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Berlin – Grundsteinlegung durch Bischof Tichon

russische GeistlichkeitInitiator dieser Kooperation gewe-

sen sein soll. ZurA u f re c h t e r haltung dieser Behauptungen

w u r den Quellen und Dokumente zur Untermauerung des

eigenen Standpunktes „ausgewertet“. Es erübrigt sich hier,

auf die Einseitigkeit dieser Arbeiten weiter einzugehen, da

dieArbeitendieserA u t o r enundihre„Beweisführu n g “

d u rch eine neue wissenschaftliche Arbeit widerlegt wur-

den, in der erstmalsa l l eAktenbestände der Gestapound

desReichskirchenministeriums,

die

bisher

inMoskau

unter Verschluß lagen, von einemjungen russischen Wi s-

s e n s c h a f t l e r , A.K. Nikitin, ausgewertetwurden. In seiner
1998in Moskau vorgelegten Dissertation (Das Nazire g i -

me und die russisch-orthodoxe Gemeinde inD e u t s c h l a n d
in den Jahren1933-1945. Moskau1998)setzt sich Ni-

kitin ausführlich mit den bisherigen „wissenschaftlic hen“

Arbeiten auseinander, in denen die angebliche Kooperati-

on „belegt“ worden ist. Aufgr und der kompletten Auswer-

tung der vorhandenen Akten kommtNikitin zu demEr-
gebnis(vgl. S.361ff), daß „alle Maßnahmen hinsichtlich

der Gleichschaltung derrussischen orthodoxen Gemein-

den,dievondenNazisselbstvorbereitetunddurc h g e-

führt wurden und die zu diesem Prozeß Ve r t reter der Kar-

lovitzer Gemeindenentwederüberhauptnichthinzuzo-

gen oder sie zur Teilnahme an diesen Maßnahmen zwan-

gen.DervomJuristendesOberhauptesderKarlovitzer
Diözese BischofTichon (Lja¡s¡cenko), Fürst N.N. Massals-

kyundvomBischofskonzilderRussisc henOrthodoxen
K i rcheimAusland(ROKA)imSeptember1934a n g e -

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nommene Entwurf zur Verfassung der Karlovitzer Diöze-

se vonB e r l i nundD e u t s c h l a n d , die für die Legalisieru n g

imNazireich notwendig war,sah einendurchaushohen

Grad an Selbstständigkeitder Diözese vomStaat vor. Die

Berichtigungen der Konzils-Komission zu diesem Entwurf

engten die Möglichkeiten desRegimeszur Einmischung

des Regimes in die Angelegenheiten der Diözese noch wei-

ter ein. Dieser Entwurf wurde jedoch von den Beamten des

K i rchenministeriums verworfen. Ein neuer Entwurf wur-

de vollständig von dieser Behörde erarbeitet, während die

FormderAnerkennunggemeinsammitanderenNazi-

instanzen ausgewählt wurde ohne Teilnahme von Ve r t re-

tern der Karlovitzer Gemeinschaft. Die Anerkennung der

KarlovitzerDiözese bet rachteten die Nazis alsTeil eines

Plans zur Gleichschaltung der russischen orthodoxen Ge-

meinden,zu

dessenAusarbeit ungdieNazis

ebenfalls

keine Vertreter der Karlovitzer Gemeinden heranzogen…

A n d e rerseits

versuchtenBi-

schofTichonundN.Massalsky

an

den

Gleichschaltungsaktio-

nenderNazisgegendeneulo-

gianischenKlerusunddieGe-

meinden

teilzunehmen.

Dies

war jedoch allem Anschein nach

i h r e persönliche Initiative, die in

keiner Weise mit der Leitung der

R O K A abgestimmt war. Im Fe-
b r uar 1938 w u r de Erzbischof

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BischofTichon 1927

Tichon durch den Synod der ROKA vom Posten des Haup-

tesderDiözesedurch BischofSeraphim(Lade)abgelöst.

Vorläufig istesunmöglich zu sagen, inwieweit dieA b l ö-

sungvonErzbischof

Tic honaufdenDruckderNazis

z u r ü c k z u f ü h r en war, oder obdies in stärkerem Maße eine

innerkirchliche Entscheidung war. Das Bischofskonzil und

der Synod der ROKA übten auch früher schon ernsthafte

Kritik an demErzbisc hof, die in keiner Weise mitder Po-

litik desRegimeshinsichtlich derrussischen orthodoxen

Gemeinden zusammenhing. Der Wechsel desHauptes der

Diözese warbedingtdurchdieSituation umdieKarlo-

vitzer und eulogianischen Gemeinden inD e u t s c h l a n di n

jenerZeit,u.a.dieäußerstunversöhnlicheHaltungge-

genüberdenEulogianern,dieganzoffensichtlichvom

O b e rhauptder ROKAM e t r opolitA n a s t a s i jund der Mehr-

zahl der Bisc höfe derA u s l a n d s k i rche nichtgeteilt wurd e .

Heute kann man mit Sicherheit sagen, daß man in Sremski

Karlovci Information über die innere Lage inD e u t s c h l a n d

von den Gemeindemitgliedern in Deutschland und von in-

ternationalen Organisationenbesaß, diesichwenigvon

u n s e ren heutigen Vorstellungenunterschied.Esistnicht

ausgeschlossen, daß die Bischöfe der ROKA das Verhältnis

zumRegimenichtverschärfenwolltenundversuchten,

eineVe r s c h l e c h t e rungder

LagederGläubigen,sowohl

Karlovitzer

als

auchEulogianer,zu

vermeiden.Wa h r -

scheinlich muß man in diesem Sinne den Besuch des
M e t r opoliten A n a s t a s i j in B e r l i n im Oktober 1937 v e r s t e -

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