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1. September – Die hl. Jungfrau Verena, die zu Zurzach
Hoffnung ist, die Bewahrung des Glaubens, die Führerin auf dem Weg des Heils, und
die Erweckerin und Nährerin eines guten Herzens. Einmal zog sich die hl. Jungfrau zu
strengerer Abtötung in eine unweit von Solothurn gelegene, ganz enge, Höhle, in der
später nach ihr benannten, Verenaschlucht, zurück, in deren Nähe eine schon bejahrte
Christin wohnte, welche ihr für die Handarbeiten, welche sie nach dem Vorbild, der
Lebensweise, der Wüstenväter anfertigte, den nötigen Lebensunterhalt verschaffte.
Noch jetzt liegt in dem Wald, unfern von der Höhle, der sogenannte Teufelsstein, ein
erratischer Block, den der Teufel einmal aus Zorn gegen die Heilige dieser nachwerfen
wollte. Die alemannische Bevölkerung der Stadt und ihrer Umgebung, war großenteils
noch heidnisch. Als aber auf die Gebete der Heiligen Wunder zu geschehen begannen,
vom Teufel Besessene befreite sie von ihrer Besessenheit und Blinde erlangten durch
ihre Berührung das Augenlicht, wurde sie immer mehr bekannt und beliebt. Manche
der Einheimischen bekehrten sich zum christlichen Glauben und wurden von einem
italienischen Priester, welcher sich dort in der Verbannung befand, getauft. Der Ruf der
Jungfrau drang in das ganze Land hinaus, und vor allem, wegen ihrer Frömmigkeit,
wurde sie vom ganzen Volk geehrt. Sie erschien als Mutter der Jungfrauen und lehrte,
daß je erhabener und göttlicher die Größe dieser Gnadengabe sei, desto notwendiger
sei, zu ihrem Schutz, behutsame Bescheidenheit. Deßhalb sei der Stolz, dessen
Nachstellungen mit der Annäherung an die Vollkommenheit wachsen, und der Neid,
der diesem auf den Fuß folgt, wie das Kind, besonders zu meiden. Da nun gab der
Teufel dem römischen Praefecten dieses Gebietes ein Verena gefangen nehmen. Im
Kerker betete Verena weiter die Psalmen und überantwartete sich gänzlich der
Fürsorge Gottes. Da erschien ihr ein Engel, der ihr Trost und Mut zusprach, vor
niemandes Drohung zu weichen. Auf die Frage, wer er sei, antwortete der Engel, daß
er den Märtyrern zugezählt werde und Mauritius heiße. Verena fiel daraufhin vor ihm
nieder und bat ihn ihrer im Reiche Gottes zu gedenken. Da erschien plötzlich eine
ganze Menge lichtstrahlender Jünglinge, die den hl. Mauritius umschritten und mit
ihren Purpurmänteln verhüllten, so daß er vor ihren Augen verdeckt wurde und dann
entschwand. Noch in derselben Nacht erkrankte der Statthalter an einem heftigen
Fieber und ließ die Gefangene zu sich führen. Er bat sie, den Gott, welchem sie diene,
für ihn um Hilfe anzurufen. Nachdem sie dies getan hatte, verließ ihn sogleich das
Fieber. Daraufhin setzte er Verena wieder in Freiheit, und Verena kehrte in das
Jungfrauenhaus zurück. Eines Tages ging dort das Brot aus, aber ohne die geringsten
Zweifel an der Barmherzigkeit Gottes,wandte sie sich folgendermaßen an den Herrn:
“Herr, Du gibst Deinen Geschöpfen Nahrung zur rechten Zeit. Du siehst auch, was
Deine Dienerinnen notwendig brauchen, und hast vorausbestimmt, wie wir unser
Leben fristen sollen. “ Als sie diese Worte gesprochen hatte, fanden sich am Eingang zu
ihrer Zelle vierzig Säcke voll besten Mehls. Darüber priesen alle den Herrn. Mit dem
Mehl aber konnten sie einige Jahre auskommen. Verena aber wollte nicht länger in
Solothurn bleiben, da sie fürchtete, durch das Lob der Menschen die ewige Vergeltung
zu schmälern, und reisteweiter. Auf einem Schiff fuhr sie bis an den Zusammenfluß
der Aar, Limmat und Reuß, nach Confluentia, wo sie einige Jahre auf einer Insel eine
Zelle bewohnte, nachdem sie mit Gottes Hilfe die Insel von Schlangen gereinigt hatte.
Diese Zelle wurde dann nach ihr Verenazelle genannt. Viele Kranke, Lahme und Blinde
kamen zu ihr, und sie heilte sie. Auch eine arme Frau, warf sich mit ihrem lahmen und
blinden Kinde vor der Heiligen nieder, und bat sie ihrem blinden und lahmen Knaben
1. September – Die hl. Jungfrau Verena, die zu Zurzach
um ihrer Gottesliebe willen zu helfen. Verena antwortete ihr mit der Frage, was sie tun
solle? Die alte Frau aber bat sie ihren Jungen gesund zu machen, da sie ihn nicht mehr
tragen könne. Da warf sich die hl. Verena in Kreuzform zu Boden, und bat den Herrn
für den kranken Jungen. Und sogleich konnte er aufstehen und sehen. Von dort aus
siedelte sie, wieder auf der Flucht vor Menschenlob, nach Zurzach, dem damaligen
Castell Tenedo über, wo mehrere christliche Familien wohnten. Hier bat sie Gott ihre
Tage beschließen zu dürfen. Sie wurde Gehilfin des ansässigen Pristers und besorgte
dessen Haushalt. Währenddessen verharrte sie in beständigem Gebet, in Fasten und
Wachen, und gab was immer sie konnte, als Almosen an die Armen. Dafür ging Verena
täglich zu einer Ortschaft am Ufer des Rheins, in welcher viele Aussätzige und Arme
wohnten, und brachte ihnen zu essen und zu trinken, wusch ihnen den Kopf und salbte
sie. Desshalb wurde Verena einmal beschuldigt Wein und Brot unrechtmäßig an die
Armen zu verteilen. Der Priester, der Verena prüfen wollte, trat ihr deßhalb auf dem
Weg entgegen und fragte sie nach dem Inhalt des Kruges, den sie bei sich trug. Verena
antwortete der Wahrheit gemäß, daß dort Wasser darin sei, mit welchem sie Füße und
Kopf der Armen waschen wolle. Als der Priester das Wasser prüfen wollte, sah er
glühende Kohlen darin liegen. Daraufhin warf sich der Priester der hl. Verena zu Füßen
und bat sie um Verzeihung für sein Mißtrauen.
Ein anderes Mal als ihr der Priester seinen Ring zur Aufbewahrung gab, weil er ihn in
der Fastenzeit zu tragen sich schämte, stahl diesen Ring aus Neid auf die guten Werke
der Heiligen, ein Diener. Bald darauf begann dieser zu fürchten entdeckt zu werden,
und warf den Ring in den Rhein. Als Verena den Verlust bemerkte, weinte sie alle Tage
vor dem Herrn, und bat IHN den Ring wiederzuerlangen. Bald darauf brachte ein
Fischer einen großen Fisch zum Geschenk, und als man ihn zerlegte, fand sich der Ring
im Innern des Fisches wieder. Nun bat die hl. Verena den Priester inständig ihr eine
Zelle zu bauen, und sie darin einzuschließen. Wenn auch ungern erklärte sich der
Priester schließlich dazu bereit. Er lud die gesammte Priesterschaft der Umgebung ein,
dazu noch alle frommen und gottesfürchtigen Männer und Frauen und führte die
Jungfrau in ihre langersehnte Klausur, wo sie ein strenges Leben führte. Elf Jahre
verharrte sie dort. Besondere Hilfe erwies sie in dieser Zeit den Blinden, die zu ihr
kamen. Alle erhielten die ersehnte Genesung. Einmal kamen auch Leute zu der
Heiligen, die sie fragten, weshalb es denn in der Welt soviele Verkrüppelte, unheilbar
Kranke und von unvorhergesehenen Schicksalsschlägen Heimgesuchte gäbe, ob dies
nicht der Lehre von der Barmherzigkeit des Christensgottes widerspreche? Diesen
erwiederte sie, daßder christliche Gott im Gegensatz zu den falschen alemannischen
und germanischen Gottheiten kein Gefallen an Rache oder dem Tod des Sünders habe,
sondern jeden Menschen durch jedes Ihm nur gebotene Mittel zum Heil zu bewegen
suche. Aus diesem Grund entzieht Gott manchmal dem einen die Gesundheit, dem
anderen das glückliche Geschick bei seinem Wirken, wieder andere trifft ohne eigene
Schuld ein Schiksalsschlag, um sie und ihre Umgebung in der verderblichen
Gottvergessenheit wieder aufmerken zu lassen; und nur bei der entgültigen
Verhärtung eines Sünders trifft diesen manchmal eine rasche Bestrafung, besonders,
wenn andere durch sein schlechtes Beispiel versucht werden. Aber auch hierdurch
wünscht sich Gott, wie eine allfürsorgende Mutter, die sich darüber betrübt, daß ihre
Kinder sie gar nicht lieben, daß wir freiwillig zu Ihm dem Spender alles Guten
1. September – Die hl. Jungfrau Verena, die zu Zurzach
zurückkehren, was uns Menschen, im Gegensatz zu den gefallenen Geistern, welche die
Götzen darstellen, durch die uns stehts offen stehene Tür der Buße, leicht möglich ist.
Als sich die Zeit ihres Hinscheidens aus dieser Welt nahte, der Überlieferung nach um
das Jahr 344, begann die Helige zu kränkeln, und lag einige Tage im Bett, bemüht, auch
ihre letzten Kräfte noch in Gebet und Wachen Gott darzubringen. Am Tag ihres Todes
erschien ihr die Gottesgebärerin und ewige Jungfrau Maria in der Begleitung heiliger
Jungfrauen. Auf die Frage der hl. Verena, wie sie eine solche Ehre verdient habe,
antwortete ihr die Mutter Gottes, daß ihr dies als Anerkennung für ihre Demut
gewährt wird, da sie nicht nur stehts ihre persönlichen Verfehlungen selbst verurteilte,
sondern auch ihre Tugenden einer strengen Prüfung unterzog, und beim Eintritt in die
Klausur die Gesinnung eines Menschen bewahrte, welcher sich der Gemeinschaft mit
den anderen Menschen für nicht würdig erachtet, mit welcher sie dem Herrn bis jetzt
gedient hat. Daraufhin lud sie die Gottesmutter ein, dem Chor ihrer Jungfrauen zu
folgen, und so verschied die hl. Verena. Dabei wurde der Raum in welchem sie starb
von unaussprechlichem Wohlgeruch erfüllt. Ihre Mitschwestern begruben die hl.
Verena, unter der Teilnahme vieler gottesfürchtiger Leute,in Zurzach. Über ihrem
Grabe wurde eine Kirche errichtet. Darin tragen ihre Gebete Blüten, und denen, die ihr
Grab berühren,gewährt Gott die Erfüllung ihrer Anliegen. In Zurzach, wo sich bis
heute ihr Grab befindet, bewahrte auch eine sogenannte Weibsgasse das Andenken an
die Mildtätigkeit der Heilige, welche dort ein Siechenhaus leitete, während in Solothurn
noch ihre, in eine Kapelle umgewandelte, ehemalige Einsiedlerhöhle zu sehen ist.
An Wundern berichtet die Überlieferung, das einmal bei einer Überschwemmung des
Rheins ihre Reliquien zu dem immer höher steigenden Wasser getragen wurden,
worauf das Hochwasser plötzlich zurückging. Unter Erzherzog Rudolph IV. von
Österreich wurden ihre Reliquien nach Wien in die neu errichtete Stefanskirche
Die Jungfräuliche Märtyrerin Wolfsindis, auf deutsch
"schnelle Helferin" von Reisbach.
Die hl. Wolfsindis war der Überlieferung nach die Tochter eines Gaugrafen auf dem
Schlosse Warth eine Stunde von Reisbach entfernt. Ihre Eltern waren Heiden, aber der
hl. Jungfrau gelang es Unterricht in der christlichen Glaubenslehre zu erhalten. Als ihr
Vater, ein rauher Kieger, erfuhr, daß seine Tochter Christin geworden war, ergrimmte
er darüber über die Maßen, und ließ seine Tochter an wildgemachte Ochsen binden,
welche sie nach Reisbach hinunter schleiften, wo die Tiere an der, nahe bei diesem
Markte, sich hinziehenden Hügelkette, stehen blieben.
2. September – Die Jungfräuliche Märtyrerin Wolfsindis, auf deutsch
Die Gebeine der heiligen Jungfrau wurden von Gläubigen gesammelt und in der Kirche
zu Sankt Michael begraben, wo sie als besondere Schutzheilige bis auf unsere Zeiten
angerufen wird. An der Stelle wo ihr unschuldiges Blut geflossen ist, und ihre Seele den
gemarterten Leib verließ, sprudelt bis heute eine starke Quelle. Bis zum Jahre 1816 war
diese Quelle mit einer Kreuzsäule bezeichnet, welche das Bildnis der Heiligen trug. Im
selben Jahre ließen die Bewohner von Reisbach statt der Bildsäule eine kleine Kirche
errichten. Unter dem Altar entspringt und fließt die Quelle fort unter dem Pflaster des
Kirchleins und ergießt sich in einen steinernen Behälter. Das Überwasser läuft in den
sogenannten Schleifenbach, dieser in die Vils. Mündliche Überlieferungen und
Votivtafeln bezeugen, das die Heilige besonders bei Augenleiden angerufen wird. Der
Name Wolfsindis war im letzten Jahrhundert in dieser Gegend noch weit verbreitet.
Im Jahre 760 geschieht in einer Urkunde über die Schenkung Reisbachs von Herzog
Thassilo an das Kloster Wessobrunn ausdrücklich Erwähnung von dieser heiligen
Jungfrau und Märtyrerin, das sie nämlich in der Villa Reisbach begraben liege. Schon im
7. Jahrhundert kam die Heiligen nach Reisbach, aber es ist nicht bekannt ob im Leben
oder nur ihre Reliquien. Die Überlieferung ihres Lebens hat sich nur vom Volksmund
Der hl. apostelgleiche Magnus, der Erleuchter desAllgäus
Der hl. Magnus war seiner Herkunft nach Ire und Gefährte der hll. Kolumban und Gall.
Sein irischer Name war Magnoald. Er lebte zu Beginn des 7. Jahrhundert. Seine
Lebensbescheibung wurde zwischen dem 10. und dem 12. Jahrhundert
zusammengestellt und enthält Teile, die wohl der Lebensweise lateinischer Mönche des
Mittelalters entsprochen haben mögen, aber nicht dem Mönchsideal der Kelten im 7.
Jahrhundert. So ist es zum Beispiel nicht erlaubt anzunehmen diese Heiligen hätten seit
ihrem Gelübde jemals wieder Fleisch gegessen, wie es in der jüngeren Vitahälfte
beschrieben wird. Auch das darin beschriebene Bierwunder, bei welchem das
ungehemmt aus dem Faß laufende Getränk sich wie eine Krone über dem Rand des
darunter stehenden Kruges auftürmte, mag eine, die Sympatie der noch wilden
Alemannen für den Asketen weckende, aber erfundene Legende, für die Verbreitung
der Beliebtheit des Heiligen bei den Einheimischen gewesen sein. Die Verehrung des
hl. Magnus, der volkstümlich Mang genannt wird, besteht seit seinem Hinscheiden
ohne Unterbrechung. Viele Orte im Allgäu gewahren das Gedächtnis des Heiligen,
durch Kirchengründungen, die auf den hl. Mang zurückgehen, oder
Teufelsaustreibungen die in seiner Vita mit bestimmten Orten im Allgäu verknüpft