5. Juni – Der geistliche Märtyrer Bonifacius, der Apostel der Deutschen
ein Kloster führte. Eine Zeit welche von seinen Biografen als die Lehrjahre des hl.
Bonifacius bezeichnet werden. Dabei erlernte er auch die fränkische Sprache
beherrschen. Unter dem Schutz des Hausmeiers Karl Martell machte die Mission rasche
Fortschritte, für welche Bonifacius von seinen Landsleuten in England Bücherspenden,
Altargeräte, Kleider und Geld bekam. Auf die zuversichtlichen Briefe des Bonifacius
schloß sich ihm aus England der Gehilfe Denewald an, der einer seiner wichtigsten
Mitarbeiter wurde. Als Bischof Willibrord Bonifacius dazu bestimmen wollte sein
Nachfolger zu werden lehnte dieser unter dem Hinweis ab, das er das kanonische Alter
von 50 Jahren noch nicht erreicht habe und begab sich im Frühjahr 721 nach Hessen.
Auf der Reise übernachtete Bonifacius im Kloster Pfalzel bei Trier, welches von seiner
Gründerin der Äbtissin Adela geleitet wurde. Als nach der Feier der göttlichen Liturgie,
welche Bonifacius auch auf seinen Reisen täglich zelebrierte, alle im Refektorium zum
Essen versammelt waren, las dort ein 14 jähriger Junge, zum Erstaunen des Gastes, aus
der lateinischen Hl. Schrift vor, ohne einen Fehler zu machen. Nach der Lesung fragte
er den Jungen, ob er auch in der eigenen Muttersprache wiedergeben könne was er
gelesen habe. Als dieser mit dem Fränkischen ins Stocken geriet vollendete Bonifacius
die Wiedergabe der Bibelstelle und legte sie zur Erbauung der Anwesenden aus, was
den Jungen so sehrbeeindruckte, das er vom Fleck weg erklärte, er werde mit diesem
Manne Gottes ziehen, um sein Schüler zu werden und die göttlichen Bücher kennen zu
lernen. Der Junge hieß Gregor. Er war der Enkel der Äbtissin. Diese hielt das Vorhaben
des Jungen natürlich für eine jugendliche Marotte, aber nachdem er mit Beharrlichkeit
auf seinem Wunsch mit Bonifacius mitzuziehen bestanden hatte, willigte sie schließlich
ein und stattete die Reisenden mit Dienern und Pferden aus. Bonifacius aber hatte einen
treuen Schüler gewonnen. Dannach missionierte er mit Erfolg in Hessen, wo durch die
Siege Karl Martells die Verhältnisse ruhiger geworden waren. Von allen Ländern des
fränkischen Reiches, welche Bonifacius bereiste war Hessen, das Land der Chatten,
noch am stärksten vom Heidentum geprägt. Als Bonifacius dort eintraf wurde der
Wettergott Donar als Stammesgottheit verehrt. Bonifacius wandte sich zuerst an die
Verwalter der Festung Amöneburg im oberen Lahngau, ein fränkischer Stützpunkt
zum Schutz vor Sachsenüberfällen, die zu den wenigen Christen des Landes gehörten,
die beiden Brüder Dettic und Deorulf. Nachdem er sie in der Religion unterwiesen hatte
erkannten sie die Nichtigkeit es Götzendienstes, dem sie aus Unwissenheit nach
angehangen hatten. Bonifacius erhielt daraufhin ihre Unterstützungbei der Gründung
eines Mönchsklosters in Amöneburg, welches er mit einigen seiner Begleiter besetzte,
um die frisch Bekehrten nicht ganz ohne geistliche Stütze zu lassen. Auf die Predigten
des hl. Bonifacius bekehrten sich nämlich trotz der Nähe zur sächsischen Grenze, viele
Tausende zum Christentum und liesen sich taufen. Die erfolgreiche Missionierung
festigte auch die fränkische Herrschaft im Land, die sich neben ihrer militärischen
Macht nur auf das Christentum stützen konnte. Nach dem Erfolg der Mission in
Hessen, schickte Winfrid seinen Vertrauten Vinnan zu Papst Gregor II. mit der Bitte um
die Bischofweihe, die für das Fortbestehen seiner Missionserfolge notwendig geworden
war. Dieser lud Winfrid persönlich zu sich nach Rom ein. Im Herbst 722 kam Bonifacius
mit einer großen Pilgergruppe nach Rom.
Am 30. November 722, dem Tag des hl. Apostels Andreas weihte Bischof Gregor II.
Bonifacius, nachdem er ihn auf das rechtgläubige Glaubensbekenntnis und den
5. Juni – Der geistliche Märtyrer Bonifacius, der Apostel der Deutschen
Gehorsam gegenüber Gregor und seinen Nachfolgern hatte schwören lassen, sowie
keine Gemeinschaft mit Bischöfen zu haben, die gegen die hergebrachten Satzungen
der heiligen Väter verstießen, zum Bischof der Deutschen, allerdings ohne ihm einen
festen Sitz geben zu können. Bonifacius wurde keinem anderen Bischof oder Erzbischof
unterstellt, als nur dem Bischof von Rom. Er sollte Mißstände abstellen, soweit es in
seiner Macht stehe, und alles was darüber hinaus gehe sofort dem Papst berichten.
Außerdem erklärte ihn Gregor in einem eigenen Dokument zum Familiaren, oder
Hausgenossen; eine Stellung, die sonst gewöhnlich nur den Mitgliedern des päpstlichen
Hofes zukam. Der Grund hierfür war, das man mit Widerstand gegen die von
Bonifacius geplanten Reformen erwartete. Desshalb sollte die geistliche Autorität des
neugeweihten Bischofs gegenüber den anderen Bischöfen hervorgehoben werden. Mit
Briefen an Karl Martell und die fränkischen Bischöfe versehen kehrte Bonifacius Anfang
des Jahres 724 nach Deutschland zurück. Karl Martell war mit den Vorhaben des neuen
Bischofs einverstanden, denn die Festigung der fränkischen Herrschaft in den
neueroberten Gebieten, konnte sich neben der militärischen Stärke nur auf die Religion
stützen. Durch die Unterstützung der Missionare aber vermied Karl Martell, das diese
gegen ihn auftreten würden. So wurden Bonifacius und seine Mitarbeiter von nun ab
durch Karl Martells Beamte und Vasallen in allem für das Leben Notwendige
unterhalten. Zu dieser Zeit wütete in Konstantinopel, zu deren Herrschaftsbereich Rom
und ein großer Teil Italiens gehörte, die Häresie des Ikonoklasmus. Dies führte im
damals noch rechtgläubigen Italien zu Aufständen gegen die byzantinische Herrschaft,
was wiederum die arianischen Langobarden im Norden Italiens zur Ausweitung ihres
Einflusses auszu nutzen suchten. Um das Jahr 740 wandte sich der Bischof von Rom
desshalb das erste Mal in der Geschichte um Unterstützung an die Germanen, in der
Gestalt des Karl Martell, der 732 die Araber geschlagen hatte. Im Frankenreich, wo die
Herrschaft der Merowinger zu Ende ging und die Hausmeier die faktische
Herrschergewalt innehatten, war man dazu übergegangen Verdienste des Adels durch
den Verleih von Bistümern zu vergelten, welche nun nicht mehr die in der Seelsorge
Fähigsten bekamen, sondern derjenige der gerade belohnt werden mußte. So kam es
das die Bistümer sehr häufig von Bischöfen geleitet wurden, welche die Jagd und das
Kriegshandwerk pflegten, oder auch in Vielweiberei lebten.
Von Karl Martells Hof begab sich Bonifacius wieder nach Hessen. Zu Bonifacius Freude
hatten die Neugetauften den Glauben bewart, so daß er sie nun mit dem Hl. Myron
salben konnte. Dannach begab er sich in die Grenzgebiete zu Sachsen, wo das
Heidentum noch stark und der Widerstand gegen das Christentum gräßer waren. Der
hl. Willibald berichtet, das man dort teils heimlich teils offen Wahrsagerei , Zauberei
und sonstigen Aberglauben trieb. Die mächtigsten Bäume waren dem Gott Donar
geweiht und dienten als Ort seiner Verehrung. Die Heiden prahlte, das über die Eiche
von Geismar bei Fritzlar auch der Christengott keine Macht habe, und das Thor selbst
jeden, der es wage Hand an sie zu legen, mit dem Hammer zerschmettern würde. Um
ein Zeichen für die Hinfälligkeit dieser Gedanken zu setzen begab sich Bonifacius
nachdem er davon gehört hatte nach Geismar. Eine große Menge Menschen hatte sich
zur festgelegten Stunde an der Eiche versammelt wenige mit Gebet auf den Lippen, der
Plan möge gelingen, eine vielfach gewaltigere Anzahl von Heiden aber, die den Bischof
kräftig verwünschten und nur darauf warteten, das ihn die Rache Donars ereile. " Aber
5. Juni – Der geistliche Märtyrer Bonifacius, der Apostel der Deutschen
kaum hatte Bonifacius den Stamm der Eiche nur ein wenig angehauen, da wurde die
gewaltige Masse der Eiche durch höheres göttliches Wehen in Bewegung gebracht und
stürzte mit gebrochener Krone zur Erde. Wie durch die Kraft eines höheren Willens
barst sie sofort in vier Teile, und ohne daß die umstehenden Brüder etwas dazu getan
hätten, stellten sich dem Auge vier ungeheuere Spaltstücke von gleicher Länge dar. Als
das die vorher fluchenden Heiden sahen, wurden sie wie umgewandelt, verwarfen
selbst ihre früheren Lästerungen, priesen Gott und glaubten an Ihn. Darauf erbaute der
hochheilige Bischof, nachdem er sich mit den Brüdern beraten hatte, aus dem Holz
dieses Baumes eine Kapelle und weihte sie zu Ehren des hl. Apostels Petrus. "Im Jahre
724 war die Mission in Hesen soweit fortgeschritten, das Bonifacius die weitere Arbeit
seinen Schülern überlies, und weiter nach Thüringen zog. Zu diesem Zeitpunkt
versuchte sich Bischof Gerold von Mainz der geistlichen Autorität des neubekehrten
Landes zu bemächtigen. Nachdem Bonifacius in einem Brief Papst Gregor davon
unterrichtet hatte, wurde Bischof Gerold von diesem zurückgewiesen und Hessen blieb
in der Amtsgewalt von Bonifacius. Mir einem neuen Empfehlungsschreiben von
Gregor II. setzteBonifacius seine Arbeit in Thüringen fort, wo das Christentum zwar
heimisch geworden war aber durch die Unachtsamkeit der Geistlichen völlig
Mit der Unterstützung wohlhabender Grundherren, bei denen er mit der Neubelebung
des Glaubens begann, errichtete Bonifacius hier mehrere Kirchen und ein Kloster in
Oredruf, wo nicht nur missioniert, sondern auch Ackerbau, Viehzucht und
Gartenwirtschaft vermittelt wurden. Der Überlieferung nach hatte Bonifacius, vor der
Gründung des Klosters, an diesem Ort eine Erscheinung des hl. Erzengels Michael. Am
folgenden Tag, als der für das Essen zuständige Begleiter nach der göttlichen Liturgie
dem Bischof nichts vorzusetzen hatte, sagte Bonifacius:"Der, Welcher das Volk Israel
vierzig Jahre in der Wüste wunderbar ernährte, sollte seinen unwürdigen Knecht nicht
für einen einzigen Tag Speise verschaffen können? " Und gleich darauf kam ein großer
Vogel vom nahen Fluß herbeigeflogen und brachte einen großen Fisch, den er vor dem
Bischof fallen lies. Daraufhin schenkte der Grundherr dieses Gebietes, ein Thüringer
namens Hugo, das für die Gründung eines Klosters nötige Gelände. Bonifacius kam so
oft es ging zur Erholung in dieses Kloster.
Um in allen geistlichen Fragen und Angelegenheiten in der größtmöglichen
Übereinstimmung mit der römischen Kirche zu bleiben , wie zum Beispiel Fragen zu
den kanonischen Regeln für die Sakramente der Taufe und der Eheschließung, wandte
sich Bonifacius mit Hilfe seines Begleiters Denewald, immer wieder an den Bischof von
Rom, welcher Bonifacius als treuen Sachverwalter lobte und in seiner Arbeit
ermunterte. Bezüglich des kirchlichen Brauches der Eheschließungen traf Bonifacius bei
den germanischen Völkern auf hartnäckiges Unverständnis, da diese von je her
gewohnt waren, daß Ehen auch unter Verwandten zweiten Grades geschlossen
wurden. In den Briefen des bereits über sechzigjährigen Bonifacius an seine Freunde in
England erfährt man etwas von der Enttäuschung, die er zu dieser Zeit erfahren mußte.
Mehrfach schreibt er davon, daß das Schifflein seines Geistes, durch mancherlei
Sturmfluten seitens der germanischen Völker leckgeschlagen sei, und das er müde
geworden sei von den Stürmen des germanischen Meeres, die ihn von allen Seiten
trafen. Dabei gab er die Schuld für die vielen ihn treffenden Drangsale niemand
5. Juni – Der geistliche Märtyrer Bonifacius, der Apostel der Deutschen
anderem als seinen eigenen Sünden oder seiner persöhlichen Unzulänglichkeit. Im
Jahre 731 wandte sich Bonifacius an den neuen Papst GregorIII. und bat ihn um
Unterstützung seiner Vorhaben. Der neue Bischof von Rom versicherte Bonifacius
seiner Unterstützung, und erhob ihn in den Rang eines Erzbischofs, was ihn dazu
autorisierte selbst Bischöfe zu weihen. Dies verstärkte allerdings das Mißtrauen der
fränkischen Bischofe gegen Bonifacius, welche ihn als Fremden betrachteten und eine
so rückhaltlose Unterstellung unter die Führung durch die römische Kirche, wie
Bonifacius sie pflegte schlicht als unzumutbar empfanden. Seit der Taufe ihres hl.
Königs Chlodwig hatten sich die Christusliebenden Franken nicht nur ihrer
militärischen, sondern auch ihrer sittlichenÜberlegenheit gegenüber den Römern
gerühmt, welche die Christen einst verfolgt hatten, während sie die Franken Christus
wunderschöne Kirchen errichteten. Durch den Einfluß der fränkischen Bischöfe kühlte
nun auch das Verhältnis zwischen Bonifacius und Karl Martell merklich ab, was gerade
jetzt sehr schädlich war, da Bonifacius seine Missionserfolge mit der Reform der
Organisation der Kirche festigen mußte, wenn diese nicht wieder verlohren gegen
sollten. Karl Martell befand sich zu dieser Zeit gerade im Kampf mit den Arabern, und
durfte seine militärische Gefolgschaft, welche die beherrschende Schicht des fränkischen
Adels ausmachte, einschließlich des verweltlichten Episkopats, nicht gegen sich
aufbringen. Diese aber fühlten sich durch die Reformvorhaben von Bonifacius um ihre
Gewalt, über die von der Kirche entliehenen Pfründe bedroht. Deßhalb blieb die Arbeit
von Bonifacius ohne die Unterstützung der weltlichen Macht und mußte aufgeschoben
So wandte sich Bonifacius nun der Gründung und Ausgestaltung neuer
Klostergründungen zu, und setzte mit der Hilfe von Mitarbeitern, die er aus England
kommen ließ, seine apostolische Arbeit in Hessen, Thüringen und Sachsen fort, und
gründete nun auch Frauenklöster. Seine bekanntesten Mitarbeiter sind der Abt Wigbert
vom Kloster in Fritzlar, die Äbtissin Lioba von Tauberbischofsheim, die durch ihre
geistliche Persöhnlichkeit unter allen gemanischen Völkern bekannt war, und sich die
Freundschaft mit der Königin Hildegard einer Gattin König Karls erwarb, die Äbtissin
Thekla von Bad Kitzingen, sein Nachfolger auf dem Bischofssitz zu Mainz Lull oder
Lullus, die Geschwister Wunibald, Willibals und Walburga, Witta und Burkhart. Neben
neuen Mitarbeitern erbat sich Bonifacius auch immer wieder Bücher aus seiner Heimat
und bat um Abschriften um sie in seinen Predigten zu gebrauchen. Die von Bonifacius
hinterlassenen Bücher waren der Grundstock für die Bibliotek von Fulda, und stellte bis
zu ihrer Zerstörung im dreiüigjährigen Krieg eine geistige Schatzkammer des
heidnischen und christlichen Altertums dar. Erzbischof Cuthbert von Canterbury
nannte Bonifacius gleich nach seinem Tod einen " Großen Erforscher der himmlischen
Bibliotek " . In den Jahren 733 bis 735 hielt sich Bonifacius auf Einladung Herzog
Hukberts in Baiern auf, wo er die Kirchliche Neuorganisation des Landes vorbereitete,
welche wenige Jahre später durchgeführt wurde. Während dieser Zeit schloß sich ihm
ein junger adeliger Baier namens Sturmin an, welchen er im Kloster Fritzlar ausbilden
lies. Die Einrichtung von Diozesen in Deutschland, die er mit würdigen Bischöfen
besetzte, wodurch er der Willkür und dem Zufall bei der Ausbreitung des
Christentums in Germanien Einhalt gebot bereitete konnte er zunächst nur