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Menschen. Denn alle empfingen von ihm ein sich nicht erschöpfendes Almosen. Die

Armen wurden durch seine Freigiebigkeit bereichert, und beim Heilen half ihm die

Gnade Gottes. Denn ihm war von oben die Gabe der Heilung gegeben und er heilte

unentgeltlich jegliche Krankheiten nicht nur so sehr mit Arzneien (Apothekenmittel)

sondern mehr durch die Anrufung Jesu Christi. Damals erwies sich Pantoleon in

Wirklichkeit als Panteleimon, d. h. allerbarmend. Sowohl gemäß dem Namen als auch

gemäß der Tat erzeigte er allen (erbarmende) Güte, indem er niemanden von sich

gehen ließ ohne ein Geschenk oder ungetröstet. Denn den Bedürftigen gewährte er

Unterstützung und die Kranken heilte er unentgeltlich. Es wandte sich die ganze Stadt

mit ihren Kranken an ihn, alle übrigen Ärzte verlassend, denn von niemand erhielt

man so schnelle und vollkommene Heilungen wie von Panteleimon, der erfolgreich

heilte und von niemandem Bezahlung annahm. Und der Name des allgütigen und

unentgeltlichen Arztes wurde im ganzen Volk bekannt, die übrigen Ärzte aber wurden

verurteilt und verlacht. Infolgedessen entstand von Seiten der Ärzte in Bezug auf den

Heiligen kein kleiner Neid (Mißgunst) und Feindschaft. Diese begann noch von der Zeit

her als der oben erwähnte Blinde sehend wurde. Die Angelegenheit entstand

folgendermaßen:

Einmal, als dieser Blinde, der dank des hl. Panteleimons sehend geworden war, durch

die Stadt ging, sahen ihn die Ärzte und sprachen bei sich: „Ist dies nicht jener, der blind

war und bei uns Heilung suchte und wir konnten ihn nicht heilen? Wie kann er jetzt

sehen? Wer und mit welchen Mitteln heilt ihn und öffnete ihm die Augen?“

Und sie fragten ihn selbst, wie er sehend geworden war. Und dieser Mensch verbarg

nicht, daß sein Arzt Panteleimon war. Diese wissend, daß er ein Schüler des Euphrosyn

war, sagten:

„Er ist ein Schüler eines großen Lehrers.“

Sie wußten nicht, daß durch Panteleimon die Kraft Christi wirkte, und nichtsahnend

bekannten sie die Wahrheit, daß Panteleimon der Schüler eines großen Lehrers - Jesu

Christi - war. Aber obwohl sie mit den Lippen heuchlerisch auch den Heiligen lobten,

so sannen sie doch unterdessen in ihren Herzen vor Neid Böses und spähten nach dem

Heiligen, ob sie nicht gegen ihn irgendeine Beschuldigung finden könnten, um ihn zu

vernichten. Und als sie bemerkten, daß er in die Gefängnisse ging und dort die Wunden

der Schüler (Jünger), die für Christus litten, heilte, meldeten sie dem Maximian, dem

Quäler:

„Kaiser! Ein Jüngling, dem du befahlst die ärztliche Kunst zu erlernen, weil du

wünschtest ihn bei dir in deinem Palast zu haben, verachtete dein so große

offensichtliche Güte zu ihm und geht in die Gefängnisse, um die Gefangenen zu

behandeln, die unsere Götter lästerten, während er übereinstimmend mit ihnen über

unsere Götter philosophiert und auch andere zu dieser üblen Lehre hinneigt. Wenn du

ihn nicht bald vernichtest, dann wird er dir nicht wenig Unruhe verursachen, denn du

siehst, wieviele, aufgrund seiner betrügerischen Lehre sich vonunseren Göttern

abwenden. In der Tat schreibt er die ärztliche Kunst, durch die Pantoleon heilt, nicht

Äskulap oder einem anderen von den Göttern zu, sondern einem gewissen Christus

und alle, die er heilt, glauben an Ihn.“

So sprachen die Verleumder und baten den Kaiser, daß er befahl, den Blinden, der von

Pantoleon geheilt wurde zur Bestätigung und zum genauen Zeugnis der Richtigkeit

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ihrer Worte herzurufen. Und der Kaiser befahl sogleich, diesen sehend gewordenen

Blinden ausfindig zu machen, und, als dieser herbeigeführt wurde, fragte er ihn:

„Sprich, Mensch! wie heilte Pantoleon deine Augen?“ Dieser antwortete: „ Er rief den

Namen Christi an, berührte meine Augen und sogleich sah ich.“

Und was denkst du, wandte sich der Kaiser an ihn, heilte dich Christus oder die

Götter?“

“Kaiser!- antwortete er,- diese Ärzte, die du um dich siehst, wandten während langer

Zeit viel Mühe auf meine Heilung. Sie nahmen all meinen Besitz und sie brachten mir

nicht nur keinerlei Nutzen, sondern beraubten mich auch noch des wenigen

Augenlichtes, das ich (noch) hatte und schließlich machten sie mich ganz blind.

Panteleimon aber machte mich durch ein Anrufen des Namens Christi sehend. Nun, o

Kaiser, so urteile doch selbst und entscheide, wer der bessere und wirkliche Arzt ist:

Äskulap und die übrigen Götter, die während so langer Zeit angerufen wurden und

überhaupt nicht helfen konnten, oder Christus, Der nur einmal von Panteleimon

angerufen wurde und mir sogleich Heilung gab.“

Nicht wissend, was hierauf zu antworten sei, begann der Kaiser ihn, - nach Art aller

Quäler -zur Lästerung (Unredlichkeit?) zu drängen.

„Rede keinen Unsinn, Mensch, und erwähne nicht Christus, denn es ist offensichtlich,

daß die Götter dir die Fähigkeit, das Licht zu sehen, gaben.“

Der Geheilte aber, der seine Aufmerksamkeit nicht auf die Macht der Kaisers richtete

und die Drohungen des Quälers nicht fürchtete, antwortete (noch) kühner als der

Blinde des Evangeliums (Joh. 9,27), der damals zum Verhör vor die Pharisäer gestellt

worden war.

„Du selbst redest Unsinn, o Kaiser, wenn du deine blinden Götter die Geber des

Augenlichtes nennst, und du selbst bist ihnen ähnlich, wenn du die Wahrheit nicht

sehen willst.“

Von Zorn erfüllt befahl der Kaiser sogleich, Ihn mit dem Schwert des Lebens zu

berauben, und es wurde das Haupt dieses guten Bekenners des Namens Jesu Christi

abgetrennt, und er verschied, um von Angesicht zu Angesicht im nichtdämmernden

himmlischen Licht Den zu sehen, Den er auf der Erde bekannte nachdem er das

leibliche Sehen gewonnen hatte. Seinen Leib erkaufte der hl. Panteleimon von den

Mördern und begrub ihn nahe des Leibes seines Vaters.

Danach befahl der Kaiser, Pantoleon zu sich zu rufen. Während Soldaten den Heiligen

zum Kaiser führten, sang er die Worte des Psalms Davids: O Gott, so schweige nicht zu

meinem Lob, denn der Mund des Sünders und der Mund des Falschen hat sich wider

mich aufgetan. und weiter aus diesem Psalm (108). So trat er im Leibe vor den

irdischen Herrscher, - im Geist aber vor den Himmlischen. Der Kaiser Maximian sah

auf ihn ohne jeglichen Zorn und begann sanft, ihn so zu bereden.

„Keine guten Dinge hörte ich über dich, Pantoleon. Man sagt mir, daß du allerorten

Äskulap und die übrigen Götter schmähst und verächtlich machst, Christus aber, der

einen schlimmen Tod starb, verherrlichst du und auf Ihn hoffst du und Ihn nennst du

Gott. Es scheint, dir ist nicht unbekannt, wie große Aufmerksamkeit ich auf dich

wendete und wieviel Güte ich dir erwies, (so) daß du auch an meinem Hof empfangen

wurdest, und deinem Lehrer Euphrosyn befahl ich, dir in Schnelligkeit die ärztliche

Kunst beizubringen, damit du immer untrennbar bei mir bliebest. Du aber,

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verachtetest dies alles und neigtest dich meinen Feinden zu. Ich will aber im Übrigen

nicht dem glauben, was man von dir spricht, denn die Menschen sind gewohnt, viel

Unwahrheit zu sprechen. Das ist es, weswegen ich dich herrief, damit du selbst die

Wahrheit über dich erzählst und die lügenhafte Verleumdung deiner Neider

überführest, indem du in Gegenwart aller wie es sich gebührt den großen Göttern ein

Opfer darbringst.“

Der Heilige antwortete:

„Den Taten muß man mehr Glauben schenken, o Kaiser, als den Worten! Denn die

Wahrheit wird weitaus besser aus Taten erkannt als aus Worten. Glaube also den

Erzählungen über mich, daß ich mich losgesagt habe von Äskulap und den übrigen,

euren Göttern und Christus verherrliche, denn aus Seinen Taten erkannte ich, daß er

der Eine Wahre Gott ist. Höre als o wenn auch in Kurzem die Taten Christi: Er schuf

den Himmel, festigte die Erde, erweckte Tote, schenkte Blinden wieder das Augenlicht,

machte Aussätzige rein und richtete Gelähmte mit einem Wort vom Lager auf. Was

ähnliches taten die von euch verehrten Götter - ich weiß es nicht - und was können sie

tun? Wenn du aber jetzt die alles vermögende Kraft Christi erkennen willst, wirst du

ihre Wirksamkeit sogleich in der Tat sehen. Befiehl, hierher irgendeinen Menschen, der

mit einer tödlichen Krankheit darniederliegt, zu bringen, bezüglich dessen die Ärzte die

Hoffnung verloren, und es sollen eure Götzenpriester kommen und ihre Götzen

anrufen und ich werde meinen Gott anrufen - und welcher von den Göttern den

Kranken heilt, derjenige soll anerkannt werden als der wahre Gott, die anderen aber

sollen verworfen werden.“

Dem Kaiser gefiel dieser Plan des Heiligen, und er befahl, sogleich einen solchen

Kranken ausfindig zu machen.

Und da wurde auf einer Bahre ein Mensch herbeigebracht, der seit vielen Jahren

gelähmt war und nicht ein Glied bewegen konnte und dalag als ob er irgendein

gefühlloses Stück Holz sei.Es kamen auch die Opferpriester, die den Götzen dienten

und in der ärztlichen Kunst erfahren waren und schlugen dem Heiligen vor, daß zuerst

er seinen Christus anrufe.

Der Heilige entgegnete ihnen: „Wenn ich meinen Gott anrufe und Gott diesen

Gelähmten heilt, wen werden dann eure Götter heilen? Ruft also als erste ihr eure

Götter an und wenn sie den Kranken heilen, wird es nicht mehr nötig sein, meinen Gott

anzurufen.“

So begannen die Priester ihre Götter anzurufen: Einer den Äskulap, einer den Zeus, ein

anderer die Diana und andere andere Dämonen, aber es war keine Stimme zu

vernehmen noch etwas anderes. Und lange mühten sie sich mit ihren gottwidrigen

Gebeten ohne jeden Erfolg. Der Heilige aber lachte, da er ihr vergebliches Mühen sah.

Als der Kaiser ihn lachen sah, wandte er sich zu Pantoleon:

Mache du, Pantoleon, diesen Menschen durch die Anrufung deines Gottes gesund."

„Die (Götzen-) priester sollen weggehen,“ - sagte der Heilige - und sie gingen weg.

Dann trat er zu der Liege, erhob seine Augen zum Himmel und sprach (brachte

hervor) folgendes Gebet:

„Herr, erhöre mein Gebet, und mein Schreien komme zu Dir. Wende Dein Antlitz nicht

ab von mir! Am Tag, da ich bedrängt bin, neige Dein Ohr zu mir, am Tag, da ich Dich

anrufe, erhöre mich schnell., (Ps. 101,2-3) und erweise Deine allmächtige Kraft vor den

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dich nicht Kennenden, denn alles ist für dich möglich, o König der Kräfte!“

Als er dieses Gebet vorgebracht hatte, nahm der Heilige den Gelähmten an der Hand

mit den Worten: „Im Namen des Herrn Jesus Christus stehe auf und sei gesund!“

Und sogleich stand der Lahme auf, spürte Kraft im ganzen Körper und freute sich. Er

ging, nahm seine Bahre und trug sie in sein Haus. Als sie ein solches Wunder sahen,

begannen viele, an Christus zu glauben. Die Götzenpriester aber knirschten mit den

Zähnen gegen den Knecht Christi und wandten sich an den Kaiser mit den Worten:

Wenn er unter den Lebenden bleibt, dann wird die Opferdarbringung an die Götter

zunicht machen und wir werden von denChristen verlacht werden. Vernichte ihn, o

König, so schnell wie möglich.“

Da sagt der Kaiser zu Pantoleon:

“Pantoleon, bringe den Göttern ein Opfer, damit du nicht nutzlos zugrunde gehst. Du

weißt doch, wieviel Menschen zugrunde gingen. weil sie sich von unseren Göttern

lossagten und kennst die Folgeder Mißachtung meines Befehls. Weißt du etwa nicht wie

grausam der Alte Anthim gequält wurde?“

“Alle, die für Christus starben, -antwortete der Heilige,- gingen nicht zugrunde,

sondern fanden für sich das ewige Leben. Und wenn Anthim, der einen alten und

schwachen Körper hatte, die grausamen Qualen für unseren Herrn aushalten konnte,

desto mehr muß ich, der ich jung bin und einen starken Körper habe, furchtlos alle

Qualen erdulden, zu denen du mich übergibst, denn ich werden das Leben für leer

halten, wenn ich nicht für Christus sterbe. Wenn ich aber sterbe, werde ich dies für

Gewinn erachten.“

der Kaiser befahl, den Märtyrer entkleidet auf das Marterholz zu spannen und mit

eisernen Krallen seinen Körper zu hobeln, seine Rippen mit brennenden Kerzen zu

versengen. Er aber blickte diese Leiden. ertragend zum Himmel auf und sagt:

„Herr Jesus Christus! stehe mir in dieser Minute bei, gib mir die Geduld, damit ich die

Qualen bis zum Ende ertragen kann.“

Und der Herrerschien ihm in der Gestalt des Priesters Ermolaos sprechend: Fürchte

dich nicht, Ich bin mit dir.“

Und sogleich erschlafften die Hände der Quäler und wurden wie tot, so daß die

Marterwerkzeuge aus ihnen herausfielen und die Kerzen erloschen. Dieses sehend

befahl der Kaiser, den Märtyrer vom Ort der Qualen herunterzunehmen und sagte

ihm:

“Worin besteht die Kraft deiner Zauberei, daß sogar die Knechte die Kraft verloren

und die Kerzen erloschen?“

Der Märtyrer antwortete so:

„Meine Zauberei ist Christus, Seine allvermögende Kraft vollbringt alles.“

Der Kaiser fuhr auf: „Aber was wirst du tun, wenn ich noch stärkere Qualen befehle?!“

In größeren Qualen, - antwortete der Märtyrer,- wird Christus an mir [umso] größere

Kraft erweisen, indem Er mir größere Geduld schickt dazu, um dich zu beschämen. -

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Gedächtnis am 27. Juli - Teil 2

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27. Juli