14. Januar – Das Leben der hl. Apostelgleichen Nina v. Georgien
bildete sich um die hl. Nina ein kleiner Kreis ihrer Schülerinnen. Eine von ihnen hieß
Sidonia, die Tochter des Gemeindevorstehers der kartalinischen Juden, Awiafara. Sie
führte auch ihren Vater zu Nina, welcher, als er die Auslegungen der hl. Nina der
Propheten des Alten Testaments über den Messias hörte, ihnen Glauben schenkte und
selbst Christ wurde. Er war Zeuge vieler Wunder welche die hl. Nina im Namen Christi
"Wenn in dieser Jungfrau nicht die Kraft Gottes wäre, dann könnte sie so
Während den öfteren Unterhaltungen mit der Awiafarus hörte sie einmal folgende
"Vor vielen Jahren " : sprach Awiafarus,"geschah es, daß mein Ur-Uronkel
Elisa, in Jerusalem war, eben in dem Todesjahr Jesu Christi, und daß er sogar bei Seiner
Kreuzigung dabei war. Das Gewand, das Christus vor Seiner Kreuzigung
abgenommen wurde, gefiel meinem Ur-Uronkel so gut, daß er es für viel Geld dem
Soldaten abkaufte, der es dort durch Würfeln erworben hatte, und brachte es mit nach
Mzchet. Die Rückkehr von Elisa aus Jerusalem war für alle kartalinischen Juden ein
großes Ereignis. Alle wollten Neuigkeiten über ihre heilige Stadt erfahren, von welcher
jeder von ihnen in seinen täglichen Gebeten die Worte des Psalmisten wiederholte:
"Wenn ich Dich vergesse, Jerusalem, dann soll meine Rechte verdorren! ";
lange erzählte Elisa über das Leben in Judäa, über die allgemeine Erwartung des
Messias, über Christus, Welcher, nach der allgemeinen Meinung nach, ein Prophet war,
stark in Tat und Wort vor Gott und allen Menschen und wie Ihn die Hohenpriester und
Vorsteher zur Verurteilung zum Tode überlieferten und Denjenigen kreuzigen ließen,
Welcher Israel erlösen sollte. Bei dieser Erzählung brannten die Herzen der Zuhörer
ungewöhnlich stark. Allen schien es, daß wenn sie in dieser Zeit in Jerusalem gelebt
hätten, sie dieses Verbrechen nicht zugelassen hätten, sondern den Gerechten
verteidigt hätten, Welcher nicht nur niemandem etwas Böses zugefügt hatte, sondern
im Gegenteil sich als der allgemeine Wohltäter erwiesen hatte.
Während der Erzählung über die letzten Minuten des Lebens von Christus, zeigte Elisa
seinen Zuhörern Sein Gewand. Die Schwester von Elisa Sidonia, nahm das Gewand,
küßte es unter heißen Tränen und drückte es an ihre Brust und starb gerade so, im
selben Augenblick. Mit keiner Anstrengung gelang es das hl. Kleidungsstück aus den
Händen der Verstorbenen zu nehmen. So beerdigten sie sie dann mit dem hl. Gewand
in ihren Armen. Am Ort ihres Grabes wuchs im Verlauf eine mächtige Zeder, zu
welcher sich die Bewohner des ganzen umliegenden Gebieteshingezogen fühlten, wie
von einer unbekannten Kraft, zu diesem Ort bewegt. "
Als die hl. Nina diese Geschichte erfuhr, stand sie Nachts auf um bei dieser Zeder zu
beten. Dort würdigte sie der Herr vieler wunderbarer Visionen, aus denen die hl. Nina
verstand, daß das ganze umliegende Volk sich bald durch die Taufe heiligen wird, und
das am Ort der Zeder ein Tempel für den wahren Gott errichtet werden wird.
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Währenddessen fuhr die hl. Nina fort sich um die Predigt des Evangeliums zu mühen,
und bekehrte viele zu Christus, indem sie im Namen Christi viele wunderbare Zeichen
tat. Die Kaiserin selbst, die Gattin des Kaisers Mirian, eine inbrünstige Götzenanbeterin
trat von der hl. Nina geheilt zum Christentum über.
Dies vollzog sich auf folgende Weise: Die Kaiserin war schwer erkrank, und je mehr sie
ihre kaiserlichen Ärzte kurierten desto mehr verstärkte sich die Krankheit, bis zu dem
Grad, daß man schon mit ihrem Tod rechnete. Da baten sie ihre vertrauten
Kamerdienerinnen doch einmal die hl. Nina herbeizurufen, die durch ein einziges
Gebet zu ihrem Gott alle Krankheiten heilen kann. Die Kaiserin befahl die hl. Nina zu
rufen. Nina aber, den Glauben und die Demut der Kaiserin erkennend, sagte zu den
Gesandten : "Wenn die Kaiserin gesund sein möchte, soll sie ruhig zu mir kommen,
denn ich glaube, daß sie hier durch die Kraft Christi meines Gottes Genesung erhalten
wird. Da demütigte sich die Kaiserin und befahl sie zur hl. Hütte zu tragen. Als die
Kaiserin auf Ninas Lager gelegt worden war, begann die hl. Nina auf den Knien
eindringlich zu Gott zu beten. Danach nahm sie ihr Kreuz und legte es an das Haupt
der Kranken, an ihre Füße und Schultern und machte über der Kranken auf diese
Weise das Zeichen des Kreuzes. Als sie dies vollendet hatte, war die Kaiserin wieder
gesund. Von diesem Augenblick an liebte die Kaiserin die hl. Nina, machte sie zu ihrer
Vertrauten und bekannte überall laut Christus als den wahren Gott. Die große
Mehrheit des Volkes bekehrte sich nach dem Beispiel seiner Kaiserin zu Christus.
Kaiser Miriam aber zögerte und nährte eine Zeitlang sogar Haß gegen die Christen.
Der Herr aber hatte Mitleid mit ihm und berief ihn auf folgende Weise zum Glauben:
Einmal jagte der Kaiser im Wald. Plötzlich verwandelte sich der helle Tag in
undurchdringliche Nacht, und ein Sturm erhob sich. Der Schein der Blitze blendete den
Kaiser und der Donner zerstreute alle seine Begleiter.
In Verzweiflung begann der Kaiser seine Götter anzurufen, aber zur Antwort hörte er
nur das Heulen des Windes und das Grollen des dahinrollenden Donners. Da verstand
er, daß dies die Strafe für seinen Unglauben ist, und rief aus:
"Gott Ninas! Zerstreue die Finsternis vor meinen Augen und verherrliche
Deinen Namen!"Im selben Moment wurde es hell und der Sturm beruhigte sich. In
Erstaunen über die Bekundung einer so großen Kraft des Namens Gottes erhob der
Kaiser seine Hände zum Himmel und rief unter Tränen:
"O Gott, welchen Deine Magd Nina predigt! Du bist der Eine Wahre Gott
unter allen Göttern. Und nun sehe ich Deine Güte gegen mich, und mein Herz fühlt
Freude, Trost und Deine Nähe zu mir. O Gott Hochgelobter! An diesem Ort errichte ich
das heilige Kreuz, damit für ewige Zeiten an diese, mir durch die heutigen Zeichen
wiederfahrene Offenbarung, an Dich erinnert wird. "
Als der Kaiser in die Hauptstadt zurückkehrte und durch die Straßen der
Stadt ging, rief er laut aus:
"Lobpreist, alle Leute, den Gott Ninas, Christus, denn Er - ist der ewige Gott,
und Ihm allein gebührt jede Ehre in Ewigkeit. "
Der Kaiser suchte die hl. Nina und fragte:
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"Wo ist jene Fremde, deren Gott - mein Erlöser ist? "
Die Heilige erfüllte zu dieser Zeit die Abendgebete in ihrer Hütte. Dorthin gingen nun
der Kaiser und die Kaiserin, begleitet von einer großen Menge Volkes. Als sie der
Heiligen angesichtig wurden fielen sieihr zu Füßen.
"O meine Mutter. " rief der Kaiser aus.
"Lehre mich, und mache mich würdig den Namen deines Großen Gottes ,
meines Erlösers anzurufen! "
Ihm zur Antwort flossen aus den Augen der hl. Nina unhaltbar Freudentränen. Beim
Anblick ihrer Tränen brachen auch der Kaiser und die Kaiserin in Tränen aus, und in
der Folge begann das ganze mit ihnen versammelte Volk von Herzen zu schluchzen.
Die Hinwendung Kaiser Miriams zu Christus war entschieden und unwandelbar. Er
beeilte sich eine Bittschrift nach Griechenland zu schicken, ihm Bischöfe und Priester
herbeizusenden um das Volk zu taufen, ihm den christlichen Glauben zu lehren und in
Iberien die Heilige Kirche Gottes zu festigen.
Der Kaiser wünschte, daß noch vor der Ankunft der Geistlichen ein Tempel
Gottes errichtet würde und wählte dafür nach der Weisung der hl. Nina eben jenen Ort
in seinem Garten aus, wo die schon erwähnte Zeder stand. Die Zeder wurde gefällt und
aus sechs ihrer Äste wurden sechs Säulen gehauen, welche auch ohne jede Mühe an
dem ihnen vorbestimmten Platz aufgestellt wurden. Als man die siebente Säule
aufheben wollte, die aus dem eigentlichen Stamm der Zeder gehauen war, konnten sie
sie, wie sie sich auch mühten, nicht von ihrem Ort bewegen. Am hereinbrechenden
Abend ging der Kaiser betrübt und in Gedanken, was das bedeuten sollte, nach Hause.
Auch das Volk ging auseinander. Nur die hl. Nina blieb mit ihren Jüngern die ganze
Nacht an der Baustelle und betete inbrünstig zu Gott, ihr das Geheimnis der Zeder zu
Am frühen Morgen erschien der hl. Nina ein göttlicher Jüngling und sagte ihr drei
geheime Worte ins Ohr, worauf sie, als sie diese vernommen hatte auf die Erde
niederfiel und sich vor ihm verbeugte. Danach hob der Jüngling die siebente Säule, die
wie ein Blitz leuchtete, hoch über die Erde, und stellte sie so auf, daß sie ganz gerade
stand, von nichts gestützt. Von unter des Fußes dieser Säule begann wohlriechendes
Myron auszufließen und viele Kranke erhielten durch dieses Myron Heilung. Die
Mutter eines Jungen, der bereits sieben Jahre schwer leidend war, trug ihn zu der Säule
und bat die hl. Nina ihn zu heilen. Wie die
hl. Nina nur mit ihrer Hand die Säule berührte und ihre Hand auf den kranken Jungen
legte, war er in demselben Moment auch schon geheilt.
Der ungewohnte Andrang des Volkes zu der heilungspendenden Säule bewegte den
Kaiser dazu eine Umfriedung um sie herum zu errichten. Außerdem begannen zu jener
Zeit nicht nur Christen sondern auch Heiden diesen Ort zu verehren. Hier nun wurde
dann auch der erste christliche Tempel des Landes erbaut.
Nicht lange hierauf kamen aus Antiochien Priester und mit ihnen Erzbischof Efstafi.
(um das Jahr 326) Kaiser Miriam, die Kaiserin und alle ihre Kinder nahmen unter der
Beteiligung aller Adeligen des Landes die Heilige Taufe an. Für die Militärs und den
Adel wurde ein Baptisterium am Fluß Kure gebaut.
Ein wenig unterhalb desselben tauften die Priester das Volk. Mit großem Eifer und
Freude kam der Kaiser um sich taufen zu lassen, indem er das Wort der
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hl. Nina bedachte, daß wer nicht die Wiedergeburt aus Wasser und Hl. Geist empfängt,
daß der das ewige Leben nicht sieht, sondern Seine Seele kommt in der Finsternis der
Die Priester gingen durch die umliegenden Orte, der ansässigen Bevölkerung, und
tauften Alle. Auf diese Weise wurde das ganze kartilinische Land in Christus gläubig,
welches hierzu schon durch die Arbeit ihrer Heilsverkünderin, der hl. Nina, vorbereitet
worden war. Aber die hl. Nina floh den Ruhm und die Ehrerbietungen, die ihr der
Kaiser und die Kaiserin erwiesen und ging fort in die Berge zur Quelle des Flusses
Aragwie und begann sich dort durch Gebet und Fasten zu neuen asketischen Arbeiten
Der Kaukasus erschüttert den Reisenden unserer Zeit, im Jahrhundert der
Eisenbahnen, der Automobile und Flugzeuge, Verkehrsmittel mit denen der Mensch
bis in seine entlegensten Winkel vorgedrungen ist,durch seine Menschenleere. Aber in
der Zeit der hl. Nina war er noch wilder und finsterer. Die Wälder, die die Abhänge der
Berge bedecken waren voll wilder Tiere. Vereinzelte Dörfer standen viele Werst eins
vom Anderen entfernt. Strudelnde Wildbäche stürzten sich von den, mit ewigem
Schnee bedeckten Höhen, die dem Reisenden oft lange Zeit des Suchens nach einer Furt
abverlangten. Reißende Flüsse flossen in tiefe, enge Klüfte, in denen sie im
ohrenbetäubenden Getöse des Widerhalls dahineilten. Die hl. Nina aber erschreckte
nichts. Mit dem Gebet auf den Lippen und dem Kreuz in den Händen überwand sie alle
Schwierigkeiten und fürchtete die Gefahren nicht. Die wilden Bergbewohner
bemerktenbald den Aufenthalt der heiligen Verkünderin in ihrem Land und begannen
scharenweise zu ihr zu kommen. Unter dem Einfluß ihrer Predigten und Wunder, die
sie im Namen Christi tat, nahmen sie den Heiligen Glauben an und ließen sich taufen.
Nachdem die hl. Nina alle zu Christus bekehrt hatte, wandte sie sich nach dem Süden
von Kachetinien und siedelte in der Nähe der Ortschaft Bodbi.
Am Abhang der Berge baute sie sich einen einfachen Verhau, undverbrachte Tag und
Nacht im Gebet vor dem Hl. Kreuz, eben jenem, welches sie aus den Händen der
Gottesmutter empfangen hatte Hierdurch zog die hl. Nina bald die Aufmerksamkeit
der Bewohner der Umgebung auf sich. Diese kamen ständig zu ihr, um ihre
bewegende Lehre über den Christlichen Glauben und über den Weg zum ewigen
In Bodbi lebte zu jener Zeit die Königin von Kachetin, Sofia. Als sie nur einmal die hl.
Nina gehört hatte, wollte sie schon nicht mehr los von ihr, und nahm bald selbst
zusammen mit ihrem Hofstaat und einer großen Menge Volkes die Heilige Taufe an.
Hier in Kachetin empfing die hl. Nina von Gott die Eröffnung von ihrem baldigen
Heimgang. Sofort benachrichtigte sie hierüber brieflich Kaiser Miriam. Die Heilige
flehte auf ihn und auf sein Reich den Segen Gottes herab, und beendete ihren Brief mit
"Ich, als eine Fremde, verlasse bald diese Welt, und gehe den Weg meiner
Väter. Ich bitte dich, Kaiser, schicke einen Bischof zu mir, damit er mich auf das ewige
Leben vorbereitet, denn der Tag meines Todes ist schon nahe. " Als der Brief zu Ende
gelesen war, begaben sich der Kaiser, alle seine Fürsten und die Geistlichkeit mit ihrem
Bischof an der Spitze eilig zu der Sterbenden. Sie fanden sie noch unter den Lebenden