4. Die russischen Gemeinden nach 1945
IndenJ ahren1945bis1947lebtenca.500 000

Flüchtlinge

ausder

Sowjetunionin

Deutschland.

Die

Masse der Flüchtlinge betrachtete ihren Aufenthalt im zer-

störtenDeutschland

abernur

alsvorüb ergehend

und

strebte eine Auswanderung vor allem nach Übersee an, wo

manbessereBedingungenfürdenAufbaueinerneuen

Existenzerwartete.Dochnic htnur

diewirtschaftliche

Lage war ein Grund zurA u s w a n d e r ung. Seit derB e r l i ne r

Blockade und demA u s b r uch desKalten Krieges fürc h t e-

tendieFlüchtlingeeineAusdehnungdersowjetischen

M a c h t s p h ä r e, so daß viele durch ihreA u s w a n d e r ung sich

dem Zugriff Stalins entziehen wollte.

Von diesen Flüchtlingen waren innerhalb weniger Wo-
chen und Monate rund 200 orthodoxe Gemeinden ge-

gründetworden, die Mehrzahlder Gemeindenverfügte

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Lager Schleißheim München

üb er

eigene

Barackenkirchen.

Die

seelsorgerische

Be-

t r euung machte keine Probleme, da sich unter den Flücht-
lingen mehr als 16Bischöfe und mehr als 300Priester be-

fanden.

Für die Masse der Gläubigen bildeten die Gemeinden

und das kirchliche Leben nach den Schrecknissen des Krie-

ges und der Flucht den eigentlichen Lebensinhalt. In ihre n

Gemeinden waren die Flüchtlinge unter Gleichgesinnten

und konntenihre Sorgen und Nöte besprechen. Fastalle

Flüchtlinge konnten sich nurin ihrerMuttersprache ver-

ständigen, sowar man aufdieHilfe undUnterstützung

d u rch die Kirche und Gemeinden angewiesen. Diesesge-

meinsame Schicksal und Erlebnisverband die Menschen

u n t e re i n a n d e r, die sich umihre Priester und Kirche schar-

ten.DerZusammenhaltwirdwohlamdeutlichstenda-

d u rchsichtbar,daßmanim merwiederaufGemeinden

stößt, die gemeinsammit ihrem Priester Deutschland ver-

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Lager Fischbek bei Hamburg 1946

ließen, um in Übersee ein neuesLeb en zu beginnen. Man

wartete allerdings nicht die Ankunftin der neuen Heimat

ab,umPlänezuschmieden.Diesbegannbereitsinden

Flüchtlingslagern. Als zum Beispiel eine Gruppe von
7000 Flücht lingen ein Angebot zur Übersiedlung nach

Paraguay erhielt , wurdenkonkretePläne zurGründung

vonzweirussischenSiedlungenausgearbeitet.DieBin-

dung und die Bedeutung der Kirche f ür diese Flüchtlinge

wird deutlich, wenn man sieht, daß im Zentrum der neuen

Siedlungen die Kirche stand, die Wohnhäuser gru p p i e r t e n

sich um dieses Zentrum herum.

Die Bedeutung der Kirche und desGottesdienstesin

diesen Jahren wird wohl nirgends deutlicher als in der fol-

genden Schilderung: “Zahlreicheorthodoxe Kirchen, die

von denFlüchtlingen eingeric htetwurden,stellen heute

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Lager Augustdorf bei Hannover 1946

Z e n t r en geistlichen Lebensvon hohem Niveau dar. Nach

denSchrecknissendes

Krieges,

demVerlust

vonVe r-

wandten und Freunden ... und nach langen Monaten der

Unruhe und Unsicherheit über die Zukunft sind die ortho-

doxen GläubigenumihreKirchenvereint.Auch inden

K i rchen, die schonfrüher aufdemTerritoriumDeutsch-

landslagen, istdas kirchlic he Leben wieder aufgeblüht.”

UndvoneinemBesuchdesMetropolitenA n a s t a s i ji m

Lager Fischbek beiH a m b u r g mit der Wundertätigen Gott-

tesmutter Ikone von Kursk lesen wir imgleic hen Bericht:

”UmfünfUhrbegann die Vigil, die derMetropolitzele-
brierte; ihmkonzelebriertenüber20Geistliche,essang

ein großer Chor, und die Kirche war überfüllt. Der Gottes-

dienst dauerte mehr als fünf Stunden... Nach dem Gottes-

dienstführten die Geistlichenununterbrochen durch die

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Lager Kolorado bei Hannover 1948