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9. Juni – Der hl. Bischof Liborius von Suindinum, dem heutigen Le Mans
Bildung überragte Vater Liborius durch sein einnehmendes Wesen, seine
Freundlichkeit im Umgang mit dem Nächsten, seine Demut und seine entschlossene
Einsatzbereitschaft für alle Unrecht Leidenden, alle anderen Priester seiner Generation.
Er liebte das Gebet, und die Einsamkeit und pflegte Umgang nur mit solchen, deren
Reden und Tun ihm zum Vorbild dienen konnten. Um das Jahr 348, beim Tode von
Bischof Pavacius, wurde Liborius einhellig vom Volk als dessen Nachfolger erwählt.
Als Bischof bemühte sich Liborius unermüdlich, die noch beträchtlichen Reste des
Heidentum in seiner Stadt und den umliegenden Gemeinden auszureuten, dennauf
dem Land aber hielten die Menschen noch zäh am Druidenkult fest.
Gleich bei der Unterweisung der Katechumen auf die Taufe verbot er die Teilnahme an
heidnischen Tempelfesten, Götterumzügen, Theater und Zirkus. Da sich Liborius selbst
um einen wahrhaftigen christlichen Lebenswandel bemühte, spürten die Menschen die
beseligende Kraft seiner Worte, und änderten tatsächlich ihre Gewohnheiten. Oft begab
sich Bischof Liborius zusammen mit seinen Priestern in die verschiedenen Märkte der
Umgebung. Predigte, ermahnte, ließ heidnische Götterhaine abbrennen und
Götzentempel niederreißen, und errichtete an ihrer Stelle christliche Kirchen, die er so
prachtvoll wie möglich ausstattete. Die Heiden verwunderten sich, daß ihre Götter dies
alles mit sich geschehen ließen, ohne Rache zu üben und wurden schließlich überzeugt,
daß das Kreuz Christi weit mächtiger sein muß, als die Druidenmistel. 17
Kirchengründungen sind vom hl. Liborius überliefert, die immer alsgroßes Volksfest
organisiert wurden, wodurch jedesmal viele Heiden für das Christentum gewonnen
wurden. Die Überlieferung berichtet auch, daß er bei der Weihe von 96 Bischöfen
beteiligt war, 217 Priester selbst weihte, 186 Diakone, 93 Subdiakone und andere
Kirchendiener. Besonders bemühte er sich um die Mildtätigkeit, mit welcher erseinem
Zeitgenossen, dem hl. Martin von Tours, nacheiferte, den er oft besuchte, um
geistlichen Rat von ihm zu erhalten. Neben den in jeder Stadt sich befindenden
Kranken, gab es in ihr viel Armut, da die Stadt unter einem großen Steuerdruck stand.
Dazu kamen durch Barbareneinfälle zugewanderte Vertriebene. Der hl. Liborius
bemühte sich um alle. In dem außerhalb der Stadt, noch von Bischof Julian,
gegründeten Kloster ließ Liborius Kranke und Fremde aufnehmen und unter seiner
Überwachung betreuen. Viele der Aufgenommenen, erlangten durch die Gebete des
49 Jahre wirkte der hl. Bischof auf diese Weise als geistlicher Hirte. Als er selbst
erkrankte, erfuhr der hl. Martin, durch eine innere Stimme, am Morgen, vom baldigen
Hinscheiden seines geistlichen Freundes und Kollegen Liborius und eilte sogleich auf
einem Esel nach Le Mans, wo er den hl. Liborius noch am Leben fand. Durch seine
Anwesenheit und seine Gebete erfreut,erleichterte er ihm den Übergang in die
Bischof Liborius starbam 9. Juni 397. Die sterblichen Überreste des Heiligen lies der hl.
Martin in die Apostelkirche überführen. Dabei gestaltete sich die Übertragung des
Leibes des Heiligen, hinaus aus der Stadt, über die Brücke der Sarthes, mehr wie ein
Triumpfzug denn wie ein Leichenzug.
Im Jahre 836 wurden die Reliquien des hl. Liborius auf Befehl Kaiser Ludwigs des
Frommen nach Paderborn übertragen, wo damals Bischof Badurad Bischof war,
welcher bei einer Erhebung der Großen des Reiches gegen den Kaiser, diesem, als einer
der wenigen, die Treue gehalten hatte und als Friedensstifter zwischen dem Kaiser und
9. Juni – Der hl. Bischof Liborius von Suindinum, dem heutigen Le Mans
seinen Söhnen gewirkt hatte. Sowohl bei der Erhebung der Gebeine, als auch während
der Übertragung nach Paderborn verherrlichte Gott den Glauben des hl. Liborius durch
viele Wunder, wie er auch schon zu Lebzeiten des Heiligen und noch mehr nach seinem
Hinscheiden, sein Gedächtnis verherrlicht hatte. Bei der Rast in Paris wurde eine
taubstumme Frau, nach anhaltendem nächtlichen Gebet, vor den Reliquien des hl.
Liborius, die in Notre-Dame aufgebart waren, geheilt.
Im Jahre 1622, während des 30-jährigen Krieges, wurden die Reliquien des Heiligen
vom “Tollen” Christian, dem jungen, protestantischen Herzog von Braunschweig
mitsammt des kostbaren Reliquienschreins geraubt. Sie entgingen ihrer Vernichtung
dadurch, daß der Anblick der hellschimmernden Gebeine des Heiligen, dem jungen
Herzog, Ehrfurcht einflößte.
Aus dem Reliquienschrein aber lies der Herzog sogenannten Christiantalern prägen.
Dafür bezahlte er, nach persönlichem Eingeständnis, mit dem Verlust eines Armes und
sehr wechselhaftem Glück auf dem Schlachtfeld. Bereits mit 27 Jahren wurde Herzog
Christian von einem Fieber weggerafft. Im Jahre 1623 wurden die Reliquien des hl.
Liboriuswieder nach Paderbornzurückgebracht. Auch in jener Zeit wurde das
Gedächtnis des Heiligen noch durch zahlreiche Wunderheilungen verherrlicht,
wodurch es zu neuen Reliquienübertragungen, nach Koblenz und besonders nach
Amelia (Ameria) in Umbrien kam, dessen Abt in Münster, wo sich die Reliquien des hl.
Liborius kurze Zeit befanden, auf die Fürbitten des Heiligen, von Nierensteinen geheilt
Der hl. Abbas Landelinus war Abtim Hennegau. Seine Eltern waren vornehme
fränkische Adelige, die den jungen Landelinus der Obhut des hl. Bischofs Autbert
übergaben, damit er in christlicher Gottesfurcht erzogen würde. Die Freunde des
späteren Heiligen aber hintertrieben dieses Vorhaben mit Erfolg und Landelinus
verließ als er herangewachsen war seinen Erzieher und begann ein wildes Räuberleben.
Der hl. Bischof Autbert aber betete inständig zu Gott für sein verirrtes geistliches Kind.
Als Landelinuns einmal mit seinen Kumpanen ein Gut plünderte starb unversehens
einer der Räubergenossen ohne vorher noch einen Seufzer zu tun. Im Geiste sah
Landelinus wie die Teufel die Seele seines Kumpanen in die Hölle führten, und wie er
selber von seinem Schutzengel behütet wurde. Darüber wurde Landelinuns von
Schrecken und Gottesfurcht ergriffen und er verließ auf der Stelle seine bisherige
Gesellschaft und kehrte zu seinem geistlichen Vater dem hl. Bischof Autbert zurück ,
fiel vor ihm nieder und bat ihn um Verzeihung. Dannach machte er zusammen mit
dem Heiligen Bischof eine Wallfahrt nach Rom zu den Apostelgräbern, die er mit
seinen Reuetränen netzte. Im Anschluß an die Romreise wurde Landelinuns zum
15. Juni – Der Hl. Abba Landelinus
Diakon geweiht. Dannach unternahm er eine weitere Romwallfahrt nach welcher er
zum Priester geweiht wurde. Insgesammt reiste er dreimal nach Rom. 668 das letzte
Mal mit seinen Schülern den hll. Adelinus und Deumianus, die ihn in seinen Predigten
unterstützten. Mit der Erlaubnis Bischof Autberts zogen sich die Heiligen bald dannach
in die Einsamkeit des Hennegaus zurück. An einen Ort an der Sambre, wo sie ein erstes
Kloster gründeten. Das Kloster Lobbes nach dem Bächlein Lauzbium, welches dort in
die Sambre mündet. Heute liegt dieser Ort in Belgien. In seiner Demut übergab der hl.
Landelinus die Führung des Klosters einem seiner Schüler, dem Heiligen ... arus
welcher die Gebäude vollendete. Danach gründete der Heilige Landelinus ein zweites
Kloster zu Aune. Ein drittes Kloster gründete er im Gebiete Fagne welches er dem hl.
Apostel Petrus weihte und welchem er den hl. Dodo vorsetzte. Die Sehnsucht nach
größerer Einsamkeit bewog Landelinus und seine Schüler ihre Klöster zu verlassen und
im Wald zwischen Mons und Valenciennes mit Baumästen eine Art Zelle zu errichten.
Als der Herr des Waldes sie hierbei antraf, lies er die Kleider der Heiligen pfänden und
wurde dabei gelähmt. Darauf gab er die Kleider wieder zurück und der hl. Abbas
betete für ihn worauf der Grundherr seine frühere Gesundheit wiedererlangte. Auch
brachte der Heilige auf sein Gebet eine Quelle aus der Erde hervor, von deren
kräuselndem Wasser er den Ort Crispinum genannt haben soll. Später entstand an
diesem Orte die Abtei Cprespin, mit einer dem Apostel Petrus geweihten Kirche. Ein
leichtes Fieber kündigte den Tod des Heiligen an. Er rief seine Jünger zusammen
erteilte ihnen noch viele gute Ermahnungen und gab dann im härenen Bußkleide auf
dem aschebestreuten Boden liegend, seinen Geist auf; um das Jahr 700.
Die erste Erhebung seiner Gebeine fand im Jahre 770 am 15. Juni statt und geschah
durch Bischof Gottfried von Cambray. Im Jahre 870 wurde die Abtei Crespin von
Normannen zerstört und wieder von Weltpriestrern besetzt. Reliquien des Heiligen
kamen am 21. September 1105 nach Cambrai, nach Flechdorf in der Diozese
Paderborn, und von dort nach Odacher bei Arnberg in Westfalen und nach Hersberg.
Im Jahre 1648 kam sein ehrwürdiges Haupt nach Osnabrück.
Der hl. Priester Severus von Antrodoca,
Orvieto und Münstermaifeld
Gedächtnistag 15. 1. Febr.,30 Juni, 1. Okt.
Der hl. Vater Severus wirkte im vornamigen Städtchen Interocrea, heute Antrodoco, in
der alten Provinz Saleria in den Abruzzen. Er arbeitete in der Kirche der Allerheiligsten
Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria desselben Ortes. Seinen Lebensunterhalt
erwarb er sich wie zu seinen Lebzeiten, im 6. Jahrhundert üblich, durch ein Handwerk.
Er pflegte einen Weinberg und teilte den Ertrag an die Armen aus. Seine Gnadegaben
waren so groß, daß Kranke, die nicht zu ihm kommen konnten, durch den Genuß, von
15. Juni – Der hl. Priester Severus von Antrodoca,
ihm gesegneter Speisen, wieder gesund wurden. Unter anderem machte er einen
Blinden wieder sehend. Sehr groß war sein Mitleiden mit den Bedürftigen und
Hilflosen; eines Tages lies ihn ein, auf den Tod, erkrankter Familienvater zu sich rufen,
um ihm die Beichte abzunehmen. Der Heilige war damals gerade mit dem Schneiden
der Reben beschäftigt und zog es vor seine Arbeit zuerst zuende zuführen und
dannach den Hilfesuchenden zu aufzusuchen. Als er sich auf den Weg machte, kam ihm
ein Bote entgegen, der ihm meldete, der Kranke sei bereits gestorben. Hierrüber
betrübte sich der hl. Severus sehr, ging aber trotzdem zu dem Verstorbenen und
machte sich öffentlich Vorwürfe darüber, das er nicht rechtzeitig zu dem Verstorbenen
gegangen sei. Vor dem Toten warf er sich auf den Boden und klagte:
”Ich bin Schuld am plötzlichen Tod dieses Mannes! “; dabei stieß er
wiederholt mit seinem Haupt auf die Erde. Da erhörte Gott seinen Jammer und der
Tote kam wieder zum Leben. Er erzählte, daß grauenhafte Männer, die aus Mund und
Nase Feuer sprühten, ihn längere Zeit durch dunkle Orte geschleppt hätten, als
plötzlich ein schöner Jüngling erschien, der ihnen befahl:
“ Führet ihn wieder zurück, denn der Priester Severus trauert! ; seinen Tränen
hat ihn der Herr geschenkt. “ Nun stand Severus auf und nahm dem Bußfertigen die
Beichte ab. Dieser lebte noch 7 Tage in Reue und Umkehr und verließ am 8. Tage
neuerdings die Welt. Der hl. Priester Severus wurde nach seinem um das Jahr 530
erfolgten Tod zuerst in Orvieto ( Urbs vetus) begraben. Seine Reliquien wurden im 10.
Jahrhundert durch Erzbischof Rupert (930-956) von Trier nach Münstermaifeld (St.
Martinsmünster) übertragen, die dort an einem 30. Juni angelangt sind. Bei seinem
seligen Hinscheiden sah man, nach der Überlieferung des hl. Gregor des Dialogen, der
die Lebensbeschreibung des hl. Severus niederschrieb (dial. I. 12.), zwei Engel, die seine
Seele in Gestalt einer Taube in den Himmel führten.
Der hl. Märt. Vitus und seine Amme die hl. Crescentia und ihr Mann der hl. Modestus
Der hl. Vitus lebte zur Zeit der Diokletianischen Verfolgungen in Sicilien. Seine
Geburtsstadt war Mazzara an der Westküste Siziliens. Als Säugling wurde er, nach
damaligem Brauch reicher Bürger, den christlichen Eheleuten Modestus und Crescentia
zum Säugen und zur Erziehung übergeben. Seine Amme Creszentia faste sogleich den
Entschluß das Kind taufen zu lassen und es in den Regeln der Gottesfurcht aufzuziehen.
Ihr Ehemann Modestus meldete darüber Bedenken an, da der Vater des Knaben,
Hylas, sehr dem Heidentum anhing und sie möglicherweise für die christlichen
Aufzucht des Kindes strafen würde. Creszentia aber hörte nicht auf ihn, sondern bat
ihren Mann immer wieder darum, daß das Kind getauft würde. Schließlich willigte
Modestus ein und brachte den Knaben heimlich zu einem Priester, der ihn taufte. Als er