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12. Oktober – Leben des hl. Martin, Bischof von Tours

Leben des hl. Martin, Bischof von Tours

Gedächtnis am 12. Oktober

Der hl. Martin entstammte aus Pannonien, aus der Stadt Sabaria (Pannonien war eine

der bedeutenden an der Donau liegenden Provinzen des Römischen Reiches; Es bildet

heute einen Teil Ungarns. Sabaria ist jetzt Stein am Anger. Der h. Martin wurde in der

ersten Hälfte des 4, Jh. geboren.) Sein Vater diente zuerst im Stand eines einfachen

Soldaten, aber aufgrund seines eifrigen Dienstes wurde er zum Kriegstribunen (d.h.

zum Befehlshaber einer bekannten besonderen Truppe des Heeres) erhoben und nahm

einen hohen Rang ein. Die Kinderjahre Martins verliefen in Tizina (ist heute Pavia, eine

bedeutende Stadt Norditaliens am Fluß Titschino unweit seines Einfließens in den Po.)

wohin zu dieser Zeit, als er noch ein Kind war, sein Vater aufgrund seines Dienstes

umsiedeln mußte.Schon in ganz jungem Alter gefiel er Gott durch seine Sanftmut, seine

Barmherzigkeit und seelische Reinheit, wodurch er an sich Zeichen seiner hohen

Berufung erwies. In dieser Zeit verbreitete sich der christliche Glaube überall schnell

und offen in den Grenzen des römischen Reiches, und Martin hörte, nachdem er die

Bekanntschaft von Gläubigen gemacht hatte, von ihnen die Wahrheit des christlichen

Glaubens und begann mit mit ganzer Seele zu ihr zu streben, indem er er die Wahrheit

mit seinem reinen , unverdorbenen Herzen aufnahm. Brennend vor Liebe zu den

Tugenden und dem heiligen Leben der Christen wurde das Kind im zehnten

Lebensjahr gegen den Willen seiner Eltern Katechumene [d.h. einer, der sich auf die

Taufe vorbereitet]. Er studierte nicht die Wissenschaften, sondern war zufrieden mit

der Lehre Christi allein. Als er zwölf Jahre alt war, hegte er in sich das fromme

Begehren, Einsiedler zu werden, um das abgeschiedene Leben des hl. Antonius

nachzuahmen. Aber Gott entschied anders, damit dadurch seine Frömmigkeit noch vor

der Erleuchtung im Bad der Taufe deutlicher offenbar würde. Der Vater Martins war

äußerst unzufrieden über die freundschaftlichen Beziehungen seines Sohnes mit

Christen und über seine frommen Neigungen, umso mehr als er, der in Streben nach

Ehre und Ruhm befangen war, wünschte, aus diesem starken und tätigen Jungen einen

sichtbaren [d.h. irdischen] Krieger zu machen, der seinen Namen auf den

Schlachtfeldern verherrlichen würde. Und siehe als Martin 15 Jahre alt wurde, faßte sein

Vater ihn - in Übereinstimmung mit dem kaiserlichen Erlaß, nachdem die Söhne von

Veteranen (So wurden bei den Römern zur Zeit des Reiches die alten Soldaten vor der

Versetzung in den Ruhestand genannt ; sie waren frei von jeglicher Arbeit und wurden

in den regulären Dienst nur zu Verteidigung der Heimat vor äußeren Feinden

gerufen.) in das Heer eintreten mußten - legte ihn in Ketten und nötigte ihn mit Gewalt,

den Soldateneid abzulegen. Als Sohn eines Tribunen und als stattlicher und starker

Jüngling wurde Martin zum Pferdeoffizier gemacht und erwarb sich großes Vertrauen

von Seiten seiner Vorgesetzten.

Die neue sichtbare Stellung Martins veränderte nicht seine demütige und fromme

Lebensweise. Seine Mittel hätten ihm ermöglicht, zwei oder mehr Soldatendiener bei

sich zu haben. Er aber begnügte sich mit nur einem, zu dem er sich nicht wie zu einem

Knecht, sondern wie zu einem Freund und Bruder verhielt, und er diente ihm mehr als

er von ihm Dienste annahm. Seinen Mitdienern erzeigt er große Liebe und erweckte in

Wachter, Stefan v.

Übersetzer:

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12. Oktober – Leben des hl. Martin, Bischof von Tours

ihnen nicht nur aufrichtige Zuneigung, sondern auch verwunderte Achtung seines

streng wohlanständigen Lebens mitten unter fortwährenden Beispielen des Anstoßes.

Selbst als er Soldat war, gab sich Martin ganz den Werken der christlichen

Barmherzigkeit hin. Indem er von seinem Gehalt nur soviel bei sich behielt wie für die

Ernährung notwendig war und er sich selbst in allem einschränkte, half er mit den

verbleibenden Mitteln den Unglücklichen, bekleidete Nackte, nährte Arme und tat

andere Werke der Mildtätigkeit.

Seinen Dienst leistete Martin in Gallien (das heutige Frankreich). Es begab sich, daß er

mit dem Heer das Winterquartier in Amiens (heute Hauptstadt des französischen

Departements Somme am Ufer des Flusses Somme – 124 Kilometer nördlich von Paris)

hielt. Der Winter war außergewöhnlich hart, und Martin, der sich immer durch

Barmherzigkeit ausgezeichnet hatte, teilte in dieser Zeit umso freigebiger aus seinem

Vermögen zur Ernährung und zum Unterhalt der Armen aus. Einmal, als er durch die

Tore der Stadt zog, begegnete er einem halbentblößten Elenden, der von der

grausamen Kälte fast ganz erstarrt war. Die Vorbeigehenden wandten auf ihn keinerlei

Aufmerksamkeit und ließen ihn ohne jede Hilfe, wahrscheinlich deswegen, weil auch

sie selbst Not litten und nichts übrig hatten. Auch Martin hatte nichts. Er konnte dem

Elenden keinerlei Almosen geben, denn er hatte vorher all sein Geld weggegeben.

Aber sein Herz zog sich vor Trauer und Mitleid zusammen beim Anblick dieses

unglücklichen Elenden. Da legte Martin nicht lange nachdenkend und nur in dem

Wunsch, dem Unglücklichen rasche Hilfe zu erweisen, schnell den Soldatengürtel ab,

nahm den Umhang von sich ab und gab, nachdem er ihn in zwei Hälften zerteilt hatte,

die eine Hälfte dem unter der Kälte leidenden. Er selbst aber wickelte sich in die

verbliebene Hälfte. Dieses Vorgehen sahen einige der Vorübergehenden und

begannen beim Anblick seiner seltsamen Bekleidung über ihn zu lachen. Aber das Herz

des barmherzigen Soldaten erfüllte sich mit Freude.Er geriet wegen der Lacher nicht in

Verwirrung, da er des Wortes des Göttlichen Retters gedachte: „Ich war nackt und ihr

bekleidete mich…was ihr einem meiner geringsten Brüdertatet, habt ihr mir getan“

(Matth. 25, 36). Und der Herr bestärkte diesen Glauben Martins und tröstete ihn für

seine große Barmherzigkeit (sein erbarmendes Herz) mit einer himmlischen Schau.

Nachts zur Zeit des Schlafes sah Martin den Herrn Jesus Christus, Der mit einem Teil

dieses Umhangs bekleidet war und ihm befahl zu schauen, ob nicht dies gerade die

Hälfte war, die er dem Elenden beim Tor abgegeben hatte. Martin stand in

ehrfürchtigem Schweigen. Christus aber wandte sich von ihm zu der Schar der

umstehenden Engel und sagte laut:

„Mit diesem Umhang (Mantel) bekleidete Mich Martin, obwohl er erst ein

Katechumene ist.“Erfreut durch eine so wunderbare, tröstende Schau, erwachte der

Jüngling. Das war 3 Jahre nach seinem Eintritt in den Kriegsdienst. Hiernach schwankte

Martin nicht länger und empfing unverzüglich die heilige Taufe im Alter von 18

Jahren..Nach seiner Taufe drängte er noch eifriger danach, den Armeedienst zu

verlassen, der seinen religiösen (frommen) Neigungen ganz fremd war und entsprach

nicht seinem sehnlichsten Wunsch nach einem abgeschiedenen, asketischen Leben.

Dennoch mußte er auf die unverzügliche Erfüllung seines Begehrens verzichten. Sein

Tribun,der ein Christ war, wollte sich auf keinen Fall von ihm trennen. Als Martin ihm

von seinem Vorhaben mitteilte, den Heeresdienst zu verlassen und Mönch zu werden,

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versprach der Tribun, daß wenn er noch bis zum Ende seines Dienstes warte, dann

würde auch er mit ihm aus dem Dienst gehen und die Welt verlassen. Martin war

genötigt, dem Wunsch des Tribunen nachzugeben und blieb noch für zwei Jahre im

Heer und nahm an den schwierigen Feldzügen des Kaiser Konstantins gegen die

wilden Alemannen (ein wilder Stamm des germanischen Volkes, der zwischen den

Flüssen Donau, Main und dem oberen Rhein (Oberrhein) lebte, neben den

Grenzprovinzen des Römischen Reiches, gegen die sie häufige verwüstende Überfälle

unternahmen. Die Feldzüge Kaiser Konstantins gegen die Alemannen werden den

Jahren 354 - 355 zugeschrieben.) teil.

Zur Zeit dieser Feldzüge, die unternommen wurden zur Abwehr der Überfälle

vielzahliger Barbaren auf die Grenzgebiete des Römischen Reiches, war der Oberbefehl

über den Teil des Heeres, in dem auch Martin diente, vom Kaiser einem Vetter von ihm

mit Namen Julian übertragen worden, der Kesar genannt wurde(d.h. Helfer und

Mitregent des Kaisers, der darauf rechnen konnte mit der Zeit sein Nachfolger zu

werden. Unter Julian ist der Vetter und Nachfolger Konstantins zu verstehen, der unter

dem Namen Julian der Abtrünnige in die Geschichte eingegangen ist.)

Die Abteilung des Heeres war ungenügend groß, und Julian beschloßzur

Anspornung, an die Soldaten Geschenke aus der bei den Alemannen gemachten Beute

zu verteilen. Um die Krieger angesichts der bevorstehenden Schlacht stärker zu

begeistern, befahl er, jeden Krieger mit Namen aufzurufen, und er selbst verteilte die

Geschenke persönlich an sie. Als Martin aufgerufen wurde, trat er vor und sprach zu

seinem Heerführer furchtlos:

„Kesar! Bislang diente ich unter dir in der Reiterei, aber gestatte mir nun, in den Dienst

für Gott zu treten. Dein Geschenk aber soll ein anderer bekommen, der deinen Dienst

fortsetzen wird! Ich nämlich bin ein Krieger Christi und muß mich deswegen nicht

länger für dich schlagen.“

„Du bist ein Feigling, Martin, antwortete vorwurfsvoll der erzürnte Julian. Morgen

wird die Schlacht stattfinden. Und siehe, die Furcht vor der Schlacht und nicht die

Furcht Gottes bewegen dich, den Dienst aufzugeben.“

Aber Martin fuhr furchtlos fort:

„Wenn du meine Absage für Feigheit hältst, und nicht für Treue, so stelle mich morgen

allein ohne jegliche Bewaffnung an den gefährlichsten Platz der Schlacht. Dann wirst du

sehen, daß ich ohne jede Waffe, allein mit dem Namen Christi und dem Zeichen Seines

heiligen Kreuzes, gegen die feindlichen Reihenantreten werde.“

„ So soll es geschehen.“ sagte Julian und befahl, Martin bis zum folgenden Tag unter

Bewachung zu stellen.

Aber die Alemannen sandten am anderen Tag angesichts des vorzüglich vorbereiteten

Heeres Julians Boten zu Friedensverhandlungen zu ihm mit dem Vorschlag der

vollständigen Unterwerfung. Es wurde Friede geschlossen. Danach wurde Martin von

seinem Militäreid befreit und eilte, unverzüglich das Heer zu verlassen. Er begab sich

zu dem wegen der Heiligkeit seines Lebens und seiner christlich-orthodoxen Bildung

berühmten Bischof der Stadt Poiters Hilarion (Der hl. Hilarion, Bischof von Poitiers ist

ein bedeutender Kirchenvater und Schützer der Orthodoxie. Sein Andenken wird in der

Römischen Kirche am 14. Januar vollzogen. In den gegenwärtigen Monatsbüchern

(Minäen…) der griechischen Kirche ist sein Name nicht enthalten, obwohl die Heiligkeit

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seines Lebens unbezweifelt und durch Wunder bestätigt ist. Poitiers ist die Hauptstadt

des französischen Departments Viennes 340 km südwestlich von Paris). um sich unter

die geistige Führung dieses heiligen Mannes zu stellen. Hilarion empfing den Jüngling

mit herzlicher Liebe und- nach einer kurzen Prüfung seines Charakters - wollte er ihn

zum Diakon weihen. Aber Martin lehnte dieses Amt aufgrund seiner tiefen Demut

(Bescheidenheit) ab, und war nur dazu zu überreden, das bescheidenere, wenn auch

schwerere Amt eines Saklinatel (das war ein besonderes Amt im Klerus der

altchristlichen Kirche, das im Lesen besondererer Gebete über von bösen Geistern

gefangen Genommenen, Besessenen, an der Fallkrankheit Leidenden und ähnlichen

Kranken bestand. In der jetzigen Zeit bestehtin der Kirche kein solches gesondertes

Amt) anzunehmen.

Nachdem er einige Zeit in seinem neuen Amt war, begann sich Martin bei dem

Gedanken daran, daß seine Eltern noch Heiden waren zu beunruhigen, und in der

Folge einer nächtlichen Erscheinung brach er kurze Zeit später in seine Heimat auf, um

sie zu Christus zu bekehren.

Auf der Reise mußte er die Alpen (Die Alpen sind die höchsten Berge Europas, die sich

bogenförmig um ganz Ober (Nord-) Italien erstrecken, indem sie die

Apenninen-Halbinsel auf allen Seiten vom Festland trennen) überqueren, in

unwegsamen Bergeinöden umherirren und den Gefahren durch Räuber aussetzen.

Einmal fiel er in ihre Hand. Einer der Räuber erhob sein Schwert, um Martin den Kopf

abzutrennen, aber sein Gefährte, dem es um den Jüngling leid tat, bot dem

Schlagenden Einhalt. Martin wurde gefesselt und dem Räuber, der ihn gerettet hatte,

zur Bewachung übergeben.

„Was bist du für einer?“ fragte der Räuber.

„Ich bin Christ“ antwortete bescheiden der Jüngling.

Danach begann ein ausgedehntes Gespräch zwischen den beiden , währenddessen

Martin solch einen Eindruck auf den Räuber hervorrief, daß dieser anfing, sich über

sein verbrecherisches, schändliches Leben zu schämen. Er ließ Martin dann frei und bat

Martin mit Tränen, für ihn zu beten. Hiernach begann der gewesene (frühere) Räuber

ein ehrbares Leben zu führen und wurde später Mönch im gallischen Kloster des heil.

Martin.

Als er schließlich Italien erreicht hatte und unter vielen Prüfungen und Schwierigkeiten

seine Weg fortsetzte, begegnete Martin ein äußerst abstoßend und schrecklich

anzusehender Mensch, der ihn mit einer Fülle neugieriger Fragen überfiel, wobei er

besonders auf die Frage, wohin er ginge , eine Antwort zu erlangen suchte.

„Ich will dorthin gehen, wohin der Herr mich ruft.“ antwortete der hl. Martin.

„Gut, sagt sein Gegenüber mit Zorn, aber denke daran, daß - wohin du auch gehst und

was du auch unternimmst - ich immer dein Widersacher sein werde.“

Diese Begegnung und dieses Gespräch machte einen tiefen Eindruck auf Martin;

dennoch erschrak er nicht sondern bemerkte nur sanft und mit der festen Hoffnung

auf die allgütige Fügung Gottes: - „Der Herr ist mit mir; ich fürchte nicht das, was mir

Menschen tun können.“ Bei diesen Worten verschwand der Gesprächspartner

augenblicklich. Da wurde es dem hl. Martin klar, daß dieses der alte Feind des

Menschen - der Teufel - gewesen war, der eine menschliche Gestalt angenommen hatte.

Das elterliche Haus erreichend, traf er die Eltern lebend an. Sein Vater verhielt sich zu