IMAGE db02.gif

177

27. Juli – Das Leiden des heiligen Großmärtyrers Panteleimon

- n. Ich aber werde, wenn ich für Ihn größere Qualen ertrage, von Ihm einen größeren

Lohn erhalten.“

Da befahl der Quäler, in einem großen Kessel Öl zu erhitzen und den Märtyrer

hineinzuwerfen. Als das Öl siedeteführten sie den Märtyrer zum Kessel, er aber hob

seine Augen zum Himmel und betete so:

„Höre, o Gott, meine Stimme, wenn ich zu Dir flehe, der Furcht vor dem Feind entreiße

meine Seele. Du hast mich beschützt vor der Rotte der Übeltäter, vor der Menge derer,

die Unrecht tun.“ (Ps. 63,2-3)

Als er so betete, erschien ihm der Herr in der Gestalt des Ermolaos, nahm ihn an der

Hand und ging mit ihm in den Kessel, und sogleich erlosch das Feuer und das Öl

erkaltete, der Märtyrer aber sang die Worte des Psalms: „Ich aber schrie zu Gott, und

der Herr hat mich erhört. Abends und morgens und mittag will ich es erzählen und will

es Ihm kundtun, und Er wird meine Stimme hören.(Ps. 54,17-18) Die Dabeistehenden

erstaunten über das Wunder, der Kaiser aber rief aus:

„Womit wird das enden, wenn auch das Feuer erlosch und das Öl erkaltete? Welcher

Marter werde ich diesen Zauberer übergeben?“ Die Dabeistehenden rieten:

„Soll er doch in die Tiefe des Meeres geworfen werden, er wird doch nicht das ganze

Meer behexen können, - sogleich wird er zugrunde gehen.“

Der Quäler befahl, daß so verfahren werden sollte.

Die Knechte griffen den Märtyrer, brachten ihn zu Meer, und setzen ihn in ein Boot,

nachdem sie ihm einen großen Stein um den Hals gebunden hatten. Als sie weit vom

Ufer weggeschwommen waren, warfen sie ihn ins Meer und kehrten selbst zum Ufer

zurück. Als der Heilige ins Meer geworfen war, erschien ihm wieder Christus, wie auch

das erste Mal in der Gestalt des Ermolaos und der Stein, der an den Hals des Märtyrer

gebunden war, wurde leicht wie ein Blatt, so daß Panteleimon sich mit ihm an der

Oberfläche des Meeres hielt und nicht versank, sondern genau [wie] auf dem

Trockenen auf den Wassern ging, geleitet wie einst der Apostel Petrus von der

(rechten) Hand Christi. Am Ufer stieg er heraus, indem er Gott besang und pries, und

trat vor den Kaiser. Der Kaiser staunte unsäglich über dieses Wunder und rief aus:

„Welcherart ist die Kraft deiner Zauberei, Pantoleon, daß du auch das Meer dir

dienstbar machtest?"

„Auch das Meer, -erklärte der Heilige, gehorcht seinem Gebieter und erfüllt Seinen

Willen.“

„Gebietest du denn auch über das Meer?“ fragte der Kaiser.

„Nicht ich, - antwortete der Märtyrer, sondern mein Christus,der Schöpfer und

Gebieter aller sichtbaren und unsichtbaren Natur. Er gebietet über den Himmel und die

Erde, und ebenso auch über das Meer: „Im Meer, da ging Dein Weg und Deine Pfade in

vielen Wassern.“ (vergl. Ps.. 76,20)

Hierauf befahl der Quäler, außerhalb der Stadt einen Zirkus mit wilden Tieren

vorzubereiten, u den Märtyrer den Raubtieren zum fraß zu übergeben. die ganze Stadt

versammelte sich zu diesem Schauspiel mit dem Wunsch zu sehen, wie die wilden Tiere

den schönen (vorzüglichen) und unschuldig leidenden Jüngling zerreißen würden.

Auch der Kaiser zeigte sich dort. den Märtyrer herbeiführend zeigte er mit demFinger

Dimitrij von Rostov

Verfasser:

Wachter, Stefan v.

Übersetzer:

IMAGE db02.gif

178

27. Juli – Das Leiden des heiligen Großmärtyrers Panteleimon

auf die wilden Tiere und sagte:

„Sie sind für dich vorbereitet. So höre mich, schütze deine Jugend, schone die Schönheit

deines Leibes und bringe den Götzen ein Opfer, sonst wirst du von den Zähnen der

wilden Tiere zerrissen eines grausamen Todes sterben.“

Der Heilige äußerte den Wunsch, lieber von den den wilden Tieren zerrissen zu werden

als einem solchen schlechten Rat und Befehl zu gehorchen. Und sie warfen ihn zu den

Tieren. Der Herr aber beschützte ihn auch hier, indem er dem Heiligen in der Gestalt

des Priesters Ermolaos erschien, versperrte die Rachen der wilden Tiere und machte sie

sanft wie Schafe, so daß sie zum Heiligen hinkrochen und seine Füße leckten. Er

streichelte sie mit der Hand und ein jedes von den Tieren bemühte sich, von der Hand

des Heiligen berührt zu werden, so daß sie einander drängten. Als das Volk dies sah,

geriet es außer sich undschrie laut: „Groß ist der Gott der Christen! Freigelassen

werden soll der unschuldige und gerechte Jüngling!“

Da sandte der Kaiser von übergroßem Zorn erfüllt die Soldaten mit entblößten

Schwertern gegen die, die Christus Gott verherrlichten, und viele aus dem Volk, die

Glauben an Christus gefaßt hatten, wurden getötet. Er befahl auch, alle wilden Tiere zu

töten. Als der Märtyrer dies sah, rief er aus: „Ehre sei dir Christus Gott, daßnicht nur

Menschen sondern auch Tiere für Dich sterben.

Und der Kaiser entfernte sich vom Ort des Schauspiels betrübt und zornig, den

Märtyrer aber warf er ins Gefängnis. Dieermordeten Menschen wurden von den

Ihrigen genommen und dem Begräbnis übergeben, die Tiere aber wurden den Hunden

und fleischfressenden Vögeln zum Fraß überlassen. Aber auch hier vollzog sich ein

großes Wunder: Diese Tiere lagen viele Tage ohne jede Berührung von den Hunden als

auch von den Vögeln, und darüberhinaus: Die Kadaver gaben keinen Geruch ab. Als

der Kaiser das hörte, befahl er, sie in eine tiefe Grube zu werfen und mit Erde

zuzuschütten. Für den Märtyrer aber befahl er, er schreckliches Rad zu bauen, das mit

scharfen Spitzen besetzt war. Als sie aber den Heiligen darauf banden und begannen

das Rad zu drehen, da zersprang das Rad durch die Wirkung einer unsichtbaren Kraft

in Stücke und verwundete viele , die in der Nähe standen, tödlich. Der Märtyrer aber

ging unverletzt vom Rad herunter und sang. Und Schrecken ergriff alle angesichts

eines solcher Wunder, durch welche Gott in der Gestalt seines Heiligen verherrlicht

wurde. Der Kaiser aber erstaunte und fragte den Märtyrer

„Wer lehrte dich, solch große Zaubereien zu vollbringen? Nicht in der Zauberei

sondern in der wahren christlichen Frömmigkeit wurde ich unterwiesen, durch einen

heiligen Mann, den Priester Ermolaos.“

„Aber wo ist dieser Lehrer dein Ermolaos? fragte der Kaiser. Wir wollen ihn sehen."

Der Märtyrer, der im Geiste erkannte, daß für Ermolaos die Zeit des Märtyrerkranzes

nahe gekommen war, antwortete dem Kaiser:

„Wenn die befiehlst, rufe ich ihn zu dir her.“

Und der Heilige wurde in Begleitung dreier ihn bewachender Soldaten geschickt,

Ermolaos herbeizurufen.

Als der Märtyrer zu jenem Haus kam, in dem der Priester wohnte, sah ihn der Starez

und fragte:

„Weswegen bist du gekommen, mein Sohn?“

„Der Herr und Vater, der Kaiser ruft dich.“

IMAGE db02.gif

179

27. Juli – Das Leiden des heiligen Großmärtyrers Panteleimon

„Du bist zur rechten Zeit gekommen, um mich zu rufen, - antwortete der Starez, - denn

die Stunde meines Leidens und Todes ist gekommen. In dieser Nacht nämlich erschien

mir der Her und kündete: - Ermolaos! Es gebührt dir für mich viel zu leiden - ähnlich

meinem Knecht Panteleimon.“

Mit diesen Worten ging der Starez freudig mit dem Märtyrer und trat vor den Kaiser.

Der Kaiser, fragte den Priester als er ihn sah nach dem Namen. Der Heilig aber nannte

seinen Namen und verbarg [dabei] nicht seinen Glauben, indem er sich mit lauter

Stimme als Christen bezeichnete. Der Kaiser fragte ihn wiederum so:

„Gibt es bei dir noch jemandem mit diesem Glauben?“

der Starez antwortete:

„Ich habe zwei Mitdiener, zwei wahre Diener Christi Hermippa und Hermokrat.“

Da befahl der Kaiser, auch diese vor ihn herbeizuführen und sagte diesen drei Dienern

Christi:

„Habt ihr Pantoleon von unseren Göttern abgebracht?“

„Christus Selbst, entgegneten sie,- unser Gott ruft diejenigen, die er würdig erachtet, zu

Sich und führt sie aus der Finsternis des Dämonenwahns zum Licht Seiner Erkenntnis“.

„Laßt jetzt, - schlug der Kaiser vor, - eure falschen Worte und bekehrt Pantoleon

wieder zu den Göttern, dannwird auch euch die erste Schuld vergeben werden und ihr

werdet von mir mit Ehren belohnt werden dermaßen, daß ihr mir die engsten Freunde

an meinem Hof werdet.“

„Wie könnten wir dieses tun?, fragten mit Festigkeit die Heiligen,- wenn wir uns auch

selbst dazu vorbereiten, mit ihm für Christus unseren Gott zu sterben?! Weder wir

noch er wird sich von Christus lossagen und noch weniger werden wir tauben und

leblosen Götzen Opfer darbringen.“

Dieses gesagt habend wandten sie alle ihre Gedanken zu Gott und begannen zu beten

ihre Augen zum Himmel erhebend. Und von oben erschien ihnen der Heilandund

sogleich geschah ein Erdbeben und jener Ort wankte.

„Seht, wie die Götter gegen euch zürnen,-rief der Kaiser aus,- sie erschüttern die Erde!“

„Du hast die Wahrheit gesagt,- stimmten die Heiligen zu,- daß von euren Göttern die

Erde erschüttert wurde, denn sie fielen von ihren Plätzen auf den Boden und

zersprangen, da sie durch die Kraft unseres Gottes , Der gegen euch zornig wurde,

niedergeworfen wurden!“

Als sie so sprachen, kam zum Kaiser ein Bote vom Tempel gelaufen mit der Nachricht,

daß all ihre Götzen (Idole) auf die Erde gefallen waren und zu Staub zertrümmert

waren. Der verstandlose Herrscher aber, der in all diesem nicht die Kraft Gottes sah,

sondern eine Zauberei der Christen, rief aus:

„Wahrlich, wenn wir diese Zauberer nicht allerschnellstensverderben, dann wird die

ganze Stadt durch sie zugrunde gehen.“

Er befahl, Panteleimon ins Gefängnis wegzuführen, den Starez Ermolaos aber und mit

ihm seine zwei Gefährten verurteilte er,- nachdem sie vielen Martern unterzogen

worden waren- zur Enthauptung mit dem Schwert. So vollendeten der Priester

Ermolaos und die mit ihm dieneenden Hermippa und Hermokrat ihre Askese (Podwig)

als Märtyrer und traten zusammen vor die Heilige Dreiheit in der himmlischen

Herrlichkeit.

Nach der Ermordung der drei heiligen Märtyrer befahl der Kaiser den heiligen

IMAGE db02.gif

180

27. Juli – Das Leiden des heiligen Großmärtyrers Panteleimon

Panteleimon vorzuführen und wandte sich zu ihm mit folgenden Worten:

„Viele brachte (wandte) ich von Christus zu unseren Göttern, du allein willst mir nicht

gehorchen. Auch dein Lehrer Ermolaos mit seinen beiden Freunden beugt sich den

Göttern und brachte ihnen ein Opfer dar, und ich belohnte sie mit einem ehrenvollen

Amt an meinem Hof. Verfahre auch du so, um mit ihnen gleiche Ehre zu erhalten.“

Der Märtyrer aber , der in seinemGeist wußte, daß die Heiligen [das irdische Leben]

vollendet hatten, fragte den Kaiser:

„Befiehl ihnen hierher zu kommen, damit ich sie vor mir sehe.“

„Sie sind jetzt nicht hier,- log der Kaiser,- denn ich sandte sie in eine andere Stadt, wo

sie einen großen Reichtum empfangen.“

„Schau, gegen deinen Willen hast du die Wahrheit gesagt,-erklärte ihm der Heilige,- du

sandtest sie von ihr, indem du sie dem Tod übergabst, und sie gingen wirklich hinweg

in die himmlische Stadt Christi, um die Reichtümer zu empfangen, die kein irdisches

Auge sehen kann.“

Als der Kaiser sah, daß der Märtyrer auf keine Weise zur Unredlichkeit zu bewegen

war, befahl er, ihn grausam zu schlagen und nachdem er schlimme Wunden

empfangen hatte, verurteilte er ihn zum Tod, indem sie ihm mit dem Schwert das

Haupt abtrennen sollten, seinen Körper aber befahl er, dem Feuer zu übergeben. Und

die Soldaten ergriffen ihn undführten ihn zur Enthauptung aus der Stadt heraus.

Der Heilige sang auf dem Weg zum Tod den Psalm Davids: Oft haben sie mich

bekämpft von meiner Jugend an ..doch sie wurden meiner nicht mächtig. Auf meinem

Rücken ...trieben die Sünder ihr Unrecht“ Und so bis zum Ende der Worte dieses

Psalms. Als die Soldaten den Märtyrer eine gewisse Entfernung aus der Stadt hinaus

geführt hatten, kamen sie an den Ort, an dem es den Herrn gefiel, daß sein Diener

verscheiden sollte, sie fesselten Panteleimon an einen Ölbaum und herangetreten

schlug der Scharfrichter den Heiligen mit dem Schwert auf den Nacken, aber das Eisen

bog um wie Wachs, der Körper des Heiligen aber empfing keinen Schlag, denn er hatte

seine Gebete noch nicht vollendet.

Die Soldaten riefen in Schrecken:

„Groß ist der Gott der Christen!“

Und dem Heiligen zu Füßen fallend baten sie:

„Wir bitten dich , Knecht Gottes! bete für uns, auf daß unsere Sünden vergeben

werden, was wir dir auf Befehl des Kaisers angetan haben.“

Als der Heilige betete, ertönte eine Stimme vom Himmel, die zu ihm gewandt war und

seine Namensänderung bekräftigte. Denn statt Pantoleon nannte ihn der Herr

Panteleimon und verlieh ihm so offenbar die Gnadengabe, allen, die in Nöten und

Leiden zu ihm flüchten, Erbarmen zu vermitteln. Und der Herr rief ihn zum Himmel.

Der Heilige befahl - von Freude erfüllt- den Soldaten, ihn mit dem Schwert zu

enthaupten. Aber diese wollten nicht, denn die fürchteten sich und Schrecken hatte sie

befallen. Da wandte der Heilige sich mit folgenden Worten an sie:

„Wenn ihr das euch aufgetragene nicht ausführt, werdet ihr das Erbarmen meines

Christus nicht empfangen.“

Die Soldaten traten heran und küßten zuerst seinen ganzen Körper. Dann beauftragten

sie einen - und er trennte dem Märtyrer das Haupt ab und anstelle Blutes floß Milch

heraus. Der Ölbaum aber bedeckte sich von dieser Minute an von der Wurzel bis zum