10. Dezember – Das Leben des Heiligen Bischofs Joasaph von Bjelgorod
geheimen Almosen. Als er einmal vor dem Fest der Geburt Christi in solcher Gestalt
nach Hause zurückkehrte, rief ihn der Türhüter am Tor an. Der hl. Bischof wünschte
nicht erkannt zu werden und wollte an ihm vorbei durchgehen. Aber der Türwächter
konnte ihn fassen und begann, ihn auszufragen. Der Vladyka (Gebieter) versuchte, sich
zu entwinden und erhielt einige starke Schläge in den Rücken, nach denen er kaum
noch nach Hause gehen konnte. Danach wurde er krank. Der Pförtner aber wurde von
Vorausfühlend, daß seine Zeit nicht lang sein werde, beeilte sich der hl. Bischof Joasaph,
Gutes zu tun und sein Leben mit christlichen Werken der Askese (Podwig) anzufüllen.
Er gedachte beständig der unausweichlichen Stunde des Todes und bereitete sich auf sie
vor. Während der Darbringung des unblutigen Opfers vergoß er Tränen. Der
Zellendiener, der zu ihm mit dem Vortrag über die morgendlichen und abendlichen
Gebete kam, traf ihn betend an. Bei jedem Schlag der Stunden sprach der hl. Bischof ein
Gebet, zu dem sich zu flüchten er auch anderen empfahl. Das Gebet heißt allstündliches
Gebet des hl. Joasaph und viele üben es. Hier sind seine Worte: „Gepriesen sei der Tag
und die Stunde, in der mein Herr, Jesus Christus, um meinetwillen geboren wurde, die
Kreuzigung erduldete und den Tod erlitt. O, Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, in der
Stunde meines Todes nimm den Geist Deines Dieners, der auf Wanderung ist, auf –
durch die Gebete Deiner Allreinen Mutter und aller Deiner Heiligen, denn gepriesen
bist Du in Ewigkeit. Amen.“
In seinem letzten Lebensjahr beschloß er, in der Heimat zu bleiben und sagte
mehrmals. daß er nicht nach Bjelgorod zurückkehren werde. Er befahl, bei der
Dreieinigkeitskathedrale ein steinernes Grabgewölbe zu bauen und ordnete an, es zum
Herbst fertigzustellen. Im Mai 1754 zelebrierte der hl. Bischof in der Kathedrale die
letzte Liturgie und verabschiedete sich von seiner Herde, indem er bat, seine
Versündigungen zu vergeben, und vergab (löste) alle, die ihm Unrecht getan hatten.
Die Einwohner der Stadt begleiteten ihn bis zu jenem Berg, an dessen Fuß die Stadt
liegt. Aus der Kutsche aussteigend segnete der Hl. Joasaph die Stadt. An dieser selben
Stelle trafen sie ein halbes Jahr später seinen Sarg.
Der Greis Andrej Gorlenko, der sein Vermögen unter den Söhne aufgeteilt hatte, lebte
in einer kleinen Zelle, die er sich im Wald unweit von Priluk erbaut hatte. Zur Familie
reiste er an großen Feiertagen, um gemeinsam in der Kirche zu weilen. Seinen Sohn
erwartend reiste er nach Priluka.
Um das bischöfliche Amt zu ehren, wollte er dem Sohn mit den Zeichen höchster
Achtung begegnen, aber er wollte auch nicht seine väterliche Würde erniedrigen. Als
die Kutsche heranfuhr, verlor der Vater herantretend irgendwie unerwartet den Stock
und verneigte sich, um ihn aufzuheben, vor dem Sohn zum Boden. Der hl. Bischof
verstand die Absicht des Vaters und, nachdem er sich mit Tränen zu ihm
niedergeworfen hatte, hob er selbst den Stock auf. Sie sprachen beide zusammen lange
in einem abgeschiedenen Zimmer, wo sich der Vater immer aufhielt, und der hl.
Joasaph ging mehrmals in seine Waldeinsiedelei.
Bei diesem letzten Wiedersehen mit seinen Verwandten zeigte der hl. Bischof noch
einmal seinen beständigen Eifer für die Kirche. Auf einem der Landgüter (Besitzungen -
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Seitenkapelle o.ä.) dieser Kirche, der schon geweiht war, blieb unfertig und ohne Dach.
Als er davon erfuhr, bemerkte der hl. Bischof streng zu seinen Verwandten, daß sie sich
wohl um die Annehmlichkeit ihrer Wohnung kümmern, aber nicht an das Gotteshaus
denken. Er erhielt von ihnen das Versprechen, die Kapelle bald fertigzubauen. Ein
anderes Mal bemerkte er, als er zur Zeit der Proskomidie in die Kirche kam, wohin die
Prosphoren aus dem Haus seiner Eltern gebracht wurden, daß sie zwar aus
Weizenmehl, aber nicht aus weißem – wie es sich gehört – sondern aus dunklem Mehl
gebacken waren. Er untersagte dem Priester die Liturgie fortzuführen, nahm eine
Prosphora mit sich und zeigte sie der Mutter und der Frau des Bruders, indem er diese
Nachlässigkeit streng tadelte.
Auf dem umgekehrten Weg verweilte der hl. Joasaph im Kloster von Mgarijund
erfreute sich im Herzen an den Früchten seiner Mühen. Die Kathedralkirche war
vollendet und war am 22. April diesen Jahres vom Kiewer Metropoliten geweiht
worden. Es war ein ??? (raka) für die ehrwürdigen Gebeine des hl. Patriarchen
Athanasij errichtet worden, vor dem er jetzt heiß betete, um seinen in diesem Leben
letzten Segen zu erbitten.
Auf dem Weg nach Bjelgorod machte der hl. Bischof bereits im Gebiet seiner Diözese
wegen einer Krankheit in dem Ort Graiworon (später Kreisstadt des Kursker
Gouvernement) Halt, der dem bischöflichen Haus gehörte. Hier war vom hl. Bischof
ein kleines Kloster mit Wohnräumen für den Bischof ausgebaut worden. Die Krankheit
verstärkte sich. Weil sie darüber Nachricht erhalten hatten, trafen die Mutter des
Gebieters (Vladyka),sein Bruder Andrej und seine Schwester Praskowja Andrejewna
Kwitko ein. Den hl. Joasaph verließen merklich die Kräfte und sich zur Schwester
wendend sprach Worte, die die niemandem bekannten Askesemühen (Podwig) des
Anfangs seines mönchischen Lebens offenbarten: „Die harten Askesemühen des
Anfangs lassen mich nicht ein hohes Lebensalter erreichen.“
Als die Schwester ihn später bat, für sie und ihre Kinder zu beten, wenn er Gottes
Erbarmen beim Herr finde, da antwortete der heilige Bischof mit Tränen, daß er selbst
mehr als andere jetzt des Gebetes bedürfe, denn er bereite sich auf einen mühevollen
Seinen Zellendienern sagte der hl. Bischof voraus, was ihnen im Leben hauptsächlich (?)
Nachdem er sich durch Ölweihe (Krankensalbung), Beichte und Empfang der hl.
Geheimnisse (Sakramente) des Herrn auf den Übergang in das ewige Leben
vorbereitet hatte, verschied der hl. Joasaph am 10. Dezember 1754 um 4 Uhr und 20
Minuten nachmittags. In der Stunde seines Endes sah der Abt des unweit von
Graiworon gelegenen Klosters Chotmysch, Jesajas im Schlaf, daß er mit dem hl. Bischof
in Bjelgorod am Fenster steht und der hl Joasaph auf die aufgehende hell leuchtende
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Sonne zeigend sagte: „So leuchtend wie diese Sonne ist, so stehe ich in dieser Stunde
vor dem Thron Gottes.“ Der Igumen (Abt) erwachte und sandte sogleich einen Eilboten
nach Graivoron, um Nachricht über die Gesundheit des schwerkranken Gebieters
(Vladyka) zu erhalten. Der Gesandte kehrte mit der Nachricht zurück, daß der hl.
Joasaph eben in jener Stunde verschieden war, die der Abt genannt hatte.
Als die Verwandten zum greisen Vater des hl. Bischofs eilten, um ihn auf die bittere
Kunde vorzubereiten, da sprach dieser, ohne auf ihre Worte zu warten: „Ich wußte,
daß ihr mit der Nachricht vom Tod meines Sohnes Joasaph gekommen seid. Denn das
habe ich vor euch erfahren. Am 10. Dezember abends wurde mir eine Stimme zuteil
(?): „Dein Sohn, der hl. Bischof, ist gestorben.“ Und plötzlich kam ihm klar zu
Erinnerung die geheimnisvolle Erscheinung der Gottesmutter und des Engels, der dem
betenden Sohn die bischöfliche Mantia anlegte. Hierüber berichtete er Als Ersten der
Als der Sarg mit seinen sterblichen Überresten an die Stelle kam, von wo der hl.
Joasaph Bjelgorod gesegnet hatte, überdeckte (?) das Klagegeschrei der Armen, denen
er heimlich geholfen hatte, den kirchlichen Gesang.
Die Hinterlassenschaft des Bischofs bestand in 70 Kopeken Kupfergeld, und das
Konsistorium fragte beim Synod an, womit man ihn beerdigen solle. Es wurde
angeordnet, 300 Rubel aus dem Reservevermögen des bischöflichen Hauses zu
nehmen. Der Leib des hl. Joasaph, der nicht der Verwesung unterworfen war, blieb bis
Mitte Februar in der Kathedrale und unbeerdigt in der Erwartung der Ankunft eines
Bischofs zum Begräbnis. Noch wußte niemand in der Stadt, werden
Begräbnisgottesdienst feiern werde, denn der hl. Joasaph war drei Personen im Traum
erschienen und hatte gesagt: „Der Koslovitsch wartet sehr lange mit dem Begräbnis.“
Es zeigte sich, daß später Vladyka Ioann (Koslovitsch) geschickt wurde, der Bischof von
Pereslavl und Borispol, der durch das Flußhochwasser [nach der Schneeschmelze]
Der hl. Bischof wurde in der Gruft der Dreieinigkeitskathedrale begraben, die später
zum Kloster von Bjelgorod gehörte. Gemäß seinem Vermächtnis wurde dort mit den
Mitteln seines Bruders ein Altar errichtet und es wurden Liturgien mit Totengedenken
für den hl. Bischof gefeiert.
Die Unvergänglichkeit der Gebeine des hl. Bischofs Joasaph wurde schon zwei Jahre
nach seinem Ableben entdeckt. Seit jenen Jahren begaben sich Kranke zu seinem Grab
Während der Regentschaft des Kaisers Nikolaus II. fand am 4. September 1911
entsprechend dem Beschluß des hl. Synods die feierliche Verherrlichung der
unverwesten Gebeine des hl. Bischofs Joasaph statt, die von einer übergroßen Zahl von
Wundern begleitet wurde, als sich gemäß dem Zeugnis eines am Fest teilnehmenden
Bischofs: „vor den Augen das Bild des Evangeliums wiederholte: die Blinden sahen, die
Lahmen begannen zu hören und die Lahme standen auf.“
Geliebter Bischof Christi Gottes, ein Maß des Glaubens und ein Vorbild der
Barmherzigkeit warst du den Menschen, durch Wachen, Fasten und Gebet, strahltest
du wie ein überheller Leuchter auf und wurdest von Gott als herrlich erwiesen. Im
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Körper in Unverweslichkeit ruhend und im Geiste vor Gottes Thron stehend strömst
Du überherrliche Wunder aus, bitte Christus Gott, auf daß Er unser Vaterland in
Orthodoxie (Rechtgläubigkeit) und Frömmigkeit stärke und unsere Seelen rette.
Wer erkundet die vielartigen christlichen Mühen (Podwigi) deines Lebens: wer zählt die
vielgestaltigen Gnadenwerke Gottes, die du zeigtest. Da wir um deinen Freimut bei der
Allreinen Gottesgebärerin und Dem Allgütigen Gott gut wissen, rufen wir in Rührung
des Herzens zu dir: Entziehe uns nicht deine Hilfe und Fürsprache, heiliger Bischof
Christi und Wundertäter Joasaph.
Übersetzt aus: "Zitija Svjatych", russ.,
Kloster d. hl. Hiob v. Pocaev, München 1953.
© Stefan v. Wachter, München 2001
Der geistliche Erstmärtyrer von Amerika Juvenali
Der hl. Juvenali kam im Jahre 1761 als Bergarbeitersohn in Ekaterinburg zur Welt. Als
Ingenieuroffizier diente er bis zu seinem 30. Lebensjahr in den staatlichen Bergwerken.
Erst dannach hatte er, unter der damaligen Gesetzgebung, die Möglichkeit die Welt zu
verlassen und in ein Kloster einzutreten, was schon lange sein Wunsch gewesen war.
Im Walaamkloster wurde der hl. Juvenali Novize und erfüllte alle Gehorsamsdienste
mit solchem Eifer, das er zur Mission in Amerika ausgewählt wurde. Auf dem Weg
nach Amerika,wurde er im Jahre 1793 in der Alexander-Newskij Kathedrale in Sankt
Petersburg zum Hieromonch geweiht. Nach einem Jahr erreichten die Missionare
Alaska, die von den Einheimischen bereits herbeigesehnt wurden. Innerhalb der ersten
Monate ließen sich an die 7000 Menschen taufen. Im Jahre 1795 begann der hl. Juvenali
zusammen mit einem Dolmetscher eine längere Missionsreise entlang der Südküste
von Alaska. Viele Taufen und Trauungen vollziehend gelangte er immer weiter nach
Norden, bis in die Nähe der Ortschaft Quinhagak im Kuskomkwim Bai. Hier traf er auf
ein Jägergruppe unter der Führung eines Schamanen, an die er sogleich sein Wort
richtete. Der Schamane bezeichnete ihm aber zu schweigen, da er den hl. Juvenali
wegen seines metallenen Kreuzes, für einen feindlichen Schamanen der
gegenüberliegenden Pazifikseite hielt. Auf der amerikanischen Seite waren, aus Mangel
an Rohstoffen metallene Gegenstände nämlich nicht üblich. Dann befahl der Schamane
seinen Jägern den hl. Juvenali und seinen Begleiter zu töten. Dem hl. Juvenali gelang es
noch sich zu bekreuzigen und seine Mörder zu segnen, dann wurde er vom Pfeilhagel