommst du, Jungfrau? Wer ist dein Vater? Wie heißt du? “:
begann er das junge Mädchen auszufragen.
Marina antwortete bescheiden, wessen Tochter sie ist, wie ihr Name lautet und fügte
demütig hinzu, daß sie Christin sei, und nannte den Herrn ihren himmlischen
Bräutigam. Als der Verwalter hörte, daß sie an Christus glaubt, befahl er sogleich den
Soldaten, sie mit sich in die Stadt zu führen. Die Magd des Herrn ging mit den Soldaten
und betete, daß der Herr sie in den Leiden stärke. In der Stadt angekommen
übergaben die Soldaten auf Befehl des Verwalters Marina einigen ehrbaren Frauen.
Zu Beginn verhielt sich der Hauptmann teilnahmsvoll dem jugendlichen Mädchen
gegenüber, in der Hoffnung, daß sie sich vom Herrn lossagt und darin einwilligt mit
ihm in den Ehebund einzutreten. Deßhalb versuchte er am anderen Tag, als er befahl
sie zum Verhör vorzuführen, Marina mit allen Mitteln dazu zu überreden den Göttern
zu opfern. Aber die Braut Christi blieb unbeugsam. Als der Gewalthaber einsah, daß sie
sich niemals von ihrem himmlischen Gemahl lossagen wird, verflog augenblicklich
seine Anteilnahme an der jugendlichen Christin und er übergab sie schrecklichen
Foltern. Marina wurde erbarmungslos mit Ruten geschlagen; so sehr, daß das Blut in
Strömen aus den tiefen Wunden rann. Das Volk sah mit Teilnahme auf die jugendliche
Marina, und viele weinten.
Der wild gewordene Verwalter aber befahl sie mit riesigen Nägeln an einen Pfahl zu
schlagen und mit eisernen Haken ihren bluttriefenden Leib zu zerreißen;
Fleischbrocken fielen auf die Erde und die bloßen Knochen wurden sichtbar. Sogar der
bösartige Gewalthaber bedeckte vor dem blutigen Anblick sein Gesicht mit den
Händen und wendete sich ab, nicht in der Lage einem solchen Anblick standzuhalten.
Nach diesen Foltern befahl er Marina in einen tiefen, finsteren Kerker zu werfen, der
von dämonischen Ungeheuern besetzt war.
Und hier unter der Erde, wo nicht ein Strahl des von Gott geschaffenen Sonnenlichts
hinabdringt, fand sich die jugendliche Großmärtyrerin allein.
“Erneuere mein Herz!” , betete die zerquälte und von den Folternganz
17. Juli – Das Leben der hl. Großmärtyrerin Marina
”Heile meinen zerrissenen Leib!”
Schwarze Nacht trat auf, der Teufel begann die Braut Christi zu ängstigen.
Verschleierte Hammerschläge von noch weiter unten, teilten sich verhallend mit. Die
Wände des Kerkers erbebten, ein mattes Licht zeigte sich, wie feurigerRauch, und aus
diesen finsteren Flammen tauchte die höllische Schlange auf. Um ihren schrecklichen,
widerlichen Leib wand sich eine zahllose Menge aller möglichen Reptilien. Dann öffnete
die Schlange, sich herabneigend ihren Schlund, aus dem ein schrecklicher Gestank
hervorging, und näherte sich der Heiligen, bereit sie zu verschlingen. Und mit einem
Mal spürte die hl. Marina, daß sich ihr Haupt bereits in dem übelriechenden Schlund
befand. Da sammelte sie alle ihre Kräfte, schrie zum Herrn, und bekreuzigte sich - und
in einem Augenblick zerschmolz vor ihren Augen das Innere der Schlange, und Marina
war befreit. Die Erde tat sich auf, und die Schlange, mit all ihren Reptilien verschwand
in der Hölle, und die Großmärtyrerin erstrahlte in himmlischem Lichte.
Erfüllt von Dankbarkeit gegen den Herrn ihren Erlöser wendete Marina ihren Blick
nach Oben. In himmlischer Höhe erblickte sie ein goldenes Kreuz von blendendem
Glanz. Auf der Spitze des Kreuzes saß eine schneeweiße Taube.
“Freue dich Marina! Täublein Christi! Du hast den boshaften Feind besiegt!
Freue dich und sei fröhlich, Tochter des oberen Jerusalem! Der Tag deines Jubels ist
angebrochen. Mit den klugen Jungfrauen gehst du ein, in das Brautgemach deines
So wunderschön sprach die himmlische Taube zur Taube Christi.
Unbeschreibliche Freude erfaßte Marinas Herz. Und in dieser Freude spürte sie auf
einmal, daß sich ein Wunder an ihr vollzog. Ihr zerrissener Leib wurde in einem
Moment geheilt, und in einem Augenblick wurde sie wieder gesund und wunderschön.
Erfüllt von Liebe und Dankbarkeit zum Herrn wachte sie vor dem Unfaßbaren in
heißem Gebet. Sie bemerkte nicht wie die Nacht verfloß und der Tag anbrach.
Da riefr der Verwalter die Großmärtyrerin erneut aus dem Kerker. Gestern eben
noch am Leben, stand sie nun in leuchtender Schönheit und Gesundheit vor ihm. Der
Herrscher und das ganze Volk erstarrten vor Verwunderung.
“ Oh Marina!” : rief derVerwalter aus,
“Wie sehr sorgen sich die Götter um dich:erzeige ihnen deine Dankbarkeit
und bringe ihnen ein Opfer dar!”
“Mein Herr hat mich geheilt ”:antwortete die Großmärtyrerin.
Da befahl der erbitterte Verwalter ein Bündel brennender Kerzen herbeizubringen
und ihren entblößten Körper zu brennen. Schweigend ertrug dies die Heilige, indem sie
sich mit ihrer Seele zu Gott wandte. Von den Verbrennungen wurde sie ganz schwarz,
aber sie ertrug männlich alle schrecklichen Schmerzen.
“Du hast mich gewürdigt durch das Feuer zu gehen. Würdige mich auch durch
das Wasser der Taufe zu gehen!”
Als er die Heilige vom Wasser sprechen hörte, rief der Tyrann aus:"Durst hat
die Verfluchte: man muß ihr zu trinken geben! "
Und sogleich trugen sie einen riesigen Zuber herbei. Die Henker banden sie und
warfen sie in den Zuber, der bis unter den Rand gefüllt war. Die Heilige freute sich; ihr
schien es, daß der Herr ihr Gebet erhört hatte. Sie glaubte fest, das dieses Wasser ihr die
17. Juli – Das Leben der hl. Großmärtyrerin Marina
Taufe ersetzt. Aber als sie sie gerade ins Wasser gelassen hatten, erbebte plötzlich die
Erde, die Schnüre am Leib der Heiligen lösten sich, das wunderschöne Haupt der
Heiligen erstrahlte von himmlischem Lichte, und auf sie nieder senkte sich langsam
eine weiße sonnenförmige Taube.Tiefer und tiefer schwebte die Paradiesbotin,
berührte das Haupt der Großmärtyrerin und erhob sich erneut in die Höhe. Heimliche
Christen, die zu diesem Zeitpunkt in der Menge standen, sahen diese Taube.
Marina stand im tiefen Wasser aber ging nicht unter, sondern sang indem sie den
großen Namen der Allheiligen Dreieinigkeit lobpries: Vater, Sohn und Hl. Geist. Da
erschien plötzlich über der Heiligen eine feurige Säule, die bis zum Himmel reichte. Auf
ihrer Spitze strahlte ein durchsichtiges Kreuz wie aus Kristall, das helle Strahlen warf.
Die auffliegende Taube lies sich auf der Spitze des Kreuzes nieder, und eine Stimme
wurde vernehmbar, die alle hörten:
“Friede sei dir, Braut Christi Marina!
Aus den Händen des Herrn empfange die unentwindbare Krone und ruhe im
Die Menge erbebte vor dieser wunderbaren Stimme. Alle sahen Marina aus dem
Wasser hervorgehen,-geheilt von den schrecklichen Verbrennungen und
erstrahlend in nicht irdischer Schönheit. Eine große Anzahl des Volkes glaubte da an
“Wir sind auch Christen! Auch wir sind Christen! Bereit sofort für IHN zu
sterben!”, hörte man Stimmen aus der Menge.
Der Eparch entsetzte sich über die große Menge der Gläubigen und befahl im Jähzorn
den Soldaten ohne Erbarmen die neuen Christen zu töten. Daraufhin wandte sich die
Menge zur Flucht, aber die neuen Christen blieben starkmütig und ohne zu wanken
am Ort stehen, so daß an diesem Tag Fünfzehntausend umgebracht wurden.
Diese Bekenner wurden mit dem eigenen Blut getauft und so in einem Augenblick
von ihren Sünden gereinigt. Gekrönt mit der Märtyrertod gingen sie in die andere
Welt, in die ewige Freude und Seligkeit. Dann sprach der Gewalthaber auch über
Marina das Todesurteil aus.
Vor der Hinrichtung betete die Großmärtyrerin lange für alle Menschen. Und
plötzlich erbebte die Erde und vor Schreck erzitterte das Volk. Der verängstigte
Henker fiel zu Boden. Der Herr Jesus Christus Selbst erschien vom Himmel her Seiner
Braut, und rief sie in Seinen ewigen Frieden, indem Er Seine Hände ausstreckte um ihre
herrliche Seele aufzunehmen.
Erfüllt von unsagbarer Freude richtete Marina ihren Henker auf und bat ihn
rasch die Hinrichtung an ihr zu vollziehen. Ruhig neigte sie ihr Haupt unter das
So beendete die hl. Großmärtyrerin Marina ihr Martyrium.
Zeuge ihrer Leiden war der Knecht Gottes Theothim; er sah auch alle himmlischen
Erscheinungen über der hl. Marina. Er schrieb alles was er gesehen und gehört hatte
zum Nutzen der Gläubigen, und zur Ehre und dem Gedächtnis der geliebten Braut
Christi Marina auf; zum Ruhm unseres menschenliebenden Heilandes Selbst. Ihm und
dem Vater und dem Heiligen Geiste sei auch durch uns Ehre und Ruhm, jetzt und in
unendliche Ewigkeiten. Amen.