2. Oktober – Das Leben des heiligen Andreas, des Narren um Christi willen.
„Führt ihn, damit er sich hier eine Zeitlang ausruhe, später aber wird er wieder
Bei diesen Worten kam ein süßer Traum über ihn und er sah unaussprechliche
Offenbarungen Gottes,, von welchen er selbst dem oben erwähnten Nikephorus mit
folgenden Worten ausführlich berichtete:
„Was mit mir war, weiß ich nicht. GemäßGöttlichem Ratschluß verblieb ich während
zweier Wochen in süßer (angenehmer?) Schau ähnlich einem Menschen, der, nachdem
er die Nacht süß (?) durchschlief, am Morgen erwacht. Ich sah mich in einem überaus
schönen und wunderbaren Paradies, und mich darüber in der Seele verwundernd
überlegte ich: „Was bedeutet dies? Ich weiß, daß ich in Konstantinopel lebe, aber wie
ich hierher geraten bin, das weiß ich nicht. Und ich verstand nicht, ob ich „im Leibe war
oder außerhalb des Leibes, Gott weiß es“ (2. Kor 12,2) Doch ich sah mich gekleidet in
ein lichtes gleichsam aus Blitzen gewebtes Gewand, auf meinem Haupt lag ein Kranz,
der aus vielen Blumen geflochten war; ich war umgürtet mit einem königlichen Gürtel
und freute mich überaus an dem Anblick dieser Schönheit. In Geist und Herzen
bewunderte ich den die Pracht von Gottes Paradies und erquickte mich beim Gehen in
ihm. Dort befanden sich viele Gärten, die angefüllt waren von hohen Bäumen, deren
Gipfel sich bewegten und meine Augen erfreuten, und von deren Blättern ein großer
Wohlgeruch ausging. Einige der Bäume blühten unaufhörlich, andere waren mit golden
glänzenden Blättern geschmückt, wieder andere hatten Früchte von unbeschreiblicher
Schönheit. Diese Bäume waren in ihrer Schönheit nicht zu vergleichen mit irgendeinem
irdischen Baum, denn sie waren nichtvon der Hand eines Menschen sondern von
Gottes Hand gepflanzt worden. In diesen Gärten waren unzählige Vögel mit goldenen,
schneeweißen und bunten Flügeln. Sie saßen auf den Zweigen der Paradiesesbäume
und sangen so wunderschön, daß ich bei dem Wohlklang ihrer Gesänge mich selbst
vergaß. So sehr wurde mein Herz erquickt und ich dachte, daß ihr Gesang bis in die
höchste Himmelshöhe hörbar sein müßte. Diese herrlichen Gärten standen in Reihen
nebeneinander ähnlich wie ein Regiment gegenüber dem anderen steht. Als ich mit
Herzensfreude zwischen ihnen ging, sah ich einen großen Fluß, der mitten durch das
Paradies floß und diese wunderbaren Gärten bewässerte. Auf beiden Ufern des Flusses
war ein Weinberg dessen Weinreben mit Blättern und goldglänzenden Trauben
geschmückt waren. Dort wehten von allen vier [Himmels-]Richtungen leise und
wohlduftende Winde. von deren Blasen die Gärten in Bewegung gerieten und mit ihren
Blättern ein wundersames Rauschen hervorbrachten. Dann befiel mich ein gewisser
Schrecken und mir schien, daß ich auf der Höhe einer himmlischen Feste stehe und vor
mir ein Jüngling geht mit einem wie die Sonne leuchtendem Gesicht, der in Purpur
gekleidet war. Ich überlegte, daß dieser jener sei, der mir mit dem blühenden Zweig
in´s Gesicht geschlagen hatte. Als ich seinen Schritten folgte, erblickte ich ein großes
und herrliches Kreuz vom Aussehen einem Regenbogen ähnlich Um es herum standen
feurig wie eine Flamme leuchtende Sänger und sangen süßklingende Lieder den Herrn
verherrlichend den Herrn, Der einst am Kreuz gekreuzigt worden war. Der vor mir
gehende Jüngling, ging zum Kreuz hin, küßte es und gabauch mir ein Zeichen, damit
auch ich das Kreuz küsse. Vor dem heiligen Kreuz mit Furcht und großer Freude
niederknieend, küßte ich es von Herzen. Als ich es küßte, wurde ich von
unaussprechlicher geistiger Freude erfüllt und vernahm einen Wohlgeruch, der stärker
2. Oktober – Das Leben des heiligen Andreas, des Narren um Christi willen.
war als der des Paradieses. Als ich am Kreuz vorbeiging, blickte ich nach unten und
erblickte unter mir gleichsam eine Meerestiefe. Mir schien, als ginge ich in der Luft.
Erschrocken schrie ich zu meinem Wegführer:
„Herr, ich fürchte, in die Tiefe zu fallen.“
Er wandte sich zu mir und sagte:
„Fürchte nichts, denn es für uns ist unumgänglich, noch höher zu steigen.“
Und er reichte mir die Hand. Als ich sie ergriff, befanden wir uns schon oberhalb der
zweiten Feste (Tverd). Dort sah ich wundersame Männer, ihr Ruhegemach
(Upokoenie) und die in menschlicher Sprache nicht wiedergebbare Freude ihres Festes.
Danach gingen wir in eine Art wunderbare Flamme hinein, die uns nicht verbrannte,
sondern nur beleuchtete (anstrahlte). Ich geriet in Schrecken und wiederum wandte
sich mein Wegführer um, gab mir die Hand und sagte:
„Uns gebührt, noch höher zu steigen.“
Und siehe nach diesen Worten erhoben wir uns über den dritten Himmel, wo ich eine
Menge von Himmelsgewalten (Kräfte) sah und hörte, die Gott besangen und
verherrlichten. Wir traten zu einem gewissen wie ein Blitz leuchtendem Vorhang, vor
dem große und schreckliche Jüngling standen, deren Gestalt Feuerflammen ähnelte: Ihr
Gesicht leuchtete heller als die Sonne und in ihren Händen war eine feurige Waffe. Mit
Furcht stand ich dabei und sah eine unzählige Menge himmlischer Heerschaaren. Und
der mich führende Jüngling sagte:
– „Wenn sich der Vorhang öffnet, wirst du Den Gebieter Christus erblicken. Verneige
dich denn dem Thron Seiner Herrlichkeit.“
Diese hörend freute ich mich und zitterte, denn mich umfing Schrecken und eine
unaussprechliche Freude. Ich stand und beobachtete – darauf wartend, daß sich der
Vorhang öffne. Und siehe eine Art feurige Hand öffnete den Vorhang und – ähnlich
dem Propheten Jesajas – sah ich meinen Herrn „sitzend auf einem hohen und
erhabenen Thron und Seraphim standen um ihn herum (Jes 6,1-2).
Er war in purpurne Gewänder gekleidet. Sein Gesicht war hell und Seine Augen
blickten mit Liebe auf mich. Dieses sehend fiel ich vor Ihm nieder - mich verneigend
vor dem überhellen und schrecklichen Thron Seiner Herrlichkeit. Welche Freude
umfing mich bei der Schau Seines Angesichts, ist mit Worten nicht auszudrücken. Selbst
jetzt bei der Erinnerung an diese Anblick werde ich von unaussprechlicher Freude
erfüllt. In Beben lag ich vor meinem Gebieter mich über Seine so große Barmherzigkeit
wundernd,daß Er mir Frevelhaftem und Sündigem gestattete, vor Ihm zu stehen und
Seine Göttliche Schönheit zu betrachten. Da ich an meine Unwürdigkeit dachte und die
Größe meines Gebieters betrachtete, wurde ich gerührt und wiederholte die Worte des
Propheten Jesajas: „Oh, ich Elender! Wie werde ich, der ich ein Mensch bin und unreine
Lippen habe, gewürdigt, meinen Herrn mit meinen Augen zu sehen“ (Jes 6,5) und ich
hörte meinen allbarmherzigen Schöpfer, Der mir mit Seinem allsüßen und allreinem
Mund drei Göttliche Worte sagte, die mein Herz erquickten und es mit Liebe
erwärmten, so daß ich von der geistlichen Wärme ganz schmolz wie Wachs und sich an
mir das Wort Davids erfüllte: „Es ward mein Herz wie Wachs, das mitten in meinem
Leib zerschmolz.“ (Ps 21,16)
Hiernach sang das ganze himmlisches Heer ein wunderbares und unaussprechliches
Lied, und danach, ich verstehe selbst nicht wie – fand ich mich wieder gehend durch das
2. Oktober – Das Leben des heiligen Andreas, des Narren um Christi willen.
Paradies. Und ich überlegte, daß ich die Allreine Herrin, die Gottesgebärerin nicht
gesehen hatte. Und siehe da , ich erblickte einen Mann, weiß wie eine Wolke, der ein
„Die Allichte Königin der himmlischen Mächte wolltest du hier sehen? Aber sie ist nicht
hier. Sie entfernte sich in die vielleidende (von Not erfüllte) Welt, um den Menschen zu
helfen und die Betrübten zu trösten. Ich hätte dir ihren heiligen Ort gezeigt, aber jetzt
ist keine Zeit, denn du sollst wieder dorthin zurückkehren, woher du kamst: So befiehlt
Als er dieses sprach, schien mir, als wäre ich leicht eingeschlafen. Als ich dann erwachte,
befand ich mich an dem selben Ort, wo ich vorher gewesen war und in der Ecke lag.
Und ich staunte darüber, wo ich während der Schau gewesen war und darüber, daß ich
zu schauen gewürdigt worden war. Mein Herz war von unaussprechlicher Freude
erfüllt und ich dankte meinem Gebieter, Der mir eine solche Gnade erwiesen hatte.“
Diese Erscheinung berichtete der hl. Andreas vor seinem (irdischen) Ende seinem
Freund Nikephoros, und ließ ihn schwören, hierüber niemandem zu erzählen, bevor er
nicht von der Fessel des Leibes gelöst sei. Nikephoros bat den Heiligen eindringlich,
ihm wenigstens eines der drei Wörter mitzuteilen, die der Herr zu ihm gesprochen
hatte. Aber der Heilige wollte ihm dies nicht eröffnen. So sah der hl. Andreas –
enthoben (?) ähnlich dem Apostel Paulos – das, was kein vergängliches Auge sah, er
hörte das, was kein sterbliches Ohr hörte, und labte sich an der Offenbarung solcher
himmlischer Schönheit, die sich kein menschliches Herz vorgestellt hatte. (1.Kor. 2,9)
Aber da er bei der Offenbarung der himmlischen Geheimnisse die Allreine
Gottesmutter nicht gesehen hatte, daher wurde er gewürdigt, Sie auf der Erde in einer
Erscheinung in der Kirche von Vlacherna zu sehen, als Sie, die Gekommen war, um den
Menschen zu helfen, zusammen mit Propheten, den Aposteln und Engelscharen in der
Luft erschien, indem sie für die Menschen betete und durch Ihr ehrbares Omophorion
beschützte (bedeckte). Als er Sie sah, sagte der Selige zu seinem Schüler Epiphanios:
„Siehst du die betende Königin und Herrin aller?“
„Ich sehe sie, heiliger Vater, und erschaudere.“
Während seines wunderbaren Lebenslaufes wirkte der hl. Andreas viele Wunder und
erduldete viele Beschimpfung und Schläge, wie in einem gesonderten von Nikephoros
geschriebenen Buch seiner Lebensgeschichte, beschrieben ist.
Übersetzung aus den Heiligenleben d. hl. Dimitrij v. Rostov
©Stefan v. Wachter
Fax:089-91 75 56
9. Oktober – Der geistl. Märt. Dionysius von Paris in Regensburg
Der geistl. Märt. Dionysius
Der hl. Dionysius, dessen Reliquien in Sankt Emmeram in Regensburg ruhen, war der
erste Bischof der Stadt Paris. Er wurde im 3. Jahrhundert von Rom aus nach Gallien
geschickt, um dort das Evangelium zu verkünden. Als Stützpunkt seiner
Missionstätigkeit wählte er Paris. Er und seine Schüler gründeten die Kirchen von
Chartres, Senlis und wahrscheinlich auch Köln. Nachdem er viele vom Götzendienst
zur wahren Religion bekehrt hatte, wurde er zusammen mit seinem Priester Rusticus
und dem Diacon Eleutherius gefangen genommen und enthauptet. Dies geschah
während der Christenverfolgung zur Zeit der Kaiser Valerian oder Maximinian
Herculens, in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts. Der Richter soll Fescenninus
geheißen haben. Die Leiber der hll. Märtyrer wurden in die Seine geworfen, aber von
einer frommen Christin namens Catula geborgen und begraben. Über ihrem
Begräbnisort errichtete dieselbe Frau eine Kapelle, welche den Beginn der Abtei St.
Denis bildete, die später der Begräbnisort der fränkischen Könige wurde. Im Jahre 893
raubte der Mönch Giselbert die Reliquien des hl. Dionysius und brachte sie nach
Regensburg, wo sie heimlich vom Abt in einer der Seitenmauern der Kirche, mit einem
Hinweis über die Herkunft und den Namen des Heiligen, begraben wurden. Später
wurde behauptet, das es sich hierbei um die Reliquien des hl. Dionysius des
Areopagiten handelt. Die Reliquien des hl. Areopagiten aber, die erst durch die
Kreuzzüge nach Rom gelangten, wurden im Jahre 1215 durch Papst Innocenz III. auf
einem Lateranconzil dem Prior des St. Denisklosters von Paris Himmericus geschenkt,
und von diesem im darauffolgenden Jahr nach Paris übertragen.
Dieser Heilige war der Überlieferung nach ein Soldat der Thebaischen Legion und
wurde zusammen mit dem Heiligen Gereon enthauptet. Er gehört zu den 4 Kölner