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2. Oktober – Das Leben des heiligen Andreas, des Narren um Christi willen.

willst, so tritt in den Zweikampf mit diesem schwarze Äthiopier und wenn du ihn

besiegst, empfange von mir die Kränze, die du siehst.“

Als er dies hörte, wurde

Andreas von Entschlossenheit erfüllt und sagte dem Jüngling:

„Glaube mir, daß ich das von dir Gesagte tue, belehre mich nur über seine Listen.“

Der Jüngling sagte:Weißt du etwa nicht, worin sein Witz (Gewandtheit)

besteht? Haben die Äthiopier nicht ein schreckliches und grauenvolles Aussehen? Aber

trotzdem sind sie schwach an Kräften. Fürchte nicht seine riesige Gestalt und seinen

schrecklichen Anblick. Er ist schwach und faul wie angefaultes Gras!“

Der wunderschöne Jüngling stärkte mit diesen Reden Andreas und begann, ihm zu

lehren, wie mit dem Äthiopier zu kämpfen sei. Er sprach:

„Wenn der Äthiopier dich packt und beginnt, mit dir zu kämpfen, fürchte dich nicht,

sondern umgreife ihn kreuzförmig, und du wirst die Hilfe Gottes sehen.“

Darauf trat der Selige nach vorne und schrie mit lauter Stimme zum Äthiopier:

„Komm hervor zum Kampf!“

Furcht einjagend und drohen kam der Äthiopier herbei, packte Andreas und während

des Verlaufs einer ziemlich langen Zeit warf er Andreas bald auf die eine, bald auf die

andere Seite. Die Äthiopier begannen, Beifall zu klatschen, die in weiße Gewänder

Gekleideten aber schienen gleichsam zu erbleichen, als ob sie fürchteten, daß dieser

Äthiopier Andreas zur Erde niederwerfe. Andreas war schon vom Äthiopier

überwunden, aber sich wieder aufrichtend warf er sich kreuzförmig gegen ihn. Der

Dämon stürzte um wie ein gewaltiger abgehauener Baum und schlug beim Fall mit der

Stirn an einen Felsen und schrie: „Weh, oh Weh!“ Die in weiße Gewänder Gekleideten

gerieten in Freude. Sie hoben Andreas auf ihren Händen empor, begannen, ihn zu

küssen und feierten seinen Sieg über den Äthiopier.

Da wandten sich die schwarzen Krieger mit großer Bestürzung (Schande?) zur Flucht,

der wunderschöne Jüngling aber überreichte Andreas die Kränze und sprach, indem er

ihn küßte: „Gehe hin in Frieden! Von nun an wirst du unser Freund und Bruder sein.

Geh aber zur Askese (heiligen Mühe der Tugend): sei nackt und narrenhaft um

Meinetwillen.

Und du wirst am Tag meines Reiches als Teilhaber meiner Güter erscheinen.“

(Anmerkung: Narrentum bedeutet eigentlich Verrücktheit. Das Narrentum in Christus

stellt eine besondere, überaus hohe Art des christlichen Asketentums dar. Die von

glühendem Eifer und flammender Liebe zu Gott beseelten Narren um Christi willen

begnügen sich nicht mit allen anderen Entbehrungen und Selbstverleugnungen

(-entsagungen?) sondern entsagen der Haupteigenschaft des Menschen in der Reihe

der irdischen Wesen, nämlich dem gewöhnlichen Gebrauch des Verstandes, indem sie

freiwillig das Aussehen eines irrsinnigen Menschen annehmen, der nicht das Gefühl des

Anstandes oder der Scham kennt, und der sich manchmal anscheinend anstößige

Handlungen erlaubt. Sich bei vollem Bewußtsein als geisteskrank (des Verstandes

beraubt) darstellend, unterzogen sich die Narren in Christus unaufhörlichen

Beleidigungen und waren fast verlassen und ausgestoßen; in der Gesellschaft lebend

waren sie doch nicht weniger einsam als die in der wilden Einöde Lebenden. Indem sie

vollständig auf jede Gemeinschaft, jegliche Annehmlichkeiten und Güter des Lebens

verzichteten, frei waren von jeglicher Bindung an Irdisches, keine bestimmte

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2. Oktober – Das Leben des heiligen Andreas, des Narren um Christi willen.

Zufluchtsstätte hatten und allen Zufälligkeiten eines obdachlosen Lebens ausgesetzt,

waren diese Erwählten Gottesgleichsam Fremdlinge aus einer anderen Welt. Speise,

Kleidung und Behausung schien für sie keine existentielle (?) Erfordernis und keine

unentbehrliche Ausrüstung des Lebens zu sein. Bei all diesem bewahrten die Narren

immer den erhabenen Geist und wandten unablässig die Augen ihres Verstandes und

Herzens zu Gott, indem sie beständig im Geist vor Ihm brannten. Da sie unschuldig so

viel Kränkung und Entbehrung ertrugen, waren sie dem geistlichen Hochmut

entfremdet, indem sie sich selbst für große Sünder hielten. Das Narrentum um Christus

willen ist ein freiwilliges, beständiges Martyrium, ein beständiger Kampf gegen sich,

gegen die Welt und den Teufel, und dieser Kampf ist der schwerste und grausamste. –

Obwohl sie anscheinend des einfachen, gesunden Menschenverstandes beraubt waren,

vollbrachten die Narren dennoch derartige bürgerliche (soziale) Werke der Liebe, wie

sie anderen Menschen unerreichbar waren. Indem sie sich nicht scheuten, jedermann

die Wahrheit in´s Gesicht zu sagen, überführten oder entblößten sie mit ihren Worten

oder ihrem ungewöhnlichen Vorgehen Ungerechte und Sünder, oft Mächtige und

Starke der Welt oder erfreuten und trösteten fromme und gottesfürchtige Menschen.

Die Narren verkehrten nicht selten unter den verdorbensten Gliedern der Gesellschaft

mit dem Ziel, sie zu bessern und zu retten, und viele solcher Verstoßener kehrten auf

den Weg der Wahrheit und des Guten zurück. Weil sie die Gabe,Zukünftiges

vorherzusagen, hatten, bewahrten sie durch ihre Gebetenicht selten Mitbürger vor

ihnen drohendem Elend und wandten von ihnen den Zorn Gottes ab. – Bei allen

Schwierigkeiten forderte das Narrentum von den den heiligen Asketen auch hohe

Weisheit,um ihre Ruhmlosigkeitzur Ehre Gottes und zur Auferbauung des Nächsten

zu wenden, damit im Lächerlichen nichts Sündiges Einlaß fand, im Ungewöhnlichen

(Aufsehen erregenden, nicht Wohlanständigem) nichts Anstößiges oder Beleidigendes

für andere. – Die ersten Kämpfer Christi (Podwischniki) des Narrentums (???)

erschienen sehr früh in der Wiege des uranfänglichen Mönchtums – Ägypten – in der

zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts.)

Als er dieses von diesem wunderbaren Jüngling gehört hatte, erwachte der selige

Andreas vom Schlaf und wunderte sich über diese ungewöhnliche Erscheinung im

Schlafe. Von dieser Zeit an wurde er zum Narren in Christus.

Als er am nächsten Tag vom Schlaf aufgestanden war, betete er,nahm ein Messer und

ging zu einem Brunnen; dort legte er seine Kleider ab, und zerschnitt – sich stellend als

ob er den Verstand verloren habe – sie in Stücke. Am frühen Morgen kam ein Koch,

um Wasser zu holen, zum Brunnen und erblickte Andreas gleichsam außer sich. Er ging

und berichtete darüber ihrem Herrn. In Trauer über Andreas ging sein Herr zu ihm

und fand ihn gleich einem Irrsinnigen, der nicht vernünftig redete. In der Annahme,

daß Andreas von einem Dämon besessen (ergriffen) sei, legte er ihm eiserne Ketten an

und befahl, ihn zur Kirche der heiligen Anastasia zu führen. Andreas stellte sich im

Verlauf des Tages dar als einer, der den Verstand verloren hat, nachts aber betete er zu

Gott und der heiligen Anastasia. In der Tiefe seines Herzens sann er darüber nach, ob

das begonnene Werk Gott gefällig sei oder nicht, und er wollte darüber einen Hinweis

erhalten.

Als er so nachdachte, stellte es sich ihm in einem Gesicht dar, daß fünf Frauen und ein

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2. Oktober – Das Leben des heiligen Andreas, des Narren um Christi willen.

weißgewandeter Alter gingen, indem sie heilten und Kranke besuchten. Sie kamen

ebenso zu Andreas und der Alte sagte zu der ältesten Frau:

„Herrin Anastasia! Warum

heilst du ihn denn nicht?“

–„Meister!– antwortete die Frau: Ihn heilt Derjenige, Der zu

ihm sagte: „Werde um Meinetwillen närrisch, und am Tag Meines Reiches wirst du ein

Teilhaber vieler Güter sein.“ Er bedarf keiner Heilung.“ Sie sagten dieses und gingen in

die Kirche, von wo sie nicht wieder zurückkehrten, obwohl Andreas ihnen nachsah

solange als bis man zum Morgengottesdienst zu schlagen (läuten) begann . Da verstand

der selige Andreas, daß seine Askese (Podwig) Gott wohlgefällig war, er freute sich im

Geiste und begann, sich noch eifriger zu mühen – nachts im Gebet, tagsüber aber in der

heiligen Mühe (Askese, Podwig) des Narrentums.

Als eines Nachts der selige Andreas nach seiner Gewohnheit in der Tiefe seines Herzens

Gott und der heiligen Märtyrerin Anastasia Gebete emporsandte, kam zu ihm in offen

sichtbarer Gestalt der Teufel mit einer Vielzahl von Dämonen, die Streitäxte hielten: die

übrigen Dämonen trugen Messer, Hölzer (?), Pfähle und Spieße so als ob sie

beabsichtigten, den Seligen zu ermorden. Es erschien auch der frühere Äthiopier in der

gleichen Gestalt wie als er mit Andreas kämpfte und schrie schon von weitem gegen

ihn. Sich auf den Heiligen stürzend wollte er ihn mit dem Beil, das er in en Händen hielt

, zerschneiden. Hinter ihm sprangen auch alle übrigen Dämonen. Der Heilige rief mit

Tränen die Hände erhebend zum Herrn:

„Übergib nicht den wilden Tieren die Seele, die DirVerherrlichung und Ehre

emporsendet!“

Dann rief er wieder: „Heiliger Apostel Johannes, der Theologe, hilf mir!“

Und siehe ein Donnern erhob sich, eine Menge von Menschen erschien und der schöne

Alte, dessen Angesicht heller als die Sonne war, trat vor und mit ihm eine große Menge

Knechte. Drohend und streng sagte er zu den mit ihm gekommenen:

„Schließt das

Tor, damit nicht einer von ihnen flüchte!“ Sofort schlossen sie die Tür und alle Äthiopier

waren gefangen. Und Andreas hörte wie ein Dämon im Geheimen zu seinem

Gefährten sagte:

„Verflucht sei die Stunde, zu der wir uns verleiten ließen; Denn unbarmherzig ist

Johannes und er wird uns grausam quälen!“

Der heilige Johannes aber befahl den mit ihm Gekommenen Leuten, die in weiße

Gewänder gekleidet waren, von Andreas die eisernen Fesseln abzunehmen. Dann

stellte er sich hinter das Torund sagte: „Führt die Äthiopier zu mir – einen nach dem

anderen.“ Sie führten den ersten Dämon (bösen Geist) herbei und breiteten ihn auf die

Erde aus. Der Apostel nahm die Kette, bog sie dreimal und gab dem Dämon hundert

Schläge. Der Dämon aber schrie wie ein Mensch: „Erbarme dich meiner!“

Danach

spannten sie den zweiten Dämon [auf die Erde[ aus, und er wurde ebenso Schlägen

unterzogen; danach den Dritten – und er empfing ebensoviel Schläge. Die Schläge aber,

mit denen der Herr die Dämonen versah, waren nicht scheinbare sondern wirkliche

Strafen, die dem dämonischen Volk Leiden bereiteten. Dann, als alle Äthiopier auf diese

Weise gestraft worden waren, sprach Johannes zu ihnen:

„Geht weg und zeigt

eurem Vater, dem Satan, die euch beigebrachten Wunden – das wird ihm angenehm

sein!“

Nach diesem, als die in weiße Gewänder Gekleideten weggingen und die Dämonen

verschwanden, trat der schöne Alte zum Knecht Gottes Andreas und sagte zu Ihm,

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2. Oktober – Das Leben des heiligen Andreas, des Narren um Christi willen.

nachdem er die Ketten an seinen Hals gelegt hatte:

„Du siehst, wie ich dir zu Hilfe geeilt bin: denn ich trage viel Sorge um dich, weil mir

Gott die Sorge um dich übertragen hat. Deswegen halte aus: bald wirst du entlassen

werden und wirst nach deinem Willen wandeln (gehen)wie es dir gefällt.“

„Mein

Herr, – sprach Andreas,– wer bist du?“

Der Alte antwortet:„Ich bin der, der an der Brust des Herrn lag.“ (siehe das

Evangelium nach Joh. 13 die Verse 22; und Kap. 21,20.)

Dieses sagend erleuchtete er wie ein Blitz und verschwand aus den Augen des

Jünglings. Der selige Andreas aber pries Gott dafür, daß Er ihm Seinen geliebten Jünger

zu Hilfe gesandt hatte.

Nach der Erscheinung des hl. Johannes des Theologen, dem Gespräch mit ihm und den

den Dämonen beigebrachten Qualen, legte sich der selige Andreas, der wie vorher

gefesselt war und zu schlafen begehrte, nieder. Und gerade in diesem Moment geriet er

in einen erregten Zustand. Er sah sich in kaiserlichen Gemächern. Auf dem Thron saß in

großer Herrlichkeit der König, der Andreas zu sich rief und fragte:„Wünschst du mit

ganzer Seele für Mich zu arbeiten?“

Andreas antwortete: „Ich wünsche es, Herr!“

Der König gab ihm etwas überaus Bitteres zu kosten und sagte dabei:

„Solcherart ist der schmerzvolle Weg derer, die Mir in dieser Welt dienen.“

Danach gab Er Andreas etwas zu kosten, das weißer als Schnee und süßer als Manna

war. Diese kostend wurde Andreas fröhlich und vergaß die erste Speise. Und der König

sagte zu ihm:

„Solche Speise habe ich für die, die Mir dienen und tapfer bis zum Ende aushalten

(erdulden). Und du vollbringe wie angefangen tapfer deine Askese (Podwig): Denn

nachdem du in diesem Leben ein wenig Leiden ertragen hast, wirst du ewig verweilen

im nicht endenden Leben.“

Vom Schlaf erwacht, gelangte Andreas zu dem

Gedanken, daß die von ihm geschaute erste Speise – die Bittere – die Geduld in der

hiesigen Welt darstellt, die letztere Süße aber das ewige Leben.

Der Herr von

Andreas behielt ihn während der nächsten vier Monate bei sich, danach aber entließ er

ihn in die Freiheit. Sich als geisteskrank stellend begann Andreas auf den Straßen zu

wandern. Er ging durch die Stadt „entbehrend (Not leidend), trauernd, beschimpft,

dessen die ganze Welt nicht wert war“ (Hebr. 11.37-38). Die Einen lachten über ihn wie

über einen Dummkopf, die Anderen stießen ihn von sich, ihn verabscheuend wie

stinkendes Aas, wieder andere hielten ihn für von einem Dämon besessen. . Die kleinen

Kinder verspotteten und schlugen den Seligen. Er aber ertrug alles und betete für die

ihn Beleidigenden.

Wenn einer von den mildtätigen, die Armen Liebenden Andreas ein Almosen gab,

nahm er es an und gab es aber an andere Arme weiter. Dabei verteilte er so, daß

niemand wußte, wer das Almosen gab. In Zorn auf die Armen und gleichsam als ob er

wünschte sie zu erschlagen warf er ihnen wie ein Narr das Geld, das er in den Händen

hielt, in´s Gesicht, und die Armen sammelten es auf. Manchmal hungerte er eine ganze

Woche, aber wenn sich niemand fand, der ihm eine Scheibe Brot gegeben hätte, dann

verbrachte er auch die zweite Woche ohne Speise. Als Kleidung diente Andreas ein zu

nichts mehr brauchbares Hemd, das kaum seine leibliche Nacktheit bedeckte. Er ahmte

in allem den heiligen Simeon den Narren in Christus nach ( Der hl. Simeon der Narr in

Christusübte seine Askese in Syrien in Edessa um das Jahr 590. Sein Gedächtnis wird

am 21. Juli begangen.) und ging tagsüber durch die Straßen, nachts aber verharrte er