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2. Oktober – Das Leben des heiligen Andreas, des Narren um Christi willen.
am 21. Juli begangen.) und ging tagsüber durch die Straßen, nachts aber verharrte er
im Gebet. Während er in einer so großen Stadt unter einer vielzahligen Bevölkerung
lebte, hatte er nicht „wo er sein Haupt hinlege“. Die Armen vertrieben ihn von ihren
Hütten, die Reichen aber ließen ihn nicht in die Höfe ihrer Häuser. Wenn ihm
unumgänglich war, zu schlafen und seinen abgequälten Körper etwas ausruhen zu
lassen, dann suchte er den Abfall, wo die Hunde lagen, und ließ sich zwischen ihnen
nieder. Doch auch die Hunde ließen den Knecht Gottes nicht zu sich. Die Einen
vertrieben ihn beißend von sich, die Anderen flohen selbst vor ihm. Niemals schlief er
unter einem Dach, sondern er warimmer in Kälte und Hitze, wälzte sich wie Lazarus
in Eiter und Schmutz, verachtet von Menschen und Tieren. So litt der freiwillige
Märtyrer und so lachte er als Narr über die ganze Welt: „Denn der Tor Gottes ist weiser
als die Menschen (1. Kor. 1,25: „Denn die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen
sind.“ Das Narrentum inChristus besteht in Folgendem: Das, was die Welt für
Verrücktheit hält, ist hier eine höhere, wahre Weisheit, die im Gegensatz zur Weisheit
dieses Zeitalters steht. Die oben angeführten Worte des Apostels gelten zusammen mit
den folgenden Worten für die Apostel und für viele Heilige Gottes, aber besonders für
die Narren in Christus: „Denn die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind, und
die Schwachheit Gottes ist stärker, als die Menschen sind.
Seht doch, liebe Brüder, auf * eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht
viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen. Sondern was töricht ist vor der
Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach
ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; und
das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist,
damit er zunichte mache, was etwas ist, damit sich kein Mensch vor Gott rühme.“ Diese
Worte des hl. Ap. Paulus können als vorzügliche Erklärung und Charakterisierung des
großen Podwigs (christlichen Askesewerkes) des Narrentums in Christus dienen.)
Und es wohnte die Gnade des Heiligen Geistes in ihm, und er erwarb die
Vorhersehungsgabe. Er begann nämlich die Gedanken der Menschen vorherzusehen.
Einmal war in Konstantinopel bei einem gewissen angesehenen Mann die
Tochter gestorben, die ihr Leben in jungfräulicher Reinheit verbracht hatte. Sie hatte
sterbend angeordnet, sie außerhalb der Stadt auf dem Friedhof für die Armen, der sich
im Garten ihres Vaters befand, zubegraben. Als sie [ihr Leben] vollendet hatte,
brachte man sie an jenen Ort, wo sie gemäß dem christlicher Brauch bestattet wurde.
Zu jener Zeit gab es in Konstantinopel einen Grabgräber (Totengräber), der, indem er
die Gräber aufriß, von den Toten die Kleider wegnahm. Er beobachtete am Wege
stehend, wo das Mädchen begraben werden würde. Nachdem er den Ort ihrer
Ruhestätte gesehen hatte, beschloß er, bei Anbruch der Nacht das Grab aufzugraben
und die Kleider von der Toten zu nehmen.
Es begab sich, daß auch der heilige
Andreas bei der Ausübung seiner gewohnten Askesewerke eines Narren in Christus an
jenen Ort kam. Wie er diesen Grabgräber nur sah, erkannte er im Geiste sein schlechtes
Vorhaben. In dem Wunsch, den Dieb vom geplanten Tun abzubringen und
voraussehend, welche Strafe ihm folgen würde, sah der heilige Andreas ihn mit
strengem Blick an sagte wie in starkem Zorn: „So spricht der Geist,der diejenigen
richtet, die die Kleider der im Grab liegenden raubt: Du wirst die Sonne nicht mehr
sehen und du wirst weder den Tag noch das Angesicht der Menschen sehen. Die Türen
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sehen und du wirst weder den Tag noch das Angesicht der Menschen sehen. Die Türen
deines Hauses werden dir verschlossen sein und werden sich niemals mehr öffnen.
Finster wird der Tag für dich werden und wird nie mehr hell werden.“
hörte, verstand der Grabgräber nicht, wovon der Heilige sprach und ging weg ohne
seinen Worten Beachtung zu schenken. Der Heilige aber blickte ein zweites Mal auf und
Du gehst Weg? – Stiehl nicht! Wenn du dieses aber tust, dann – ich
bezeuge es im Namen Jesu – wirst du nie mehr die Sonne sehen.“
begriff, daß der Heilige zu ihm sprach, und verwunderte sich, wie er sein Vorhaben
erfahren hatte und sagte sich zum Heiligen umwendend:
besessen und sprichst durch dämonische Einflüsterung von Geheimem und
Unbekanntem! Ich aber werde absichtlich dorthin gehen, um zu sehen, ob deine Worte
in Erfüllung gehen.!Danach entfernte sich der Heilige das Narrentum weitertreibend.
Bei Anbruch des Abends eine günstige Zeit wählend, wälzte der Dieb den Stein vom
Grab, stieg in´s Grab und nahm als Erstes die Oberkleider des Entschlafenen und
allenVerzierungen, die nämlich sehr kostbar waren. Nachdem er sie genommen hatte,
beabsichtigte ersich zu entfernen, aber irgendeine innere Stimme flüsterte ihm ein:
„Nimm auch das Hemd mit: Es ist doch ein Gutes.“ Nachdem er das Hemd von dem
Mädchen weggenommen hatte, wollte der Grabgräber aus dem Grab steigen. Die tote
Jungfrau aber erhob durch göttlichen Befehl ihre rechte Hand und schlug den
Grabgräber ins Gesicht und dieser erblindete sogleich. Da erschrak der Unglückliche
und zitterte, so daß vor Angst seine Kinnladen, Zähne, Knie und alle Knochen zu beben
Die gestorbene Jungfrau aber öffnete ihren Mund und sagte:„Du
unglücklicher und verworfener Mensch! Du fürchtetest nicht Gott, dachtest nicht daran,
daß auch du ein Mensch bist! Du hättest vor der jungfräulichen Nacktheit Scheu haben
sollen; Du hättest mit dem schon von dir Genommenen zufrieden sein sollen, als du mir
noch das Hemd an meinem entblößten Leibe gelassen hattest. – Du aber hast dich
meiner nicht erbarmt und verfuhrst grausam mit mir, da du vorhattest, mich lächerlich
zu machen vor allen heiligen Jungfrauenam Tag der zweiten Ankunft des Herrn. Aber
jetzt werde ich so mit dir verfahren, daß du niemals mehr stehlen wirst, auf daß dir
kund sei, daß Gott Jesus Christus lebt, und daß es nach dem Tode Gericht, Vergeltung
Diese Worte aussprechend stand das Mädchenauf , nahm
ihr Hemd, bekleidete sich damit und legte sich nachdem sie alle Kleider und Zierrat
angelegt hatte und sagte:
„Du, Herr, hast mich allein und in Hoffnung wohnen
lassen.“ (Psal 4,9 Der Text ist hier mit einer Änderung entsprechend dem Hebräischen
wiedergegeben. Das heißt: Du, Herr, Allein gibst mir Sicherheit und Ruhe.)
diesen Worten entschlief sie wieder in Frieden. . Jener Verlassene (Ausgestoßene ?)
aber hatte kaum Kräfte, um aus dem Grab zu steigen und die Umzäunung des Gartens
zu finden. Indem er sich mit den Händen von einer Mauer der Umfriedung zur
anderen hangelte, ging er auf der nächsten Straße hinaus und schleppte sich zum
Stadttor. Als er nach der Ursache seiner Blindheit gefragt wurde, erzählte er überhaupt
nicht, wie es in Wirklichkeit gewesen war. Aber nach einer Weile erzählte er einem
Freund doch alles, was sich mit ihm begeben hatte. Seither bat er um Almosen und
erwarb so seine Ernährung. Und er sprach oft zu sich selbst:„Verflucht soll mein
Rachen sein, denn deswegen erfaßte mich die Blindheit!“
Er erinnerte sich ebenfalls
an den heiligen Andreas und staunte, wie sich alles entsprechend der Vorausschau und
Vorhersage durch den Heiligen erfüllt hatte.
Einmal als der hl. Andreas durch die
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Stadt ging, sah er, daß man ihm einen Entschlafenen entgegentrug. Der Verstorbene
war ein sehr reicher Mann gewesen und hinter seinem Sarg ging eine große Menge
Volkes mit Kerzen und Weihrauchfässern. Die Geistlichen und der Chor sangen die
üblichen Beerdigungsgesänge, und die Verwandten und Nahestehenden des
Entschlafenen weinten und klagten. Da der Heilige mit seinen hellsehenden Augen sah,
was sich mit diesem Toten begeben hatte, blieb er stehen und beobachtete. Und siehe,
nachdem er eine lange Weile in vollkommener Sinnesabwesenheit verharrt hatte, sah
er mit den geistigen Augen eine Menge Äthiopier, die hinter dem Sarg gingen und laut
schrieen: „Wehe ihm, wehe ihm!“
Die einen von ihnen hielten in ihren Händen Kästchen Meschki, aus denen sie Asche
auf dieLeute streuten, die den Toten umgaben. Andere Dämonen (böse Geister)
tanzten und lachten schamlos wie schamlose Ehebrecherinnen, wieder Andere bellten
wie Hunde und noch andere grunzten wie Schweine. Der Tote war für sie ein
Gegenstand der Freude und Fröhlichkeit. Einige der Dämonen umkreisten den Toten
und besprengten ihn mit stinkendem Wasser, andere flogen in der Luft neben der
Bahre, auf der der Tote lag. Vom Leichnam des verstorbenen Sünders ging ein stickiger
Geruch aus. Hinter dem Toten hergehend klatschten die Dämonen und brachten mit
den Füßen ein entsetzliches Getrampel hervor, während sie gegen die Singenden mit
solchen Worten schimpften:
„Möge Gott niemandem von euch das Licht zu sehen
geben, ihr armen Christen, denn ihr singt über einem Aas: „Mit den Heiligen laß ruhen
seine Seele“, und dabei nennt ihr ihn, der Teilhaber eines jeglichen Bösen war, einen
Ein zweites Mal hinsehend sah Andreas, daß einer der
dämonischen Fürsten, mit einem glühenden Blick,mit Harz und Schwefel zum Grab
dieses Verstoßenen trat, um seinen Körper anzuzünden. Als aber die Feier des
Begräbnisses vollzogen wurde, sah der hl. Andreas einen Engel, der in Gestalt eines
schönen Jünglings ging und bittere Tränen vergoß. Vorbeigehend kam der Engel in die
Nähe des hl. Andreas. Letzterer dachte, daß dieser Jüngling einer der Angehörigen des
Verstorbenen sei und deswegen weine, und trat zu ihm und sagte:
„Ich bitte dich im Namen des Gottes der Himmels und der Erde: sage mir, was die
Ursache deines Weinens ist. Denn ich sah niemals jemanden so bitter über einen
Verstorbenen weinen wie dich.“
Der Engel antwortete: „Das ist es, warum ich Tränen vergieße: Ich war diesem
Entschlafenen, den du siehst, zum Schutz beigestellt, als man ihn in´s Grab trug. Aber
der Teufel nahm ihn zu sich. – Das ist die Ursache meines Weinens und meiner Trauer.“
Darauf sagte der Heilige zu ihm:
„Jetzt habe ich verstanden, wer du bist. Ich bitte dich,
heiliger Engel, erzähle mir, was für Sünden der Verstorbene hatte, wegen denen der
Teufel ihn in seine Hände einfing? Andreas, du Auserwählter Gottes! – antwortete der
Engel. – Weil du wünschst davon zu erfahren, werde ich dir nichts verbergend alles
erzählen. Ich sehe die Schönheit deiner heiligen Seele, die glänzt ähnlich wie reines
Gold. Dich sehend wurde ich etwas in meinem Kummer getröstet. Dieser Mann stand
in großem Ansehen beim Kaiser. Aber er war ein schrecklicher Sünder und führte ein
verbrecherisches Leben. Er war ein Buhler und Ehebrecher, angesteckt von der
sodomitischen Sünde, ein Lügner, unbarmherzig, geldgierig, ein Betrüger und
Menschenhasser, nachtragend, bestechlich und ein Schwurbrecher. Sein Gesinde quälte
er mit Hunger, Schlägen und Nacktheit (Mangel an Kleidung) zu Tode, indem er sie im
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Winterohne Schuhe und Kleider ließ. Viele seiner Knechte ermordete er sogar und
vergrub sie unter dem Boden des Pferdestalls. Besessen von einer Gott widrigen Lust
befleckte und schändete er bis zu dreihundert Seelen durch scheußliche und ekelhafte
Sünden des Ehebruchs. Doch auch für ihn kam die Zeit der Ernte und der Tod traf ihn ,
ohne bereut zu haben und mitunausgesprochenen Sünden. Seine Seele nahmen die
Dämonen, seinen ekelhaften Leib aber – du sahst es selbst – begleiteten die bösen
Geister mit Spott. Das ist es, heilige Seele, warum ich trauere. Ich weine in tiefer Trauer,
denn der von mir bewachte wurde nun zum Gespött der Dämonen.“
Worte des Engels Gottes sagte der Heilige:
„Ich bitte dich Freund,– beende dein
Weinen: Der Verstorbene handelte schlecht und deswegen vollendete er ohne Reue
und Umkehr. Soll er sich nun also an den Früchten seiner Werke sättigen. Du aber,
Flammengestaltiger, der du von jeglicher Tugend erfüllt bist, wirst als Diener des
Allherrschenden Herrn Zebaoth von jetzt in alle Ewigkeit unter der Gnade Deines
Gottes sein.“ Nach diesen Worten entfernte sich der Engel unsichtbar von Andreas.
Die Vorbeiziehenden konnten wegen ihrer Unwürdigkeit den Engel nicht sehen und
denkend, daß der Heilige mit sich selber spräche, sprachen sie zueinander: „Schaut
diesen Narren an, wie er sinnlos mit einer Wand spricht.“ Dabei stießen sie ihn weg und
„Was fehlt dir, Narr?– Der d -
-du unwürdig bist, mit Menschen zu sprechen, sprichst du mit einer Wand?!“
Heilige ging schweigend weg, zog sich an einen geheimen Ort zurück und weinte über
den Untergang (Pogibel) des Unglücklichen, den ersah, wie er zu Grabe getragen
Einmal ging der heilige Andreas in einer Menge Leute auf dem Basar (Markt) neben der
Säule, dieKaiser Konstantin errichtet hatte (Hier ist offensichtlich die pupurne,
römische Säule gemeint, die von Kontantin d. Großen zum dankendem Andenken an
den Sieg, der durch die Kraft des Kreuzes Christi über Maxentius errungen worden
war, und von ihm später nach Konstantinopel gebracht worden war.) Eine gewisse
Frau mit Namen Barbara sah, da sie vom Heiligen Geist erleuchtet wurde, mit
Schrecken den seligen Andreasin der Menge glänzen ähnlich einer brennenden Säule.
Dabei stießen ihn einige Unvernünftige, andere wiederum schlugen ihn, viele aber
sprachen während sie ihn sahen:
„Dieser Mensch ist geisteskrank: er hat den Verstand
verloren. Möge dieses selbst mit unseren Feinden nicht geschehen!“
Dämonen aber, die hinter dem heiligen Andreas in Gestalt schwarzer Äthiopier gingen,
– „O daß Gott nicht noch einen zweiten diesem Ähnlichen auf die Erde schicke. Denn
niemand dörrt unsere Herzen so sehr aus wie dieser Mensch, der für seinen Herrn
nicht arbeiten wollte und sich als Narr verstellte und die ganze Welt verlachte.“