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22. September – Der geistliche Märt. Heimhrami, im Volksmund Emmeram,

des Herzogs ausweichen könnten, von welchem sie nur den Tod erwarteten. Bischof

Heimhrami tadelte beide heftig, daß sie die irdischen Strafen, welche vergänglich sind,

so fürchteten, die ewigen Strafen aber anscheinend mißachteten. Er legte beiden eine

angemessene Buße auf, und erlaubte dann der Prinzessin die Untat auf ihn, den

Abwesenden, zu werfen, um so leichter dem Zorn des Herzogs, welcher sehr

ehrsüchtig war, zu entgegen. Bald dannach wurde der Bischof, unter der Teilnahme

des gesammten Hofes, mit aller Ehrerbietung verabschiedet. Aber als er erst drei Tage

unterwegs war, kam Utas Zustand bereits an den Tag. Auf die Frage des entrüsteten

Herzogs, wer der Vater des zu erwartenden Kindes sei, antwortete Utagemäß den

Anweisungen des hl. Heimhrami, das der Bischof der Verführer gewesen sei. Nur mit

Mühe gelang es den Mitanwesenden den erzürnten Herzog davon abzuhalten seine

Tochter auf der Stelle mit dem Schwert zu töten. Statt dessen enterbte er sie und

verbannte sie nach Italien, wo sie in Trauer und Buße ihr Leben beschloß. Sigibald soll

sich bald geflüchtet und ein trauriges Ende genommen haben. Aber Utas Bruder

Lambert schwur Rache, dem heiligen Bischof, dem vermeintlichen Verführer seiner

Schwester. Er eilte ihm mit einer Schaar Bewaffneter nach, und traf ihn, bei Helfendorf,

nicht weit vom heutigen München, wo er, mit seinen zwei, schon aus Frankreich

mitgenommenen, Begleitern, den Priestern Vitalis und Wolflete, rastete. Heimhrami

stand gerade im Gebet in einem Haus, vor, auf einem, an der Mauer, befestigen Schild,

auf welchem Reliquien standen, und vor denen Lichter angezündet waren, und las die

kirchlichen Tageszeiten. Auf den sich nähernden Hufschlag, wandte sich Heimhrami an

die besorgten Anwesenden mit den Worten, daß die Angekommenen ohne Schuld

sind; sondern sie müßten von ihnen den Lohn für ihre Arbeit empfangen. Beim Anblick

des Bischofsgeriet Lambert sogleich in Wut. Vom Pferd herunter begrüßte er den

Heiligen mit den Worten : “Sei gegrüßt Bischof und Schwager!“ Auf die männliche und

ruhige Verteidigung Heimhramis, der ihm vorschlug mit einem erfahrenen Mann die

Sache vor den Bischof von Rom zu bringen und dort zu klären, hörte er nicht mehr,

sondern stieß ihm mit seinem Stab vor die Brust und gab den Befehl, ihm die

bischöflichen Gewänder abzunehmen. Als die Begleiter des Bischofs und die Bewohner

des Ortes sahen, was vor sich ging, erschraken sie, und versteckten sich aus Furcht um

ihr eigenes Leben. Bischof Heimhrami aber wurde entkleidet, auf eine Leiter gebunden

und auf einen großen Feldstein gelegt, der früher vielleicht einmal als Opferstein

gedient hatte woraufihm nach und nach, nach altem germanischen Ritual Stück für

Stück alle Glieder vom Leibe abgeschnitten, mit denen er nach der Meinung seiner

Richter gefrefelt hatte. Dann und wann, wie er es konnte, richtete Bischof Heimhrami

ein inbrünstiges Gebet an Christus, wie :

“ Herr Jesus Christus, Du hast mich mit Deinem Blut erlöst, Dir sage ich den höchsten

Dank, daß Du mich von all den vielen Ländern zu diesem Ort hast führen wollen und in

Deiner Liebe das Blut vergießen läßt, das unschuldig ist an dieser Sünde. “

Zwei der fünf Knechte, die den Befehl Lamberts ausführen mußten, gerieten in Furcht

und beteten mit bleichem Antlitz aus tiefstem Herzen zu Christus um Verzeihung, für

das was ihnen an diesem Unschuldigen zu tun befohlen war. Bischof Heimhrami bat

Christus, das ihnen nach ihrem Herzen gegeben werde.

Die drei anderen Knechte aber zeigten die Bosartigkeit ihrer Herzen und waren ganz

bei der Sache. Zuerst schnitten sie dem Heiligen die Zehen ab, dann die Finger, darauf

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22. September – Der geistliche Märt. Heimhrami, im Volksmund Emmeram,

beide Füße und beide Hände. Heimhrami aber jauchzte im Gebet auf, daß Gott ihn

würdigte den Sieg über alle Martern zu erlangen. Dann schnitten sie ihm auch die Nase

und die Ohren ab,stachen ihm die Augen aus, und entmannten den Heiligen.

Heimhrami aber dankte unablässig Gott im Gebet. Als Letztes lies Lampert dem

Heiligen auch noch die Zunge ausreißen. So verstümmelt ließen sie den hl. Bischof in

seinem Blut liegen. Als sich die Gefährten des Heiligen wieder hervorwagten und ihren

Bischof betrauerten, bat Heimhrami um etwas Wasser. Vitalis aber erwiderte ihm,

wozu er sich noch erquicken wolle, da er ohne allen Schmuck der Glieder verblieben

sei, so daß er eher den Tod herbeisehnen müsse, als dannach zu trachten noch weiter

zu leben. Heimhrami antwortete darauf, daß man das Lebensende hinausziehen müsse,

um Buße zu tun und Gott gnädig zu stimmen, für die Schwachen. Zur Strafe für seine

unbesonnenen Worte verhieß er Vitali, daß er in Zukunft, wenn er ein Getränk an den

Mund setzen werde, den Verstand verlieren würde, ohne aber jemandem ein Leid zu

tun, zum warnenden Beispiel für alle. In der Zukunft erfüllte sich diese Prophezeihung

an Vitalis, der dannach weiter in Regensburg arbeitete. Fast jeden Tag feierte er die

göttliche Liturgie, las die Psalmen, war mildtätig und gutwillig gegen alle Bedürftigen

und gastfreundlich, so daß er ohne Zweifel auf dem schmalen Pfad der zum ewigen

Leben führt, die Höhe des Himmels erlangte. Wenn er fastete, gab er ein erbauliches

Beispiel für alle. Wenn er aber nach beendetem Fasten aß oder trank, verlor er den

Verstand und rannte alsbald mit verzerrtem Gesicht laut schreiend umher, über Plätze

und Felder, Klüfte und Gräber, ohne aber jemandem ein Leid zu tun. Auch auf hohe

Türme stieg er, ohne aber jemals abzustürzen.

Die Gefährten des hl. Heimhrami riefen nun Landleute herbei, die den gräßlich

Verwundeten verbanden und auf einen mit Ochsen bespannten Wagen legten, um ihn

3 bis 4 Stunden zurück, auf dem Weg woher er gekommen war, nach Aschheim zu

führen, wo sichein herzoglicher Hof befand. Bevor sich der Wagen des Heiligen in

Bewegung setzte, erschienen plötzlich zwei Reiter, von wunderbarem Aussehen, wie

man sie hier noch nie gesehen hatte. Sie fragten nach dem Verbleib der Glieder des

Gemarterten. Man zeigte ihnen einen Weißdornbaum, unter welchen man die

abgeschnittenen Glieder gelegt hatte. Nach damaliger Vorstellung, blieb nämlich

derjenige, der seine Glieder verliert, ohne Schaden für seine Gesundheit, wenn diese

mit Erde bedeckt würden. Sobald die beiden Reiter die Glieder aufgehoben hatten,

verschwanden sie plötzlich. Da gingen dem Volk die Augen auf, daß die Hinrichtung

des Bischofs das Martyrium eines Unschuldigen gewesen war. Deßhalb gaben nun viele

Bewohner des Ortes dem verstümmelten Bischof das Geleit. Auch Frauen begleiteten

den Zug. Unterwegs, als man an einer Stelle ganz nahe bei der Isar war, erhob

Heimhrami plötzlich ein Geschrei und gab zu verstehen, daß der Augenblick seines

Hinscheidens gekommen sei und daß man ihm vom Wagen herunter heben solle. Da

hob man ihn vom Wagen und legte ihn ins frische Gras. Kurz darauf gab er unter

Gebet und Segnung seiner Wunden, sowie derer, die sie ihm geschlagen, seinen Geist

auf.

Im Augenblick des Hinscheidens aber ging ein Licht aus seinem Mund hervor, wie eine

gewaltige Fackel, die in hohem Flug in den Himmel einging. Die Luft wich zur Seite

und der Glanz des Himmels erhellte, während ihres Hineingehens in den Himmel, die

Gesichter allerAnwesenden wie ein Blitz. Alle befiel Furcht und Schrecken und kaum

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22. September – Der geistliche Märt. Heimhrami, im Volksmund Emmeram,

wagte man es den Leichnam eines solchen Mannes zu berühren und wieder auf den

Wagen zu heben. An dem Platz, wo er starb, bewahrte sich, der Überlieferung nach, ein

besonderes Klima, auf Grund dessen dieser Ort nicht mehr von Schnee bedeckt wurde,

sonderndas ganze Jahr über, sogar im Winter, wenn ganz Deutschland unter einer

dicken Schneedecke liegt, Frühlingspracht und Lieblichkeit bewahrte. So blieb das

Gedächtnis Heimhramis bei den Anwohnern erhalten, denen noch nicht lange vorher

bestimmte Haine und Bäume als verehrungswürdig gegolten hatten. Sie errichteten

dort eine kleine Kirche, in welcher viele Gebete für Kranke erhört wurden. Heute

befindet sich dort eine Feldkapelle mit Reliquien des Heiligen. Der Ort heißt Sankt

Emmeram. In Helfendorf blieb das Gedächtnis an Heimhrami dadurch erhalten, daß

der Feldstein auf welchem der Heilige hingerichtet worden war, durch viele Wunder an

Kranken berühmt wurde. Der Ort Helfendorf aber verwaiste auf lange Jahre und

wurde zur Einöde, und seine Bewohner zerstreut, da sie dem hl. Bischof gegen seine

Mörder nicht beigestanden hatten. Später wurde über dem Ort des Martyriums des hl.

Heimhrami eine Kirche errichtet, die im Jahre 1752 erneuert wurde. Den Schlüssel für

die Kirche kann man bei der Küsterin erhalten. Direkt neben der Kirche fließt ein Bach

vorbei, dessen Quelle nur einen Steinwurf weit entfernt liegt. Aus dieser Quelle wurde

dem gemarterten Heimhrami das letzte Mal Wasser gereicht. Der LeichnamBischof

Heimhramis wurde zuerst in in der nächstgelegenen Kirche in Aschheim in der Kirche

des hl. Petrus beigesetzt.

Als die Wahrheit über die Schwangerschaft Utas an den Tag kam, wurde Lambert

wegen seiner Grausamkeit in den Krieg gegen die Avaren geschickt, wo er bald

umkam. Uta wurde nach Italien in ein Kloster gesteckt, Sigibald war geflüchtet, und die

drei Knechte, die mit Wohlgefallen an der Hinrichtung Heimhramis beteiligt gewesen

waren, litten im Sterben große Schmerzen, während die beiden anderen Knechte, die

sich selbst verurteilt hatten eines friedlichen Todes starben.

Gleichzeitig mit dem Hinscheiden Heimhramis brach ein 40-tägiges Unwetter los.

Durch verschiedene Gesichte erkannten allmählich einige Leute in Regensburg, daß der

Grund hierfür der unschuldige Tod des Bischofs war. So wurde beschlossen Heimhrami

nach Regensburg zu überführen und ihn vor aller Welt zu ehren. Der Leichnam des

Märtyrers wurde zu Aschheim erhoben und zu Wasser nach Regensburg gebracht. Das

Schiff ist dabei ohne den Gebrauch von Rudern, wie von Engeln getrieben die Isar

hinab bis Deggendorf und dann die Donau hinauf bis nach Regensburg gezogen, wo es

von selbst vor der Stadt angehalten hat. Die auf ihm entzündeten Kerzen brannten

trotz des um das Schiff herum fortdauernden Unwetters senkrecht nach oben, wie in

der stillsten Kammer. Der Herzog, die Großen des Reiches, die Priesterschaft und

andere empfingen den heiligen Leichnam mit großer Feierlichkeit. Priester trugen ihn

in die Georgskirche, jetzt Sanct Emmeram, wo er zur Erde bestattet wurde. Im

Augenblick der Beisetzung des Heiligen schlug das Wetter um und es wurde wieder

klar. Unter Bischof Gawibald wurden die Gebeine Heimhramis erneut erhoben um in

die größere, angebaute Klosterkirche überführt zu werden, wo sie heute noch ruhen.

Als der Grabstein mit viel Mühe, von mehreren Männern aufgehoben wurde,

erschraken alle bis auf einen, als sie die Gebeine des Heiligen erblickten, und fielen

rücklings zu Boden. Nur der auf der rechten Seite Haltende blieb, ganz allein den

Grabstein haltend, stehen, wobei das andere Ende des Grabsteins in der Luft schweben

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22. September – Der geistliche Märt. Heimhrami, im Volksmund Emmeram,

blieb. Nachdem sich die Männer wieder gefaßt hatten und aufgestanden waren, hielten

sie den Grabstein wieder fest und legten ihn dann an der Seite nieder. Durch dieses

Wunder wurden die Gebeine des Heiligen vor der Zerstörung durch den sonst

herabgefallenen Grabstein bewart. Gleichzeitig scheint dieses Wunder blitzartig den

geistlichen Zustand der links stehenden Männer zu offenbaren, indem es an die

Festnahme Christi im Garten Gethsemane erinnert, als die Knechte des Hohenpriesters

auf die Antwort Christi, daß ER es sei, den sie suchen, ebenfalls erschracken und

rücklings zu Boden fielen, weil sie, die ausgezogen wareneinen Menschen zu suchen,

ohne es zu ahnen, auf Gott gestoßen waren. Weiter wird man an die Worte Christi

gemahnt, mit denen ER jene Pharisäer tadelt, welche den Propheten die Gräber

schmücken, und sagen, ` wenn wir zur Zeit der Propheten gelebt hätten, würden wir

uns am Blut dieser Heiligen nicht schuldiggemacht haben`, wodurch sie sich nach den

Worten Christi selbst das Zeugnis geben, Söhne der Prophetenmörder zu sein. Die

Inschrift auf dem jetzigen Grab Heimhramis lautet: “Emmeramus, Bischof von Poitiers;

kam, das Wort Gottes predigend, in das Land der Bayern, wo er zu Helfendorf um

Christi willen gelitten hat anno 652 den 22. Sept., und ward hier in Regensburg

begraben.” -Das Kloster St. Emmeram zu Regensburg wurdeim Jahre 1803

aufgehoben und dem Fürsten von Thurn und Taxis überwiesen. Dieser ließ es zu einem

Palast umbauen und erwählte es zu seiner Residenz. Die Klosterkirche wurde

Pfarrkirche. Bei einer Öffnung des Grabes des hl. Heimhrami im 17. Jahrhundert fand

man die Gebeine des Heiligen so sie nach der Überlieferung von seinem Martyrium

beschaffen sein mußten.

An Wundern berichtet die Überlieferung von einer Frau, die als Beischläferin bei einem

verheirateten Mann lebte, dessen Frau krank war. Als diese sich einer Wallfahrt zum hl.

Heimhrami anschloß und nur noch 200 Schritte von der Kirche entfernt war, begann sie

plötzlich an allen Gliedern zu zittern, unfähig weder vorwärts noch rückwärts zu

gehen. In großer Furcht rief sie um Hilfe. Als zufällig ein Priester vorbeikam, führte

dieser sie beiseite, und fragte sie nach dem Grund für ihren Zustand. Sie beichtete ihr

Vergehen und wurde daraufhin von ihrer Qual befreit, so daß sie nun ungehindertdie

Kirche betreten und die Reliquien verehren konnte. Ein anderes Mal wurde eine Magd

verhext, und begann unüberwindliche Abneigung gegen jede Speise zu empfinden.

Wenn man ihr etwas mit Gewalt eingab, spuckte sie es mit Blut vermischt sogleich

wieder aus. Ein Jahr lang lebte sie so, tat dabei ihre Arbeit wie gewohnt und nur die

Blässe ihres Gesichtes deutete auf ihren Zustand. Dann empfahl einer mit ihr zum hl.

Heimhrami zu pilgern. Als sie sich erst in der Nähe der Kirche befanden, wo die

Reliquien des Heiligen ruhen, spürte die Magd bereits starken Hunger, und verlangte

nach Brot. Nachdem sie die Reliquien verehrt hatte, kehrte sie wieder gesund nach

Hause zurück. Weiter berichtet die Überlieferung von einem gottesfürchtigen Mann,

der zur Erlangung der Verzeihung seiner Sünden zum hl. Heimhrami pilgerte. Auf

dem Weg fiel er unter die Räuber, bekam einen Knebel in den Mund gestopft, so daß er

keinen Laut mehr von sich geben konnte, und wurde nach Frankreich gebracht, wo er

als Sklave verkauft wurde. Während dieser Zeit fastete der Mann oft und betete

inständig zu Gott und zum hl. Heimhrami, das er wieder in seine Heimat zurück dürfe.

Nach Verlauf eines Jahres verkaufte man ihn weiter nach Norddeutschland, an die