19. Juni – Das Leben der hl. Johannes v. Schanghai
schwächliches Kind war, und wenig as. Als das englische Kindermädchen der
Maximowitschs den Eifer des erst 14 -jährigen Mischa um einen reinen Lebenswandel
sah, lies sie sich in die Orthodoxie aufnehmen. Nach Absolvierung des Kadettenkorps
in Poltova trat der hl. Johann zu Beginn des 1. Weltkrieges in die Kaiserliche Universität
von Charkau ein und beendete dort, noch vor deren Schließung durch die Sovjets, die
juristische Fakutät im Jahre 1918. Es wird berichtet, daß der Student Michail seine
Studienzeit mehr mit dem Lesen von Heiligenviten als mit dem Besuch der
Vorlesungen verbrachte, indem er das Gebot Gottes zu erfüllen suchte zuerst nach dem
Reich Gottes zu suchen. In dieser Zeit wurde er mit dem seligen Metropoliten Antonij
Krapowitzkij, dem damaligen Erzbischof von Charkau bekannt, der sein geistlicher
Vater wurde und bis zu dessen Tod blieb. Nach dem Abschluß des Jurastudiums,
arbeitete der hl. Johann am Charkauer Gerichtshof, als die Ukraine von Hetman
Skoropadskij verwaltet wurde und die Freiwilligenarmee dort war.
Charkau war in der Zeit, als der hl. Johann dort seine ihn prägenden Jahre verbrachte
eine typische Stadt des heiligen Rußlands, in welcher der für heilige Erscheinungen
empfängliche Johann die Vorbilder für sein späteres Leben bekam. Zwei wundertätige
Ikonen der Gottesmutter, die Oserjanskaja und die Eletskaja wurden zweimal im Jahr
von den Klöstern in denen sie aufbewart wurden in einer Prozession zur
Mariaentschlafenskathedrale getragen, und im Mariaschutzkloster, in der mit Fresken
ausgemalten Krypta unter dem Altar befanden sich die sterblichen Überreste des
heiligmäßigen Erzbischofs Melety Leontowitsch, der nach seinem Tod im Jahre 1841
denjenigen, die an seinem Sarg für ihn ein Totenamt zelebrieren ließen wunderbare
Hilfe schickte. Schon zu Lebzeiten wurde dieser Erzbischof wegen seiner strengen
Askese verehrt, besonders wegen seiner Schlaflosigkeit. Es war bekannt, das er die
Nächte stehend mit erhobenen Händen, in tiefem Gebet zubrachte und daß er den Tag
und die Stunde seines Todes vorrausgesagt hatte.
Nachdem der hl. Johann von den Kommunisten einigemale inhaftiert worden war, mit
dem Ziel ihn in seiner Gesinnung einzuschüchtern, was aber überhaupt keine Wirkung
gezeigt hatte, wurde er im Jahre 1921 zur Zeit des russ. Bürgerkrieges zusammen mit
seinen Eltern und seinen Geschwistern nach Belgrad evakuiert. Dort beendete er im
Jahre 1925 das Theologiestudium, das er sich mit Zeitungsaustragen finanziert hatte.
1924 wurde der hl. Johann durch Metropolit Antonij zum Leser geweiht, 1926 zum
Mönch und Diakon im Milkovokloster, mit dem Namen Johann nach dem hl. Johann
von Tobolsk, einem entfernten Verwandten der hl. Johann und am 21. Nov. desselben
Jahres von Bischof Gabriel von Tscheljabinsk zum Priestermönch. Von 1925 bis 1927
war der hl. Johann Religionslehrer an der Serbischen Staatlichen Hochschule und von
1929 bis 1934 Tutor am Serbischen Seminar des hl. Johannes des Theologen in Bitol, in
Makedonien. Er begeisterte seine Schüler durch seine strenge Askese und seine
pädagogischen Fähigkeiten. Das Verhältnis zu seinen Schülern war das eines älteren
Bruders zu seinen jüngeren Geschwistern. Seit seiner Scheerung zum Mönch schlief der
hl. Johann in keinem Bett mehr, sondern begnügte sich mit 1 bis 2 Stunden Schlaf in
einem Sessel oder auf dem Boden vor den hll. Ikonen, wenn er während des Gebetes
vor diesen vom Schlaf übermannt wurde. Unter der geistlichen Führung des seligen
Metropoliten Antonij hatte er sich daran gewöhnt nur einmal am Tag, spät in der
Nacht, warme Speise zu sich zu nehmen. Er zelebrierte jeden Tag die Göttliche Liturgie
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oder nahm zumindest an den göttlichen Mysterien teil und inspirierte seine Studenten
durch sein Vorbild und väterliche Liebe zu den Idealen der Christlichen Lebensführung
und des Heiligen Russland. Der damalige Bischof Nikolaus Welimirowitsch von Ochrid,
ein serbischer Johannes Chrysostomos, in dessen Diozese der hl. Johann als Tutor tätig
war, liebte wie der selige Metropolit Antonij, den hl. Johann wegen seiner strengen
Askese und sagte,-daß wenn jemand einen lebenden Heiligen sehen wollte, er nach
Bitol zu Vater Johann gehen müsse. Schon in dieser Zeit geschahen auf die Gebete des
hl. Johann, der regelmäßig mit der Ikone des hl. Nikolaus Kranke besuchte,
Wunderheilungen. 1934 wurde entschieden den Priestermönch Johann in den
Der hl. Johann fühlte sich eines solchen Ranges unwürdig und erklärte einer
Jugendfreundin, die er auf dem Weg zur Synode in Belgrad traf, daß ein schrecklicher
Irtum mit ihm unterlaufen sei. Irgend ein Johann wurde von der Synode für das
Bischofsamt ausgewählt und irrtümlich ihm der Brescheid zugeschickt. Als er dieselbe
Bekannteauf dem Rückweg von der Synode wiedertraf erklärte er ihr, daß es noch
schlimmer gekommen sei als er befürchtet hatte, weil die Synode tatsächlich ihn zum
Bischofsamt ausgewählt hatte. Vor den versammelten Bischöfen hatte der hl. Johann,
unter Hinweis auf seinen Sprachfehler auf Grund dessen er die Worte nicht klar
aussprechen konnte, gegen diese Entscheidung ihn zum Bischof zu machen protestiert.
Sie wurde damit abgelehnt, das auch Moses einen Sprachfehler gehabt hatte. Am 28.
Mai 1934 vollzog der selige Metropolit Antonij von Kiev und Galizien seine letzte
Bischofsweihe, an seinem geistlichen Lieblingskind dem hl. Johann und entsandte ihn
an seiner statt in den fernen Osten zu Erzbischof Dimitrij von Harbin. In einem Brief an
Erzbischof Dimitrij schrieb der selige Metropolit Antonij: ". . . Aber an meiner Stelle, als
meine Seele, mein Herz sende ich dir Vladika Bischof Johann. Dieser kleine,
gebrechliche Mann, der fast wie ein Kind ausschaut ist in Wirklichkeit ein Wunder an
asketischer Festigkeit und Durchhaltevermögen in unserer Zeit, der vollständigen
geistlichen Ermattung. " Vladika Johann wurde in die Diozese von Schanghaj bestimmt.
Ende November zum Fest "Einführung Mariens in den Tempel" kam Vladika Johann in
Schanghaj an. Als Erstes bemühte er sich um die Befriedung zwischen den
verschiedenen Juridiktionen, und baute eine angefangene Kathedralkirche zu Ende. Er
kontrolierte die religiöse Ausbildung der Kinder, wurde Schutzherr verschiedener
mildtätiger Vereinigungen und beteiligte sich aktiv an ihrer Arbeit, besonders seitdem
er gesehen hatte, unter welchen Bedingungen die Mehrheit seiner geistlichen Herde,
die aus Flüchtlingen aus der Sovjetunion bestand, lebten. Niemals nahm er eine
Einladung von reichen Leuten an, sondern hielt sich immer dort auf wo Not war,
unabhängig von Zeit und Wetter. Er organisierte ein Waisenhaus für obdachlose
Kinder und solche aus armen Familien, die er zum Teil selbst auf der Straße auflas und
unterstellte sie dem hl. Tichon von Sadonsk einem Heiligen, den er sehr verehrte und
der die Kinder liebte. 35OO Kinder nahm er insgesammt während seiner Zeit in
Schanghaj auf und evakuierte beim Herannahen der Kommunisten alle über die
Philipienen nach Amerika.
Auch als Bischof blieb Vladika Johann seiner einmal begonnenen Askese treu, deren
Fundament die Gottesfurcht war. Sie bestand aus Gebet, Fasten und Werken der
Nächstenliebe. Der hl. Johann aß einmal am Tag, gegen 11.00 Uhr abends. Während der
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ersten und der letzten Woche der großen Fastenzeit aß er überhaupt nicht und an den
anderen Fastentagen nur vom Brot aus dem Altarraum. Die Nächte verbrachte er
gewöhnlich im Gebet, und mit dem Lesen der Heiligen Schrift. Der Weckdienst fand ihn
am Morgen oft auf dem Boden gekauert in der Ikonenecke, wo er nach seinem
arbeitsreichen Tag, während des Gebets vom Schlaf überwältigt worden war. Auf einen
kleinen Schlag auf die Schulter stand Vladika schnell auf und war in wenigen Minuten
für den Morgengottesdienst fertig.
Jeden Tag absolvierte der hl. Johann den vollständigen Gottesdienstzyklus bestehend
aus Mitternachts- , Morgen- und Abendgottesdienst. Auch wenn er krank war, und
unabhängig davon, wo er sich befand, sogar wenn er sich im Taxi oder im Zug befand;
die notwendigen Gottesdienstbücher hatte er, auch unterwegs immer bei sich. Täglich
zelebrierte der hl. Johann die göttliche Liturgie oder nahm zumindest an den Göttlichen
Mysterien teil. Er liebte es die Kranken zu besuchen, ihnen die Beichte abzunehmen
und die Göttlichen Mysterien zu reichen. Wenn der Zustand des Kranken kritisch war,
kam der hl. Johann zu jeder Tag- und Nachtzeit um am Bett des Krankenzu beten.
Sehr oft wurden seine Gebete erhört und der Kranke unabhängig davon wie schwer
seine Krankheit sein mochte, und die Ärzte ihn schon aufgegeben hatten, wieder
gesund. Auch die Gefängnisse besuchte der hl. Johann und feierte dort für die
orthodoxen Insassen die Göttliche Liturgie. Außerdem besuchte der hl. Johann die
Irrenhäuser. Er unterschied zwischen Geisteskranken und Besessenen.
Unerwarteterweise empfingen sie ihn ganz ruhig und freuten sich auf seinen Besuch. Er
gab ihnen die Göttlichen Mysterien und sie hörten ihm zu. Neben dem Dienst am
Nächsten bewältigte der hl. Johann auch die ganze bürokratische Administration seiner
Als es während der Japanischen Okupation lebensgefährlich war nachts das Haus zu
verlassen fuhr der hl. Johann fort zu jeder Nachtzeit alle Kranken und Bedürftigen zu
besuchen und wurde niemals angerührt. Noch mehr, als in dieser Zeit die Japaner
versuchten unter anderem auch die russ. Kolonie ihrem Willen gefügig zu machen und
bereits zwei Vorsitzende des russ. Emigrantenkomitees, die versucht hatten ihre
Unabhängigkeit zu bewahren, umgebracht worden waren, so daß als Folge davon
unter den russ. Emigranten große Verwirrung und Schreckenherrschte, erklärte sich
der hl. Johann, entgegen den Wahrungen russ. Kolaboranten mit den Japanern, selbst
zum Haupt der russ. Kolonie. Gegen Ende des Krieges wurden die russ. Geistlichen mit
Propaganda und Druck bearbeitet, um sich dem neuerwählten "Patriarchen", der von
den Sovjetkommunisten bevormundetenten Russischen Kirche zu unterstellen. Von
den damals noch lebenden 6 Hierarchen im fernen Osten unterstellten sich 5 dem
neuen Patriarchen. Nur der hl. Johann widerstand und blieb der Russischen
Auslandskirche treu. 1946 wurde er in den Rang eines Erzbischofs aller orthodoxen
Gläubigen in China erhoben.
Als die Kommunisten in China an die Macht kamen, waren die russ. Emigranten
gezwungen China zu verlassen. Die meisten emigrierten über die Philipinen. 1949
lebten an die 5OOO vom chinesischen Festland gekommene Flüchtlinge in einem Lager
der Internationalen Flüchtlings- organisation auf der Insel Tubabao in den Philippinen.
Diese Insel liegt in dem Bereich der gewöhnlich von jahreszeitlich bedingten Taifunen
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heimgesucht wird. Während des 27-monatigen Aufenthaltes der Lagerinsassen auf der
Insel wurde diese nur einmal von einem Taifun bedroht. Als einmal ein Russe seine
Angst vor Taifunen gegenüber einem Pilipienen äußerte antwortete dieser, daß es
keinen Grund zur Sorge gäbe"euer heilige Mann segnet euer Lager jede Nacht nach
alles vier Himmelsrichtungen. " Diese Worte bezogen sich auf den hl. Erzbischof
Johann, denn während seines Aufenthaltes auf der Insel wurde sie von keinem Taifun
getroffen; der einzige Taifun, der sich der Insel näherte teilte sich, auf die Gebete des hl.
Johann, vor der Küste in zwei Teile und zog auf diese Weise rechts und links an der
Insel vorbei, ohne Schaden zu tun, und vereinigte sich erst auf der gegenüberliegenden
Seite der Insel wieder. Erst nachdem das Lager zum größten Teil aufgelöst worden war
und noch 200 Personen übriggeblieben waren, wurde die Insel von einem furchtbaren
Taifun getroffen, der das Lager vollständig zerstörte.
Die meisten Flüchtlinge siedelten nach Amerika oder nach Australien über. Der hl.
Johann selbst reiste nach Washington D. C. , um für seine Landsleute die
Einreiseerlaubnis nach Amerika durchzubringen. Hierfür wurde extra ein Gesetz
geändert und fast das gesammte Lager kam in die "Neue Welt", Dank des Einsatzes des
Der hl. Erzbischof Johann Maximowitsch in Westeuropa
1951 bekam der hl. Erzbischof Johann die Erzdiozese Westeuropa mit den
Bischofssitzen in Paris und später in Brüssel. Hier bemühte er sich nicht nur um die
Russen in der Zerstreuung mit denselben Arbeiten wie vorher in Schanghaj, sondern
auch um Einheimische. Er nahm unter seine Verwaltung die Holländischeund die
Französische Orthodoxe Ortskirche und spornte sie an in der Orthodoxie
fortzuschreiten. Er zelebrierte die Göttliche Liturgie auf holländisch und auf französisch,
wie er sie früher auf griechisch und auf chinesisch zelebriert hatte und später auf
Das Interresse und die Verehrung für die Heiligen, deren Gedächtnis für den hl.
Johann unbegrenzt zu sein schien, weitete sich nun auch auf die Heiligen des Westens,
vor seinem Abfall von der Orthodoxie aus,die zum Teil nur örtlich verehrt wurden
und in keinem orthodoxen Kalender standen. Er sammelte ihre Viten und Bilder und
reichte eine Liste von ihnen beim Synod ein.
Der Ruf von der Heiligkeit des Erzbischofs Johann verbreitete sich sowohl unter
Orthodoxen wie unter Nichtorthodoxen. Viele Menschen bezeugten Wunder, die durch
die Gebete vom hl. Erzbischof Johann bewirkt worden waren. Zu Beginn seiner
Tätigkeit in Westeuropa, als der hl. Johann in Versailes wohnte dienten ihm zwei
anliegende Garagen in Paris als Kathedralkierche, bis ein passendes Haus gefunden
wurde, in welchem er eine Hauskirche einrichtete. Damals lief er noch häufig barfuß
und zelebrierte auch die Liturgie unbeschuht, vielleicht aus der starken Erfahrung der
Kreatürlichkeit des Menschseins in der unablässigen Vereinigung mit Gott durch das
immerwährende Gebet. Als die Synode ihm auf Beschwerden hin befahl in Zukunft