27. November – Hl. Witwe und Stifterin Bilhildis
Hl. Witwe und Stifterin Bilhildis
Die hl. Bilhildis ist die Stifterin des Klosters zu Mainz. Sie war die Tochter christlicher
Eheleute von vornehmer Abkunft, Namens Iberius und Mechildis. Um das Jahr 625
wurde sie zu Hochheim am Main unweit von Würzburg geboren. Dieser Ort wird
gewöhnlich Veitshöchheim, nach der dort dem römisch-kathotischen Heiligen Vitus
geweihten Kirche. Von ihrer Base wurde Bilhildis zu Würzburg in aller Gottseligkeit
erzogen. Mit 17 Jahren wurde sie mit dem heidnischen Herzoge Hettan von Thüringen
vermählt. Nach dem baldigen Tod desselbigen widmete sich Bilhiuldis, mit nur 18
Lebensjahren, ausschließlich und mit Erfolg dem Dienste Gottes und siftete das Kloster
Altmünster zu Mainz, in welchem sie ihre Tage im Frieden des Herrn erfüllte. Die Zeit
ihrer Auflösung aus den irdischen Banden ist nicht überliefert. Als ihr Todesjahr wird
Der rechtschaffene Filaret der Mildtätige
Vor vielen Jahren, als das griechische Imperium von der frommen Kaiserin Irina regiert
wurde ( am Ende des 8. Jahrhunderts), lebte in einer der Provinzen Kleinasiens ein
adeliger Mann mit dem Namen Filaret, mit seiner Frau Theoswa. Sie hatten drei
Kinder, einen Jungen und zwei Töchter. Ihr Haus war wie eine “überfließende
Vorratskammer”: in der Landwirtschaft, eine Menge Vieh, ausgedehnte und fruchtbare
Felder und eine große Zahl männlicher und weiblicher Leibeigener. In diesem Überfluß
die Barmherzigkeit Gottes erkennend sagte Filaret häufig zu sich selbst:
“Hat mir der Herr solchen Reichtum etwa nur für mich und meine Familie
gegeben? Wieviele arme Menschen gibt es denn: Witwen, Waisen und Kranke die
nichts haben. Wer soll sie ernähren, wenn nicht wir die Reichen?
So wurde Filaret mildtätig zu den Bedürftigen, und alle Armen kamen zu ihm und
bekamen das Erbetene. Sogar wenn ein Armer ein Pferd oder einen Esel brauchte, oder
irgendwelche Kleider, dann ging er mutig zu Filaret, wissend darum, daß dieser ihm
nichts absagt. Und wenn ihm seine Frau vorhielt, daß wenn du so vergibst du selbst
bald zum Bettler wirst, antwortete der hl. Filaret mit den Psalmworten: “Ich war jung
und bin alt geworden und nie sah ich einen Gerechten preisgegeben noch seine Kinder
betteln um Brot”(Ps 36,25).
1. Dezember – Der rechtschaffene Filaret der Mildtätige
Aber da geschah es, daßMoslems die Gegend überfielen, in der Filaret wohnte,
das Land verwüsteten und zugrund richteten, viele der Diener von Filaret in die
Gefangenschaft führten und fast all sein Vieh wegnahmen. Sie schonten auch die armen
Leute nicht: der eine verlor sein Pferd, dem anderen nahmen sie die letzte Kuh weg.
Alle eilten zu Filaret um Hilfe. Und er sagte keinem die Hilfe ab. Er selbst machte sich
aus einem Reichen fast zu einem Armen: was ihm noch verblieb, waren ein Joch
Ochsen, eine Kuh, ein Pferd und zwei alte Knechte, so daß er niemanden mehr hatte,
den er auf die Felder schicken konnte, und er selbst gehen mußte um das verbliebene
Getreidefeld zu pflügen. . . Aber so wie sich jederman über seinen Reichtum freut, so
freute sich Filaret auch über seine Armut, und erinnerte sich an die Worte Christi, daß
es dem Reichen schwer fällt in das Himmelreich zu gelangen.
Da verendete, als der hl. Filaret einst auf seinem Feld arbeitete, einem
Landmann, der den Acker pflügte sein Ochse. Der Bauer konnte darüber nicht anders,
“Was werde ich jetzt machen, - sprach er. Wer wird mir jetzt einen Ochsen
borgen, um das Feld zuende zu pflügen? Früher wäre ich zu Filaret gegangen, aber
jetzt ist auch er verarmt. Nichtsdestoweniger, ich gehe zu ihm, - werde meinen
Kummer mit ihm zu teilen und so wird mir leichter werden.”
Als er Filaret von seinem Unglück erzählte, spannte dieser sogleich seinen
Ochsen aus und sagte: “Nimm, Bruder, diesen Ochsen; ich brauche ihn nicht; ich habe
noch einen zu Hause.” Und dies sagte er mit solcher Freundlichkeit, und Nachdruck,
daß der Arme einverstanden war, und sich vor Filaret bis zur Erde verneigte, und den
Ochsen mit sich führte. Nachdem Filaret seine Arbeit beendet hatte, ging er nach
Hause. Nicht mehr weit vom Tor entfernt, sah Theoswa ihren Ehemann mit einem
einzigen Ochsen und fragte: “Und wo ist der andere?” Da mußte der hl. Filaret
heucheln und sagte: “ Der Ochse hat sich wahrscheinlich verlaufen, oder man hat ihn
gestohlen, als ich in der Mittagshitze ausruhte.” Theoswa schickte daraufhin sogleich
den Sohn, um den Ochsen zu suchen. Und er fand ihn auch bald im Joch des Bauern.
Aber als der arme Mensch die ganze Geschichte erzählte, wie er zu dem Ochse
gekommen war, blieb dem Jungen nichts anderes zu tun übrig, als mit nichts nach
Hause zurückzukehren. Er traute sichnicht den Ochsen an sich zu nehmen, den sein
“Wehe mir, Armen, mit so einem Ehemann! -rief Theoswa aus, als sie von ihrem
Sohn die Geschichte mit dem Ochsen erfuhr,was werden wir tun, meine Kinder, wo
euer Vater ein so unmenschlicher und grausamer Mensch ist. Er gibt alles her, und wir
bleiben hungrig.” Danach ging sie zu Filaret und machte ihm den Vorwurf faul zu sein,
gleichgültig, und im Übermaß besorgt um Andere, während es der eigenen Frau und
den Kindern an Allem fehlt. Filaret rechtfertigte sich nicht, sondern sagte lediglich:
“Meine Frau, wir sind doch - Christen. Höre doch, was der Erlöser seinen Jüngern
befiehlt! Schaut auf die Vögel des Himmels ; sie sähen nicht , sie ernten nicht, sie
sammeln nicht in Scheuern, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Wird er uns
etwa nicht versorgen, die wir besser als die Vögel sind. Und mit anderen sanften
Worten beruhigte und tröstete er seine Frau.
Noch keine fünf Tage waren vergangen, als derselbe Landmann mit großer
Unruhe zu Filaret geeilt kam und sagte: “ Zu deinem Leidwesen war es, daß ich deinen
1. Dezember – Der rechtschaffene Filaret der Mildtätige
Ochsen nahm, denn ich hatte keinen großen Nutzen von ihm: er fraß irgend ein Kraut
und verendete daran.” Noch hatte er seinen Satz nicht zuende gesprochen, als Filaret
mit Eile seinen letzten Ochsen herbeiführte, und darum bat ihn zu nehmen: “Ich habe
vor,-sprach er,- in ein fernes Land zu verreisen und möchte nicht, daß das
Arbeitsvieh ohne Beschäftigung bleibt.” Da ging der Landmann mit dem Ochsen
davon, verwundert über die Barmherzigkeit des hl. Filaret.
Als man im Haus erfuhr, daß auch der letzt Ochse vom Hof geführt wurde, erhob
sich Weinen und Seufzen. Unter Tränen wehklagte Theoswa: “Ja was für einen Mann
hat mir denn Gott gegeben! Er muß ein eigener Familienhasser sein. Ein Paar Ochsen
hatte uns Gott übriggelassen, damit wir nicht vor Hunger sterben müssen, aber er gibt
auch diese weg.” Als die Kinder die Mutter in Tränen sahen, begannen auch sie zu
Der selige Filaret hatte nicht die Kraft diesen Anblick zu ertragen und brach
ebenfalls in Tränen aus, und sagte: “Warum nennt ihr mich unbarmherzig und glaubt,
daß ich euch vor Hunger umkommen lassen will? Nein, an Hunger werdet ihr nicht
sterben, denn an einem Ort habe ich so viele Schätze versteckt, daß sie uns auch für 100
Die Kinder beruhigten sich und alle überlegten, von was für Schätzen ihr Vater
gesprochen hat. Aber der hl. Filaret hatte sie nicht belogen als er von Schätzen sprach:
er fühlte in seinem Herzen das Glück vorraus, welches ihnen der Herr zu schicken
Nach einiger Zeit brach eine Hungernot im Land aus. Als Filaret sah, daß im Haus
kein Brot war, setzte er sich auf den Esel und ritt in einen entfernten Landesteil zu
einem seiner Freunde. Von diesem Menschen borgte er sich sechs Maße Getreide und
kehrte nach Hause zurück, froh darüber, daß er jetzt etwas hatte um seine Frau und
seine Kinder zu ernähren. Als er von dem langen Weg ausruhte, kam ein Armer zu
ihm und bat ihn auf Zeit um ein Maß Getreide. Und Filaret sagte zu seiner Frau: “Gib
diesem Armen ein Maß Weizen!” Sie aber antwortete: “Erlaube, daß zuerst deine Frau
und deine Kinder satt werden! Am Beßten wäre es - das Getreide aufzuteilen, damit
sich hinterher niemand ärgert; gib ein Maß mir, eins den Kindern und Sklaven, und das
Übrige gib wem du willst!” Filaret sah sie an, lachte und sprach: “Und mich hast du
vergessen? Mir zweigst du nichts ab?” - worauf die Ehefrau antwortete: “Du bist doch
ein Engel, und kein Mensch; wenn du Essen bräuchtest, dann würdest du das geliehene
Getreide nicht austeilen.” Da nahm Filaret zwei Maß Getreide und gab sie dem
Bittenden. Die Ehefrau sagte ihm gereizt: “Gib noch ein drittes Maß, denn du hast ja viel
Getreide!” Da wog der selige Filaret noch ein drittes Maß ab und entließ den armen
Einer der reichen Freunde von Filaret, der von der äußersten Armut, in welche
diese tugendhafte Familie plötzlich geraten war hörte, schickte ihm 40 Maß Getreide.
Theoswa freute sich sehr über diese Güte Gottes und sprach zu Filaret: “Mein Herr, gib
mir und den Kindern unser Teil, gib den Nachbarn das Geschuldete zurück, und mit
deinem Teil verfahre wie du willst.” Filaret tat so wie seine Frau geraten hatte, aber
seinen Teil hatte er innerhalb von zwei Tagen an Arme verteilt.
Als sie sah, daß ihr Mann unverbesserlich ist, entschied Theoswa ihn nicht an den
1. Dezember – Der rechtschaffene Filaret der Mildtätige
gemeinsamen Tisch zu lassen, und sie begannen verborgen vor Filaret zu essen.
Einmal, als die Kinder mit der Mutter aßen, trat Filaret zu ihnen herein. “Nehmt mich
auf, Kinder, - sagte er, -wenn nicht als Vater, dann doch wenigstens als Fremdling!” Sie
lachten und sagten: “Setz` dich an den Tisch Papa, wenn er auch karg ist, für dich reicht
Während des Essens sagte Theoswa zu ihrem Ehemann: “Warum hast du uns bis
heute nicht den Schatz gezeigt, von welchem zu sagtest, daß er uns für das ganze
Leben reicht? Wenn du uns nicht angelogen hast, dann zeige an wo er versteckt ist.
Dann kaufen wir alles und du kannst wie früher mit uns essen.” Hierauf antwortete
Filaret: “Geduldet euch ein wenig und bald werdet ihr großen Reichtum erwerben!”
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Zu dieser Zeit herrschte die fromme Irina mit ihrem Sohn Konstantin. Als die Zeit
kam, daß der Kronprinz heiraten sollte, sandte die Kaiserin ihre Würdenträger in das
ganze Reich um eine für ihren Sohn würdige Braut zu suchen. Es ergab sich, daß die
Würdenträger auch in das Land kamen, wo der hl. Filaret lebte. Aus der Ferne sahen
sie sein Haus, welches durch seine Größe und Pracht auffiel. Und obwohl ihnen gesagt
wurde, daß in diesem Haus sehr arme Menschen wohnen, die zu besuchen sinnlos sei,
befahlen sie dennoch dem Hausherrn ihren Besuch anzukündigen.
Filaret empfing die hohen Gäste mit Freude, und ihnen zur Begrüßung entgegen
gehend, verbeugte er sich vor ihnen bis zur Erde und sprach die Worte: “ Mir ist es eine
große Ehre, daß ich für würdig befunden wurde solche Gäste in meinem Haus zu
empfangen.” Dann befahl er seiner Frau für die kaiserlichen Angestellten ein gutes
Abendessen zuzubereiten. Aber Theoswa antwortete: “Aus was soll ich es zubereiten?
Haben wir doch nicht mal ein Huhn im Haus! es sei denn ich koche einen Schwan, aber
auch diesen ohne Öl, an dessen Geschmack wir uns fast nicht mehr entsinnen können.
Aber sie hatte den Satz noch nicht zuende gesprochen, da öffneten sich die Türen und
reiche Nachbarn traten ein, die für Filaret zum Geschenk Öl, Geflügel, Wein und Brot
mitbrachten, damit er die vornehmen Gäste bewirten konnte. Aus all dem bereitete
Theoswa eine schmackhafte Mahlzeit und deckte den Tisch im Obergemach. Dieses
betretend verwunderten sich die kaiserlichen Gesandten ein so prachtvolles
Obergemach zu erblicken, mit einer großer Tafel aus Elfenbein, mit goldenen
Verzierungen, ganz trefflich gearbeitet. Am Tisch bedienten der Sohn von Filaret und
seine Enkel. Die kaiserlichen Gesandten sahen ihren ordentlichen Dienst und fragten
den seligen Filaret: “Ehrwürdiger Mann, hast du eine Gattin?” Er antwortete:
“Ich habe eine, und das sind meine Kinder und Enkel.”
Als Theoswa hereinkam und die Gäste mit einer ehrbaren Verbeugung
begrüßte, fragten sie sie, ob sie nicht jungfräuliche Töchter hätte. Sie sagte, daß ihre
älteste verheiratete Tochter drei jugendliche Töchter hat, die bei ihr sind, in der
Frauenhälfte des Hauses. Da erklärten die kaiserlichen Gesandten mit welchem Ziel sie
gekommen sind, und baten, ihnen die Jungfrauen zu zeigen. Als die Gesandten ihrer
gewahr wurden, waren sie von der Schönheit der filaretschen Enkelinnen erschüttert,
und riefen aus: “Gott sei Dank, Der uns das Glück gab, zu finden was wir suchen. Ohne
Zweifel - , eine dieser Jungfrauen wird die Gattin unseres Kaisers: noch schönere