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23. Mai – Der hl. Großmärt. Georg
gekommen sei für die Rettung seiner Seele zu arbeiten. Und sogleich verteilte er all sein
Gold Silber und kostbare Kleider an Arme. Den Sklaven die er bei sich hatte gab er die
Freiheit, und über diejenigen die sich auf seinen Besitztümern in Palestina befanden
bestimmte er, daß die einen die Freiheit bekämen, und andere denen übergeben
wurden die keine besaßen. Am dritten Tag, als die Abschlußerklärung des Kaisers und
seiner Fürsten über die gesetzlose Ermordung der schuldlosen Christen stattfinden
sollte, wies der tapfere Soldat Christi Georg alle Menschenfurcht von sich und erfüllt
nur von Gottesfurcht trat er mit hellem Angesicht und männlichem Verstand mitten in
diese ehrlose und gesetzlose Zusammenkunft und wendete sich an den Kaiser mit
“ O Kaiser, und ihr, Fürsten und Ratgeber! Ihr seid aufgestellt zur Beachtung guter
Gesetze und gerechter Urteile, aber wie rasend richtet ihr euren Grimm gegen die
Christen indem ihr Gesetzlosigkeitsanktioniert und falsche Anordnungen über das
Verurteilen von unschuldigen und niemanden beleidigt habenden Menschen erlaßt. Ihr
verfolgt diese und foltert, wodurch ihr auch diejenigen zu eurer wahnsinnigen
Ehrlosigkeit zwingt, welche gelernt haben in Frömmigkeit zu leben. Denn eure Götzen
sind - keine Götter! Laßt euch nicht durch diese Lüge verleiten. Jesus Christus - ist der
einige Gott, der eine Herr in der Herrlichkeit Gottvaters, durch Welchen alles
erschaffen ist, und alles besteht durch Seinen Heiligen Geist. Entweder lernt selbst die
Wahrheit kennen und erlernt Frömmigkeit, oder stört durch eure Unvernunft nicht
diejenigen, welche die wahre Frömmigkeit kennen gelernt haben. “ In Verwunderung
über die Worte des hl. Georg und seinen unerwarteten Freimut, wandten alle ihre
Augen auf den Kaiser, in Ungeduld erwartend was dieser dem Heiligen antworten
würde. Dem Kaiser aber gelang es vor Verwunderung nicht sich zu fassen, sondern
wie vom Donner gerührt, saß er da in Schweigen, den Zorn an sich haltend. Schließlich
gab er durch ein Zeichen seinem ihm zum Rat beistehenden Freund Magnentius, der
im Range eines Ministers stand, zu verstehen, daß dieser Georg antworten solle.
Magnetius rief den Heiligen zu sich und sagte ihm:
“Wer hat dich zu solchem Freimut und Großreden angetrieben?”
“Die Wahrheit ” , antwortete der Heilige.
“Was ist das für eine Wahrheit? “ -sagte Magnentius.
“ Die Wahrheit, da ist - Christus Selbst, der von Euch verfolgt wird.”
“Das heißt, daß auch du Christ bist? “ - fragte Magnetius.
Darauf antwortete der hl. Georg:
“Ich bin ein Knecht Christi, meines Gottes, und auf Ihn hoffe ich, mit freiem Willen bin
ich unter euch erschienen um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen. “
Über diese Worte des Heiligen beunruhigte sich die gesammte Zusammenkunft und
alle begannen zu sprechen, einer das der andere jenes und es erhob sich ein
ungeordnetes Geschrei und Aufstöhnen, wie dies in einer zahlreichen
Menschenversammlung zu sein pflegt.
Da befahl Diokletian das wieder Ruhe einkehre, und seine Augen auf den Heiligen
richtend, erkannte er ihn und sprach:
“Ich habe schon früher deinen Adel bewundert, o Georg! Dein Äußeres und deine der
Ehre würdige Männlichkeit achtend, habe ich dich eines nicht geringen Ranges
gewürdigt. Und heute, wo du dir zum Schaden freche Worte sagst, gebe ich dir aus
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LIebe zu deiner Intelligenz und Kühnkeit, wie ein Vater den Rat und ermahne dich,
damit du nicht deinen militärischen Ruhm und Rang verlierst und die ungebrochenen
Blüte deiner Jugend dem Martyrium auslieferst. Opfere den Göttern und du erhälst von
uns noch größere Ehren. “
Der hl. Georg antwortete:
- “O Kaiser, wenn du selbst durch mich den wahren Gott kennen lerntest und Ihm das
Ihm liebe Opfer des Lobes darbrächtest! Er würde dich eines besseren Reiches
würdigen, - eines unsterblichen, denn jehnes Reich dessen du dich jetzt erfreust - ist
unbeständig, nichtig und rasch vergeht es, und gleichzeitig mit ihm aber vergehen auch
seine kurzlebigen Freuden. Und garkeinen Nutzen erwerben diejenigen, welche von
diesen verführt sind. Nichts von diesen kann meine Frömmigkeit schwächen, und
keine Marter kann meine Seele einschüchtern oder meinen Verstand zum wnken
Diese Worte des hl. Georg brachten den Kaiser zur Raserei. Ohne den Heiligen seine
Rede beenden zu lassen, befahl der Kaiser seiner Leibgarde Georg mit Knüppeln aus
der Versammlung zu vertreiben und ins Gefängnis zu werfen.
Als die Krieger die Anordnung des Kaisers sogleich ausführten, und bereits eine
Speerspitze den Leib des Heiligen berührte, wurde ihr Eisen weich, wie Zinn, und
verbog sich. Der Mund des Märtyrers aber füllte sich mit Lobpreis Gottes.
Ins Gefängnis geführt streckten die Krieger den Märtyrer auf der Erde aus, schlugen
seine Füße in einen Block und beschwerten seine Brust mit einem großen Stein.
So war der Befehl des Marterers. Der Heilige aber ertrug dies alles indem er Gott ohne
Unterbrechung Danksagung darbrachte vom Abend bis zum folgenden Tag.
Als der neu Tag aufleuchtete rief ihn der Kaiser erneut zu Peinigungen, und Georg
unter der Schwere des Steins ganz erdrückt sehend, fragte er ihn:
- “ Hast du dich besonnen, Georg, oder bleibst du noch bei deiner Widerborstigkeit. “
Der hl. Georg, der unter dem schweren Stein, der auf ihm lag ganz zerdrückt war,
konnte so eben von sich geben:
- “O Kaiser, du denkst doch wohl nicht, daß ich so kraftlos geworden wäre, um bereits
nach einer so geringen Qual meinen Glauben zu verwerfen. Du wirst, indem du mich
folterst eher erschöpft werden, als ich, der ich gefoltert werde. “
Darauf befahl Diokletian ein großes Rad herbeizubringen unter welches Bretter gelegt
wurden, welche mit scharfen Eisen bestückt waren. Auf dieses Rad lies er den
entkleideten Märtyrer binden, und das Rad drehend seinen Leib durch die scharfen
Eisen zu zerfleischen. Der hl. Georg in Stücke zerschnitten zerdrückt wie ein Halm
ertrug seine Qual tapfer. Zu Beginn betete er mit lauter Stimme zu Gott, dann leise, für
sich, Gott dankend, lies er nicht einen Seufzer laut werden, sondern blieb wie schlafend
Da hielt der Kaiser den Heiligen für gestorben und brachte mit Freuden seinen
Göttern Lob dar, und wandte sich mit folgenden Worten an Georg:
- “ Wo ist nun dein Gott, Georg; warum hat er dich nicht aus einer solchen Qual befreit?
Dannach befahl er, Georg, weil er ihn für gestorben erachtete vom Rad loszulösen, und
selbst eilte er in den Götzentempel des Apollon.
Plötzlich verfinsterte sich die Luft und ein schrecklicher Donnerschlag ertönte, und viele
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hörten eine Stimme von Oben:
- “Fürchte dich nicht Georg, Ich bin bei dir. “
Ein großes und ungewöhnliches Licht erschien und ein Engel Gottes in der Gestalt eines
wunderschönen hellgesichtigen Jünglings der von Licht erstrahlte, stand plötzlich
neben dem rad und legte seine Hand auf den Märtyrer und sagte:
Da wagte niemand an des Rad und den Märtyrer heranzutreten, solange als die
Erscheinung andauerte. Als der Engel verschwand, stieg der Märtyrer vom Engel
losgelöst und von seinen Wunden geheilt selbst vom Rad herunter. Unversehrt am
Leibe rief der der hl. Georg den Herrn an.
Beim Anblick dieses Wunders überfiel die Krieger ein großer Schrecken und
fassungslos berichteten sie dem gerade den unreinen Götzen ein Opfer darbringenden
Kaiser, der sich im Götzentempel aufhielt von dem Vorgefallenen. Den Kriegern folgte
der hl. Georg und stellte sich im Götzentempel vor den Kaier hin.
Zunächst glaubte der Kaiser nicht, daß vor ihm der hl. Georg stand, sondern hielt ihn
für jemanden ihm ähnlichen. Die den Kaiser Umstehenden blickten unverwandt auf
Georg und überzeugten sich, daß dies wirklich er ist, ja und der Märtyrer selbst
verkündete mit lauter Stimme
Schrecken und Fassungslosigkeit verschloß allen lange den Mund. Zwei von den
Männern die sich dort befanden, Anton und Protoleon, die mit dem Rang der
städtischen Richter geehrt waren, und schon früher Katechumenen im christlichen
Glauben geworden waren wurden beim Anblick dieses göttlichen Wunders im
Bekenntnis Christi vollkommen gefestigt und riefen aus:
- “Ein Gott ist groß und wahr, der christliche Gott! “
Der Kaiser befahl auf der Stelle die beiden zu fassen, ohne Verhör vor die Stadt zu
führen und mit dem Schwert hinrichten zu lassen.
Die Kaiserin Alexandra war auch im Götzentempel anwesend, und als sie die
wunderbare Heilung des Märtyrers sah, und von der Erscheinung des Engels hörte,
erkannte sie die Wahrheit. Aber als sie mit Freimut Christus bekennen wollte, hielt sie
der Eparch zurück und bevor noch der Kaiser hiervon erfuhr, befahl er sie in den Palast
Der übelhandelnde Diokletian aber, der gut zu tun nicht verstand, befahl, in eine mit
Steinen ausgelegte Kalkgrube zu werfen und ihn dort für drei Tage einzugraben.
Als der Heilige zur Grube geführt wurde betete der Heilige folgendermaßen zum
- “ Retter der Betrübten, Zuflucht der Verfolgten, Hoffnung der Hoffnungslosen, Herr,
mein Gott! Erhöre dass Gebet Deines Knechtes, schaue auf mich und erbarme Dich
meiner. Errette mich von der widerlichen Heimtücke und gewäre mir bis zum Ende das
Bekenntnis Deines Heiligen Namens zu bewahren. Gib mich nicht preis, Herrscher,
wegen meiner Sünden,damit meine Feinde nicht sprechen: “ Wo ist sein Gott
geblieben? “ Zeige Deine Kraft und verherrliche Deinen Namen in mir, Deinem
unnützen Knecht. Sende mir einen Engel, einen Beschützer für mich Unwürdigen, - Du
hast den Ofen von Babylon in Tau umgewandelt und hast Deine Jünglinge unversehrt
bewahrt, denn Du bist gesegnet in Ewigkeit. Amen. “
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So betend und seinen ganzen Leib mit dem Kreuzeszeichen bezeichnend gimg Georg
in die Grube, sich freuend und Gott verherrlichend. Nachdem sie den Märtyrer
gebunden und gemäß der Anordnung, in ungelöschten Kalk eingegraben hatten,
entfernten sich die Diener des Kaisers.
Am dritten Tag befahl der Kaiser die Knochen des Märtyrers aus der Klakgrube
herauszunehmen, denn er dachte, daß Georg dort verbrannt sei. Als die Diener kamen
und den Kalk zur Seite schaufelten, da fanden sie den Heiligen entgegen aller
Erwartungen unversehrt, lebendig, gesund und losgelöst von den Fesseln. Er stand da
mit hellem Gesicht, erhob die Hände zum Himmel und dankte Gott für alle Seine
Die Diener und das Volk, die hierbei anwesend waren, gerieten in Schrecken und
Verwunderung, und wie aus einem Mund verherrlichten sie den Gott Georgs, und
Von dem Vorgefallenen unterrichtet, befahl Diokletian auf der Stelle den Heiligen zu
ihm zu führen und voll Verwunderung sprach er zu ihm:
- “ Wie kommt eine solche Kraft in dich Georg, und mit welchen Zauberkünsten gehst
du um, - erzähle uns. Ich denke, daß du daß du dich mit Absicht als einen Christen
ausgibst, um Zauberkunststücke zu zeigen, und mit deinen Zaubertricks alle in
Erstaunen zu versetzen, und dich durch diese als groß zu zeigen.”
“ O Kaiser,, - antwortete der Heilige, - ich hielt dafür, daß dur deinen Mund nicht zum
Frefeln am allmächtigen Gott auftun könntest, Dem alles möglich ist, und Welcher die
auf Ihn Hoffenden aus den Nöten errettet. Aber du als vom Teufel verblendet, bist in
eine so tiefe Verirrung und Ausweglosigkeit gefallen, daß du diejenigen Wunder
meines Gottes als Magie und Zauberei bezeichnest, die ihr mit eigenen Augen erblickt
habt. Ich weine über eure Blindheit, und nenne euch Verfinsterte und unwürdig meiner
Da befahl Diokletian eiserne Stiefel herbeizubringen, lange Nägel zu erhitzen und dies
durch die Sohlen zu treiben, den Märtyrer diese Stiefel anziehen zu lassen und ihn so
unter Schlägen bis zum Gefängnis zu treiben. Als sie den Märtyrer mit solchen Schuhen
beschuht jagten, lästerten die Folterer, sprechend:
- “Was für ein schneller Läufer bist du Georg, wie schnell du läufst! “
Der Märtyrer aber, unmenschlich gequält, unterzog sich den grausamen Schlägen und
-”Lauf, Georg, damit du Es erlangst, denn du läuft nicht wie ins Unbekannte. “
Dann rief er Gott an und sprach:
-” Schau vom Himmel herab, Herr, betrachte meine Mühsal, und erhöre das
Aufseufzen Deines beschlagenen Knechtes, denn denn meine Feinde haben sich
vermehrt und mit ungerechtem Haß hassen sie mich, um Deines Heiligen Namens
willen. Aber Du Selbst heile mich, denn sie zermalmen meine Knochen und gib mir
Geduld bis zum Ende, damit mein Feind nicht sage, ich habe ihn überwunden.”
Mit diesem Gebet lief der hl. Georg ins Gefängnis. Dort eingeschlossen, ermattete sein
Leib, dessen Füße zerfleischt waren, aber im Geiste ermattete er nicht. Den ganzen Tag
und die ganze Nacht hörte er nicht auf Gott Danksagung und Gebet darzubringen. Und
in dieser Nacht wurden mit Gottes Hilfe seine Füße von ihren Wunden geheilt und sein
ganzer Leib wurde wieder unversehrt.