12. Oktober – Leben des hl. Martin, Bischof von Tours
seines heiligen Amtes beraubt würde. Martin aber ertrug ruhig seine Beschimpfung.
Als Brikzius ein wenig später bewegt durch die Sanftmut des Heiligen sich eines
Besseren besann und vor ihm von Gewissensbissen gequält niederfiel, bemerkte Martin
„Brikzius schadete nur sich selbst, aber nicht mir. Der Herr Jesus Christus ertrug sogar
Judas neben sich: Muß nicht ich nach diesem auch diesen Jüngling neben mir ertragen?“
Die Vorhersage Martins erfüllte sich. Brikzius veränderte sich in der Folge so sehr, daß
er nach dem Tod des Heiligen zu seinem Nachfolger gemacht wurde. (Brikzius wurde
nach Martin zum Bischof von Tours erwählt, aber nach 33 Jahren wurde er vom Volk
mit Schande verjagt aufgrund einer erlogenen Ansschuldigung und erst nach 7 Jahren
der schweren Verbannung wurde er wieder auf seinen bischöflichen Thron eingesetzt,
wo er schließlich auch in Frieden starb. Brikzius hatte sich sittlich (?) so sehr gewandelt
und er wurde durch sein tugendhaftes Leben so berühmt, daß er von der Römischen
Kirche in der Folge der Schar der Heiligen zugezählt wurde. Sein Gedächtnis wird dort
am 13. November gefeiert.) Hiernach mußte er viel Kummer und Nachstellungen
ertragen und verschied dann in Frieden. (…)
Wie unwiderstehlich und stark der Einfluß des heiligen Martin auf die anmaßendsten
und hartherzigsten Menschen - sogar auf die Mächtigen dieser Welt, zeigen folgende
Beispiele. Noch am Anfang seines Bischofsamtes, wurde Tours in Schrecken versetzt
durch den Überfall eines graugamen Gebietherrschers namens Avizian, dessen Wüten
dem Wüten wilder Tiere um nichts nachstand. Hinter seiner Schar folgten lange Reihen
von Gefangenen, durch deren Hinrichtung der grausame Herrscher Schrecken über die
Stadt bringen wollte. Der menschenliebende Martin, der den Zorn des Herrschers nicht
fürchtete, entschloß sich sowohl für die Gefangenen als auch für seine Bischofsstadt
einzutreten, und um Mitternacht begab er sich zu den Türen des Hofes von Avizian. In
dieser Ncht wurde der unruhige Schlaf des Gebietssherschers plötzlich unterbrochen
wie ihm schien durcein lautes Klopfen, währenddessen eine ihm unbekannte Stimme
„Du schläfst hier, während der Diener Gottes vor den Türen an deiner Schwelle liegt.
-Avizian befahl seinen Knechten, hinter die Türen zu sehen, sie aber versicherten ihm,
nachdem sie eine nachlässige Umschau gemacht hatten, daß dies nur eine Einbildung
sei. Beruhigt schlief er wieder ein, wurde aber bald zum weiten Mal durch eine laute
Stimme geweckt: „Vor deinen Türen steht Martin. “ Da fanden die Diener, daß es sich
wirklich so verhielt. Der Gebietsherrscher befahl, den heiligen Bischof zu sich zu führen
„Warum bist du so vorgegangen?“
„Ich kenne dein Vorhaben, antwortete mutig der heilige Martin, - bevor du es
ausgesprochen hast. Gehe und laß nicht zu, daß dich der Zorn des Himmels vernichtet.
Erschrocken durch die [Gott]- begeistere, prophetische Stimme des hl. Bischofs und
vom eigenen Gewissen überführt, eilte Avizian, seinen Weisung zu erfüllen: er ließ die
Gefangenen frei und verließ die Stadt. Der Tadel der hl. Martin zeigte in der Folge
einen guten Einfluß auf den Charakter dieses harten Gebietsherrschers. Einmal, als
Avizian wieder die Stadt Tours besuchte, ging der Heilige zu ihm in sein Zimmer und
schaute schweigend beharrlich auf ihn.
„Warum schaust du so beharrlich auf mich, heiliger Mensch?“ fragte Avizian.
12. Oktober – Leben des hl. Martin, Bischof von Tours
„Ich schaue nicht auf dich, entgegnete Marin, sondern auf einen abscheulichen Dämon,
der bei dir auf dem Nacken sitzt.“
Und das Wort des hl. Bischofs zeigte wieder eine gute Wirkung und brachte den harten
Gebietsherrscher von der Ausführung seines schlimmen Vorhabens ab …
Der Kaiser Valentian I. (Kaiser des weströmischen Reiches, der vom Jahr 364 bis 375
herrschte) , drückte den Wunsch aus, mit dem hl. Martin in freundschaftliche Beziehung
zu treten, da er von allen Seiten von seinem Ruhm gehört hatte. Aber seine Gattin
Justina,die eine eifrige (?) Arianerin war, ließ dies nicht zu. Als Martin sich einmal
wegen wichtiger Angelegenheiten in.Trier (Trier oder Treverorum: Eine große,
blühende Hauptstadt des nördlichen Teils von Galliens damals sogenannten Belgiums)
), wo sich damals der kaiserliche Hof befand, aufhielt, befahl der Imperator, der durch
seine Gemahlin gegen ihn voreingenommen war, ihn nicht zu ihm zu lassen. Nach
vergeblichen Bemühungen vor den Herrscher zugelangen, ergab sich der hl. Bischof
dem Gebet und Fasten. Am siebten Tag erschien ihm ein Engel und befahl, in den Palast
zum Imperator zu gehen. Da er diese Göttliche Eingebung empfangen hatte, eilte
Martin zum Palast und fand die Türen geöffnet und er erschien vor dem Kaiser ohne
jegliche Anmeldung. Valentian geriet in starken Zorn, aber er fühlte plötzlich, daß der
Sessel unter ihm gleichsam wie ganz von Feuer (unten ) umfangen war. Genötigt
aufzustehen, wurde er plötzlich verwandelt und empfing den Heiligen mit einer heißen
(?) Umarmung, sprach lange mit ihm und behielt ihn wie einen teuren Gast noch für
einige Tage bei sich. Er versprach ihm, alles zu erfüllen, um was er nur bitte.und bei der
Verabschiedung bot er ihm reiche Geschenke an, die der hl. Bischof jedoch ablehnte,
wodurch er eine noch größere Hochschätzung erweckte.
Im Jahr 383 riefen die römischen Heere (?) Maxim als Imperator aus. Den Sohn und
Nachfolger Valentians I. - Grazian (Kaiser des Weströmischen Reiches von 375 bis 383),
der in der Folge von Soldaten verraten eine Niederlage erlitt und getötet wurde. Sein
Bruder nun Valentian II. wurde gezwungen zu fliehen und des Throns beraubt, wobei
ihm nur ein Teil seines Besitzes verblieb. Damals begab sich der hl. Martin nach Trier
zum Kaiser Maxim, umfür diejenigen einzutreten, die auf der Seite Grazians gewesen
waren, und denen der Tod drohte. Maxim war es in höchstem Grade wichtig, sich die
Ergebenheit der Geistlichkeit ( Klerus) zu sichern und besonders, wenn möglich, eines
so geliebten und berühmten Bischofs, wie des hl. Martin. Deswegen verhielt er sich sehr
wohlgeneigt zu seiner Ankunft und lud den Heiligen in den Palast zum Kaiserlichen
Mahl. Aber Martin lehnte ab und antwortete mit ungewöhnlicher Dreistheit:
„Ich kann nicht am Tisch eines Menschen sitzen, der einen Kaiser des Lebens beraubte
und einen anderen des Throns.“
Außerdem warnte Martin den Kaiser, daß auch wenn er anfangs erfolgreich in seinen
Unternehmungen gewesen war, seine Herrschaft dennoch nicht langandauernd sein
werde und ihn ein baldiger Untergang erwarte. (Die Vorhersage des hl. Martin erfüllte
sich mit Genauigkeit: Zuerst verdrängte wirklich Maxim im Jahre 387 Valentian II aus
Italien. Aber der Imperator des Östlichen Römischen Reiches Theodosios II d. Jüngere,
der schon früher Valentian II während seiner Minderjährigkeit aufgenommen hatte
setzte im folgenden Jahr mit kriegerischen Mitteln den Letzteren wieder in seine Rechte
ein. Maxim erlitt die Niederlage, wurde zu Theodosiosgebracht und hingerichtet)
Maxim beherrschte seinen Zorn und legte dem hl. Bischof beschwichtigend dar, daß
12. Oktober – Leben des hl. Martin, Bischof von Tours
nicht er selbst aus seinem Willen die Krone auf sich gelegt habe sondern seine Krieger
ihn krönten zum Schutz des Reiches vor den Feinden. Schließlich gab der hl Martin den
Beteuerungen des Imperators nach und willigte ein, zum kaiserlichen Mahl zu
kommen, zu dem die höchsten Amtsträger und angesehenstenPersonen versammelt
Martin wurde an den ehrenvollsten Platz gesetzt. dem ihn begleitenden Priester war
ein Platz zwischen dem Bruder und den Onkeln des Imperators zugewiesen. Während
des Gastmahls wurde dem Kaiser ein Kelch mit Wein gereicht, und er befahl, ihn zuerst
Martin zu geben, damit er ihn wiederum aus den bischöflichen Händen empfange.
Martin aber übergab den Kelch, nachdem er ausihm gekostet hatte, nicht wiederum
dem Kaiser sondern einem von den Anwesenden so als ob der letztere eine Person
höheren Standes sein als der Kaiser. Dies erstaunte den Kaiser und alle Anwesenden.
Dennoch erzürnte Maxim nicht nur nicht, sondern begann ihm von da an sogar noch
größere Achtung zu erweisen. Der Imperator rief Martin oft zu sich und empfing
Martin ehrenvoll an seinem Hof, um sich mit ihm zu unterreden sowohl über die
zeitgenössischen (?) Dinge wie auch über das künftige Leben, die ewige Herrlichkeit
der Heiligen und andere seelennützliche Themen. Die gottesfürchtige Kaiserin aber
lauschte mit Rührung und Tränen den heiligen Gesprächen und Weisungen Martins
und richtete schließlich mit Einverständnis ihres Mannes einen (Essens-)Tisch bei sich
nur für den heiligen Martin allein ein, welchen sie eigenhändig zubereitete und selbst
bediente, indem sie zu seinen Füßen saß und ihm Speise und Trank reichte; Dann am
Ende de Mahlzeit sammelte sie alle Krumen und Reste und machte aus ihnen eine
Speise für sich selbst. Aber der hl. Martin verhielt sich zu all diesem mit größter
Sanftmut, sowohl mit dem Herzen als auch mit den Gedanken verblieb er in der
klösterlichen Zelle unter den einfachen Mönchen, die er um sich gesammelt hatte.
Gegen Ende seines Lebens, da er gehört hatte, daß unter der Geistlichkeit im Gebiet
Kanda (Chinon? Stadt am Zusammenfluß von Loire und Vienne) ein erbitterter Streit
entstanden war, eilte Martin dorthin, um zwischen den streitenden Klerikern wieder
Frieden herszustellen. Er rief seine Mönche zusammen und sagte ihnen das
Herannahen seines Endes voraus und begab sich auf den Weg, begleitet von ihren
Tränen und Klagen. Nachdem er den Frieden wieder hergestellt hatte, befiel ihn ein
starkes Fieber und, da er das Bevorstehen seines Endes fühlte, befahl er seinen Jüngern,
ihn auf den Boden in ein Leichengewand (-hemd?) und Asche zu legen, denn so
müßten Christen - seinen Worten gemäß - sterben. Dabei sah er - wie ihm schien - nahe
„Warum stehst du hier, du entsetzliches Raubtier?, brachte der Heilige hervor, Du hast
keinen Anteil an mir: Der Schoß Abrahams wird mich empfangen.“
Dies waren seine letzten Worte und die ihn umstehenden Brüder waren betroffen vom
Glanz und der Schönheit seines Antlitzes, als er schon tot dalag. (der hl. Martin
verschied am 11. November ungefähr des Jahres 400, ungefähr im 80. Jahre nach seiner
Geburt.) Zweitausend Mönche und ein Chor von Jungfrauen begleitete seinen Leib
nach Tours, wo er bei großem Andrang des Volkes auch einem feierlichen Begräbnis
übergeben wurde. Nach dem seligen Ende Seines großen Wohlgefälligen und
Wundertäters würdigte Gott ihn eines unverwesten Leibes und an seinem Grab
vollzogen sich große und vielzahlige Wunder zur Ehre Gottes Der wunderbar ist in
12. Oktober – Leben des hl. Martin, Bischof von Tours
Seinen Heiligen in Ewigkeit . Amen.
-------Der Bischof Perpetuus errichtete über dem Grab des hl. Martin eine prächtige
Kirche. Ein Teil der Reliquien wurde in der Folge an verschiedene Kirchen verteilt. Die
Protestanten plünderten im Jahre 1562 sein Grab und verbrannten seine Gebeine in
Tours. Die verbleibenden Teile der Gebeine wurden niedergelegt und werden auch bis
heute in der Kathedrale von Tours bewahrt. Viele der sich nach dem Tode geschehenen
Wunder wurden erstmals im 6. Jahrhundert von Gregor von Tours aufgeschrieben, der
im Westen zur Schar der Heiligen gezahlt wird und er selbst an sich die
wunderwirkenden Kraft des Gottgefälligen erfahren hatte.
Weitere Anmerkungen , hl Martin
S. 226 Edois ??? nicht zu identifizieren.
Übersetzung aus den Heiligenleben d. hl. Dimitrij v. Rostov
©Stefan v. Wachter
Fax:089-91 75 56
Der hl. Lubentius von Cobern
Der hl. Lubentius war der Überlieferung nach ein geistlicher Schüler des hl. Martin von
Tours und wurde von diesem getauft. Beim hl. Bischof Maximin von Trier wurde er in
den Wissenschaften unterrichtet, dessen geistlicher Schüler er wurde. Bischof Maximin
weihte ihn später zum Priester und setzte ihn in Cobern bei Koblenz als geistlichen
Hirten ein. Nach dem Tod des hl. Maximin bei seinen Verwandten in Aquitanien gab
sein Nachfolger der hl. Bischof Paulinus dem hl. Lubentius den Auftrag die Gebeine des
hl. Maximin nach Trier zu überführen. In der Begleitung von mehreren Geistlichen
begab er sich auf die Reise. Nach anhaltendem Gebet erfuhr der hl. Lubentius wo der
Leib des hl. Maximin begraben lag und brachte ihn dann, in der von Bischof Paulinus
mitgegebenen Gesandschaft von Geistlichen und Laien, nach Trier. Dannach arbeitete
er weiter als Priester in Cobern an der Erleuchtung der Heiden und starb zur Zeit des