6. September – Der hl. apostelgleiche Magnus, der Erleuchter desAllgäus
Der Legende nach war der hl. Magnus aus Irland gebürtig, und führte dort den Namen
Magnoald. Er wurde um das Jahr 582 geboren und schon im Heranwachsendenalter ein
Schüler des hl. Kolumban. Nach der Überlieferung reiste der hl. Magnus zusammen mit
den hl. Gall und Kolumban zu Beginn des 7. Jahrhunderts von Irland ins Frankenreich,
von wo sie wegen der Zurechtweisung des fränkischen Königs wegen seiner
unrühmlichen Lebensführung vertrieben wurden. Sie gelangten nach einem kurzen
Aufenthalt am Züricher See, an den Bodensee, von wo aus der hl. Kolumban allein
weiter nach Italien reiste, da er die Alemannen noch für zu unreif für die Annahme des
Christentum hielt, während der hl. Gall und der hl. Magnoald am See blieben. Wegen
seiner Weigerung mit nach Italien mit zu reisen, verbot der hl. Kolumban dem hl. Gall
bis zu seinem Tod die göttliche Liturgie zu feiern. Aus diesem Grund verzichtete der hl.
Gall später auf das Angebot Nachfolger des hl. Bischofs Gaudentius zu werden. Statt
dessen schlug er den Diakon Johannes an seiner Stelle vor. An Stelle des hl. Johannes
wurde dann der hl. Magnoald von Bischof Johannes zum Diakon geweiht. Dannach
lebte der hl. Magnoald weiter in der Einöde zusammen mit dem hl. Gall. Als der hl. Gall
eines Tages in einem Gesicht die Nachricht empfing, das der hl. Kolumban in seinem
Kloster in Bobio gestorben war, schickte er den hl. Magnoald dort hin um den Stab des
hl. Kolumban als Bestätigung für dessen Ableben zu bringen. Durch die Gebete des hl.
Gall brauchte er für diese Reise hin und zurück nur 8 Tagen. Nach dem Tod des hl. Gall
etwa 10 Jahre später und der Zerstörung seiner Zelle durch den alemannischen Fürsten
Otwin und seinen Präfekten Erchanold begab sich der hl. Magnoald, der den Überfall
zusammen mit seinem Schüler Theodor nur knapp überlebt hatte, auf die Wanderung
zur Verkündigung des Evangeliums, ins Allgäu, Hier hatten seit dem Ende der
Römerherrschaft nur noch wenige Romanen am christlichen Glauben festgehalten,
während die Mehrzahl der Bewohner aus neueingewanderten, heidnischen Alemannen
bestand. Das Grab des hl. Gall bewachten währendessen dazu abgeordnete Leute des
Bischofs von Konstanz Boso. Bereits der hl. Kolumban hatte dem hl. Magnus
vorrausgesagt, daß er einst im Osten das Wort Gottes verkünden werde. Dazu kam
nun noch ein göttliches Gesicht, welches ihn dazu aufforderte nach Füssen zu reisen.
Gerade zu dieser Zeit kam ein Priester aus diesem Gebiet namens Tozzo zur
Verehrung des Grabes des hl. Gall zu Besuch und bot sich den Heiligen als Wegführer
an. Der Priester führte eine Kerze mit sich, welche Nachts von selbst erstahlte und bei
anbrechendem Tageslicht sogleich erlosch. Sie ist ein Bild für das flackernde Licht des
menschlichen Verstandes, welches den im Dunkeln des Unglaubens Sitzenden eine
minimale Vorstellung von ihrer Umgebung zu geben vermag, aber dennoch bereits bei
der Erscheinung natürlicher Naturphänomene verblaßt, und zeigt den noch geringen
Grad der geistigen Erleuchtung des Priesters, welcher aber später durch die Gebete des
hl. Magnus und des hl. Gall doch noch Bischof von Augsburg wurde. In Bregenz kam
dem seligen Magnoald ein Blinder entgegen, der in jener Gegend viel bekannt war und
forderte von ihm einige Nahrungshilfe. Jener aber erinnerte sich an den Ausspruch des
Apostels, der sagte: "Silber und Gold besitze ich nicht, was ich aber habe, das gebe ich
dir, wenn ich auch nicht würdig bin mich mit der Heiligkeit jenes zu vergleichen; aber
dennoch im Namen dessen, der ihm solche Gewalt gab, das er an Armen Wunderbares
tat, was er wollte, und der den Blinden erleuchtete, öffne deine Augen, ich beschwöre
dich, daß du sehest und mit deinen Händen arbeitest und Nahrung erwerben kannst.
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"Als er dies nun gesagt hatte, bestrich er die Augen des Blinden mit seinem Speichel und
sogleich, nachdem Blut aus seinen Augen geflossen war, empfing der Blinde das Gesicht
und warf sich dem hl. Magnoald zu Füßen und bat ihn ihm folgen zu dürfen. Darauf
antwortete der selige Magnoald: "Wenn du dem Herrn dienen willst, dann folge mir."
Dannach reisten sie ab von jenem Ort und es folgte ihnen, der sehend geworden war
und der Reiseführer Tozzo. Nach einigen Tagen aber kamen sie zu dem Ort der
Kempten heißt, wo sie eine sehr schöne aber völlig verödete Römerstadt fanden.
"Dieser Ort", sagte der Priester Tozzo wird von den Einwohnern dieser Gegend
Kempten genannt, aber sie wagen nicht einmal eine Nacht hier zu bleiben wegen der
verschiedenen Arten von Würmern, die sich hier aufhalten. Der Fluß aber heißt Iller,
lateinisch Hilara, nicht weil er jemanden freudig macht, sondern im Gegenteil, weil er
viele Menschen zur Trauer wendet: "Deswegen müssen wir schnell von hier weggehen,
damit nicht die Schlangen, die uns hier bemerken, über uns einen Großangriff machen,
um uns zu verschlingen; denn viele Menschen, die der Jagd wegen hierher gekommen
sind, richteten sie zugrunde. Sie ließen sie hier nicht eine Nacht verweilen. " Darauf
antwortete der selige Magnoald: "Wahrlich, unser Herr Jesus Christus ist mächtig, von
diesem Ort Schlangen zu vertreiben, wie er auch Macht hatte, Bären, Wölfe und übrige
Tiere, ebenso auch Dämonen durch das Gebet unseres Meisters Gall von dem Ort, den
er sich selbst erwählt hatte, um dort eine Zelle zu erbauen, zu vertreiben. Bleiben wir
also in dieser Nacht hier und flehen wir die göttliche Milde an. " Darauf sprach er zu
Theodor: "Bruder Theodor, mit allen möglichen Bitten dringe darauf, du mußt nämlich
am meisten den Herrn für diesen Ort anflehen, denn du hast ihn aufzurichten und
wohnbar zu machen. " Mit diesen Worten warfen sie sich zugleich zum Gebet nieder.
Unterdessen aber kam von der Stadt ein großer Wurm, der Boas hieß, und von den
Einwohnern dieser Gegend bisher göttliche Verehrung genossen hatte und machte
einen Angriff über die heiligen Männer, die im Gebet lagen. Als der Priester Tozzo, der
sie hierher geführt hatte, sich dadurch vom Gebet ablenken lies, weil er damals noch
sehr unerfahren war, und auf den Wurm zu blicken begann, rief mit lauter Stimme:
“Weh mir, daß ich euch hierher geführt habe.” Und bald wandte er sich zur Flucht. Er
selbst und der blind gewesen war, eilten zu einem Baum, um auf ihn hinaufzusteigen
und sich so zu retten. Der selige Magnoald aber und sein Schüler Theodor, standen im
Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes auf und machten das Zeichen des Kreuzes vor
sich. Magnoald ergriff den Stab, den er vom seligen Gall empfangen hatte, und das
Kreuz, das er beständig bei sich zu tragen pflegte und begab sich weiter in Richtung des
Wurms mit den Worten: "Ich befehle dir im Namen meines Herrn Jesus Christus, daß
du hier liegen bleibst, und daß der Teufel, der in dir verborgen ist, dich selbst töte. " Als
er das gesagt hatte, zerschmetterte er mit dem Stab das Haupt des Wurmes, und
sogleich barst er in der Mitte entzwei und verendete. Darauf wandten sich die Würmer,
die in der Stadt und um sie herum weilten, alle zur Flucht und erschienen dort dann
nicht mehr, und so wurde jener Ort gereinigt. Da riefen der hl. Magnoald und Theodor
den Priester Tozzo und den ehemaligen Blinden, die sich auf einen Baum geflüchtet
hatten, aus ihrem Versteck, und als Vater Tozzo die beiden unversehrtsah, warf er
sich ihnen zu Füßen und sprach: "Wahrlich, der Herr ist an diesem Ort; wahrhaftig ich
weiß sogar, daß der Herr mit euch ist. Nunmehr natürlich werde ich euch voll
Vertrauen durch Einsamkeiten und enge Orte führen bis zu der Stätte, die euch zum
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Bleiben geeignet erscheint., da ich eine solche von Gott euch gewährte Macht sehe,
damit durch eure Verdienste diese Orte gereinigt werden, und die bisher unbewohnbar
waren, jetzt bewohnbar werden. " Eine Woche verweilten die heiligen Männer an
diesem Ort, sagten Gott Dank, der sich gewürdigt hatte, sie zu erhören, begannen mit
dem Bau eines kleinen Bethauses und mit der Unterweisung des Volkes in der
Beobachtung der christlichen Religion. Ein erneuter Angriff der Dämonen richtete sich
nunmehr direckt gegen den Priester Tozzo, der sich bei ihrem ersten Angriff als
wankelmütig erwiesen hatte. Plötzlich flogen Dämonen in der Luft und mit gewaltigem
Geheul ließen sie ihre Stimmen erschallen: "Du unser und unseres Fürsten Feind,
warum hast du diesen Mann mit seinem Gafährten hierher geführt, der sowohl uns als
auch unsere Glieder, durch die wir viele Seelen gewonnen hatten, von diesem Ort
vertreibt? Wie nämlich der Meister jener mit seinen Übeltaten uns immer zu besiegen
pflegte, so bemühen sich auch diese im Namen des Herrn, uns zu vertreiben. " Entsetzt
hörte dies Vater Tozzo bezeichnete sich mit dem Kreuzzeichen und eilte zum sel.
Magnus und zeigte ihm an, was er gehört hatte. Darauf warf sich der selige Magnoald
zugleich mit seinem Schüler im Gebet nieder und sprach folgendes Bittgebet: "Herr,
allmächtiger Gott der Du uns nicht durch unsere Verdienste, sondern nach Deinem
Erbarmen von der Gewalt der Dämonen, die hier weilten befreit hast, nimm mit
gütigem Gehör unsere Bitten an, wie du die Gebete unseres Meisters Gall angenommen
hast und befiehl den Dämonen, diesen Ort zu verlassen, damit er geheiligt sei zu Ehren
Deines Namens und geeignet sei für alle, die Dir dienen. " Als sie aber vom Gebet
aufgestanden waren und aus dem Bethaus traten, hörten sie die Dämonen rufen und
sprechen. "Du Magnus, drei Namen trägst du und mit der Dreieinigkeit fügst du uns
viel Schlimmes zu. Auch du Theodor, was hast du mit uns zu schaffen? Es werden Tage
kommen, da du den Magnus nicht bei dir haben wirst, und dann werden wir gegen
dich kämpfen und die Menschen dieses Landes gegen dich aufwiegeln. "Der hl. Magnus
antwortete aber und sprach: "Ihr Elenden, preist, wenn ihr Sie kennt, die heilige
Dreieinigkeit." Aber jene sprachen: "Wir wissen, daß Sie unaussprechlich und unendlich
ist. "Zu ihnen sprach wiederum der hl. Magnus: "Da ihr also die Heilige Dreieinigkeit
bekannt habt, befehle ich euch, nicht durch meine Verdienste, sondern durch die
unendliche Macht der Dreieinigkeit, daß ihr diesen Ort verlasset und zu den einsamen
Bergen überwechselt, und von dort sollt ihr ferner keine Macht mehr haben
zurückzukehren. "Auf diesen Befehl hin antworteten sogleich die Dämonen und
sprachen. "Weh, was sollen wir tun? Wir haben hier einen anderen Gall; und sogar
einen für uns noch schlimmeren, da er mit seinen Begleitern uns und unsere Glieder
hinauswirft und nirgends mehr in der Einöde zu bleiben getattet. Nach diesem Ruf
verschwanden die Dämonen, und nirgends erschienen sie dort nachher, und es
geschah, daß darauf die Menschen an jenem Orte mit Ruhe wohnen konnten. Nachdem
Bruder Theodor den Auftrag erhalten hatte mit der Unterstützung des ehemaligen
Blinden in Kempten zu bleiben und das Bethaus zu vollenden, reisten der hl. Magnoald
und der Priester Tozzo gemeinsam weiter nach Epfach, wo sie den damaligen Bischof
von Augsburg Wikterp antrafen. Auf die Erzählung Vater Tozzos hin und die Worten
des sel. Magnoald, daß er nämlich in furchtloser Entschlossenheit für die Verbreitung
des Reiche Gottes nach dem Vorbild seiner Lehrer Gall und Kolumban zu kämpfen sich
bemühe, gab der Bischof diesem den Segen und auch materielle Unterstützung zur
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Weiterreise nach dem schauerlichen Orte Füssen und dem bevorstehenden Kampf mit
den dort hausenden Dämonen. Bereits in Roßhaupten stellte sich ihnen ein weiterer
Drache in den Weg, der gewöhnlich keinem Menschen gestattete durch diesen Weg
hindurchzuschreiten. Nach einem anhaltenden nächtlichenGebet forderte der Heilige
den Drachen selbst heraus und besiegte ihn indem er ihm eine aus Pech und Schwefel
geformte Kugel mit den Worten: “Hilf Herr, mein Gott!” in den Rachen schleuderte,
worauf der Drache sogleich zu brennen anfing und verendete. Am nächsten Tag
stiegen sie zu dem Felsen herab von dem der Drache den Angriff gegen den hl.
Magnoald gewagt hatte. Nach einem Dankgebet gingen sie weiter und kamen an einen
offenen Ort, neben dem Lech gelegen, der von einem prächtigen Apfelbaum geziert
wurde. An diesem hängte der Heilige sein Halskreuz auf in welchem sich Reliquien
vom Kreuz Christi, der allerseligsten Gottesmutter, der hll. Märtyrer Mauritius und
seiner Gefährten und ebenso von den seligen Bekennern Kolumban und Gall befanden.
Hier wünschte der hl. Magnoald eine Kirche zu Ehren der Gottesgebärerin zu errichten.
Als die Bewohner dieser Gegend von der Heiligkeit des hl. Magnus hörten, bemühten
sie sich alles was der Heilige benötigte herbeizubringen. Auch der Bischof von
Augsburg stimmte den Bitten des hl. Magnus bei und weihte an diesem Ort eine Kirche.
Schließlich machte sich der hl. Magnus auf den Weiterweg um endlich zu seinem
Bestimmungsort nach Füssen zu gelangen. Als er dort angekommen, um die
Mittagszeit ruhte, erhob sich plötzlich ein Geschrei und Rufen von Dämonen vom
Gipfel eines nahen Berges, welchem ein ebensolches Geschrei und Lärmen aus dem
Fluße antwortete, worauf wiederum jene vom Berge schrien: “Macht euch auf und
kommt uns zu Hilfe und laßt uns aus dieser Gegend diesen überaus schlimmen Pilger
vertreiben, denn er hat selbst nach der Art seines Gall unsere Abbilder vernichtet und
das Volk, das uns folgte, zu sich hin gewendet, überdies hat er auch unsere Drachen
getötet. Deßhalb möge uns das Unrecht, das wir erdulden, erregen damit wir vereint
unseren gemeinsamen Feind aus unseren Plätzen vollständig vertreiben.” Darauf
erwiderten jene in der Tiefe hausenden: “Weh, daß ihr von euren Schwierigkeiten
sprecht, wir haben auch unsere Mühseligkeiten erfahren, denn sein Engel hat uns in
diesem Meer niedergedrückt, so daß wir nicht wagen, von da hinüberzugehen noch
irgendetwas von ihm zu berühren, denn nach der Anrufung des Namens des Herrn
schlug er uns mit feurigen Peitschen. Deswegen vermögen wir weder euch noch uns zu
nutzen.” Nachdem der hl. Magnus dies gehört hatte schützte er sich mit dem Zeichen
des Heiligen Kreuzes und rief ihnen zu: “Ich beschwöre euch im Namen meines Herrn
Jesus Christus und durch die Verdienste seines hl. Gall, das ihr von diesem Ort weichet
und fernerhin nicht mehr hier bleibt noch euch herausnehmt irgend jemand, der hier
weilt, zu verletzen. Nach diesen Worten kehrte er schnell zu Vater Tozzo zurück und
erzählte ihm alles, was er an jenem Ort gehört hatte. Und als sie anschickten das
abendliche Lob zu singen, wurden die Schreie der Dämonen über den Gipfeln der
Berge vernommen, gleichsam als Wehklagen der Scheidenden. Darauf warfen sich die
heiligen Männer, die solches hörten, zum Gebet nieder, und sagten Gott Dank, der sich
gewürdigt hatte, sie vom Schrecken der bösen Geister zu befreien.
Am folgenden Tag kehrten der hl. Magnoald und Vater Tozzo zu dem Ort zurück und
begannen dort den Bau eines kleinen Bethauses, welches der Bischof von Augsburg zu
Ehren des Erlösers weihte. 25 Jahre blieb der hl. Magnus an diesem Ort wohnen,