IMAGE db02.gif

129

5. Juni – Der geistliche Märtyrer Bonifacius, der Apostel der Deutschen

In der Folge fand man einiges davon wieder unter anderem drei Bücher, die noch heute

in Fulda in der Landesbibliotek aufbewahrt werden. Der erste Band ist eine Abschrift

des Evangeliums, welches Bonifacius eigenhändig abgeschrieben haben soll, der zweite

Band ist eine Evangelienharmonie, das älteste Manuscript und in ganz klein Folio

gebunden, der dritte Band ist mit dem Blut des hl. Boniacius besprengt und enthält

Abhandlungen verschiedener hll. Väter, welcher dem hl. Bonifacius wahrscheinlich als

Kathechismus gedient hat. Eine Augenzeugin erzählte später, Bonifacius habe zum

Schutz gegen den Schwertstreich ein Buch auf sein Haupt gelegt, welches sein Mörder

durchhieb.

Als die erwarteten Neugetauften endlich ankamen und das Geschehen erblickten, -

Bonifacius mit gespaltenem Haupt und seine Begleiter um ihn herum in ihrem Blute

liegen, erhoben sie ein großes Klagegeschrei über die Greueltat. Die Nachricht von der

Ermordung von Bonifacius und seiner Begleiter drang wie ein Blitz durch Deutschland.

Nach weniger als drei Tagen hatte sich eine zahlreiche Kriegsschar versammelt, welche

eine Strafexpedition in den heidnischen Gebiete Frieslands durchführte. Ein Teil

derjenigen welche den christlichen Glauben nicht annehmen wollten floh daraufhin in

entferntere Gebiete, und der andere Teil wurde in Gebiete mit christlicher Bevölkerung

umgesiedelt, so daß Friesland von diesem Zeitpunkt an christlich war. Die Mörder des

hl. Bonifacius aber sollen sich zum christlichen Glauben bekehrt haben.

Der Leib des hl. Bonifacius wurde mit dem Schiff über die Zuidersee nach Utrecht

gebracht. Es wird überliefert, das die Utrechter die den Leib des Heiligen gerne bei sich

behalten hätten, diesen auch mit aller kraftanstrengung nicht von der Stelle bewegen

konnten. Bischof Lull von Mainz überführte mit einer Gesnadschaft den Leib des hl.

Bonifacius nach Mainz, wo er am 4. Juli ankam. Auch die Mainzer erhoben Anspruch

auf die Reliquien des hl. Erzbischofs, der ja ihr örtlicher geistlicher Hirte gewesen war,

und erst nach einer Erscheinung des hl. Bonifacius einem Diakon namens Otpert, und

den daran anschließenden Ermahnenden Worten Bischof Lulls wurde der Leib des hl.

Bonifacius weiter über den Main stromaufwärt, über Hochheim und Kolbach bei

Frankfurt bis nach Fulda überführt, wo er am 9. Juli nach 5 Tagen ankam, und gemäß

dem letzten Willen des Heiligen, von Bischof Lull in der Klosterkirche beisetzt wurde.

So wie in Dokkum am Ort seines Martyriums sogleich ein Kirche errichtet wurde, so

erinnern Kapellen und Steinkreuze an die Rastorte des Leichenzugs des hl. Bonifacius.

In Mainz wurdean seine ehemalige Kathedralkirche zu Ehren des hl. Apostels

Johannes eine St. Bonifaciuskapelle angebaut, in welcher Bischof Lull das mit Wasser

vermischte Blut des Heiligen, mit dem der Leichnam gewaschen worden war

vergraben. Von einem der Erinnerungskreuze erhielt das im 17. Jahundert

untergegangene Dorf Crutzen bei Kolbach seinen Namen. Den Acker, auf dem das

Kreuz und später eine Kirche errichtet wurden, hatte bald nach dem Tod des Heiligen

ein gewisser Walprath von Nidda dem Kloster Fulda geschenkt. In der

Schenkungsurkunde wir erwähnt, daß es der Acker war, auf dem zum Zeichen desen,

daß hier der Leichnam während einer nacht geruht hatte, eine Quelleentsprang. Diese

wurde später gefaßt und trägt heute den namen Bonifaciusbrunnen. Ebensolche

Bonifaciusquellen werden zu Windecken und bei Ilbeshausen im Vögelsberg genannt,

mit der Bezeichnung Münchsborn. Die letzte Rast vor Fulda war die heutige

Wallfahrtskapelle Kleinheiligkreuz. Zunächst wurde Bonifacius in einem Felsengrab

IMAGE db02.gif

130

5. Juni – Der geistliche Märtyrer Bonifacius, der Apostel der Deutschen

beigesetzt. Später mehrere male umgebettet. Heute ruhen die Reste seiner Reliquien in

er Krypta, wohin sie im Spätmittelalter erneut beigesetzt wurden. Das Grab des

Heiligen wurde zu allen Zeiten, von Gott, durch Gebetserhörungen verherrlicht.

Die Geistlichen Märtyrer Bischof Kilian, der Priester Colomanus, und der Diakon

Totnanus von Würzburg

Gedächtnis 8. Juni

Der hl. Kilian war von vornehmer Abkunft und machte in seiner Jugend schnelle

Fortschritte im Erlernen der Wissenschaften. Seine Heimat war Irland oder Schottland

und er kam als geweihter Wanderbischof im 7. Jahrhundert nach Franken. Mit ihm

zusammen reisten einige seiner Schüler, die Priester Lonatus auch Colonatus genannt,

Gallo und Arnuvatis, sowie der Diakon Totnanus, mit 7 weiteren namentlich

Ungenannten.

In Würzburg, regierte der ostfränkische Herzog Gozbertus, ein Sohn des älteren

Hetanus (Hedan), eines Sohnes des Hruodo (Radulph), welchen König Dagobert zum

Herzog von Thüringen aufgestellt haben soll.

Wie sein ganzes Volk lebte er noch in den Finsternissen des Heidentums und verehrte

namentlich die Göttin Diana. Hier entschloß sich der

hl. Kilian mit der Verkündigung des Evangeliums zu beginnen. Um mit desto

größerem Segen seine Arbeit beginnen zukönnen, reiste er aber zuerst nach Rom, und

bat dort vom apostolischen Stuhl die Sendung und Vollmacht zur Verkündigung des

Evangeliums, welche er auch von Papst Konon, der ihn ehrenvoll aufnahm, erhielt.

Dannach kehrten die frommen Männer nach Würzburg zurück, und begannen dort das

Wort Gottes zu verkünden.

Alle bewunderten nicht nur die neue Lehre die der hl. Kilian vortug, sondern auch seine

beredsamkeit, denn er hatte sich in kürze der ihm zunächst fremden Sprache

bemächtigt, und wurde durch die Gnade gottes von Wundern und Zeichen in seiner

Predigt unterstützt. Als der Herzog Gosbert dieses erfuhr, lies er sie zu sich rufen und

besprach sich mit dem hl. Kilian, der ihn nach nicht langer Zeit dazu überredete, ein

Christ zu werden, und ihn dann sammt dem ihm untergebenen Volke taufte und mit

dem Heiligen Myron salbte.

Als er nun aber dem Herzog, welcher, nach Volkssitte, die Gattin seines verstorbenen

Bruders zur Frau hatte, solches als dem Evangelium zuwider untersagte, und dieser,

wenn auch sehr schwer, doch aus Liebe zu Gott sich entschlossen zeigte, seine Frau zu

verlassen, entbrannte der Haß des Weibes, namens Geilana, gegen die frommen

Prediger, so daß sie, wie einst Herodias gegen den hl. Johannes den Täufer und

Vorläufer, Tag und Nacht auf ihr Verderben sann. Als dann Herzog Gosbert eines

Tages im Kriege abwesend war, benützte Geilana diese Gelegenheit und ließ die

frommen Diener Gottes zur Nachtzeit, während sie gerade einmütig ihre kirchlichen

IMAGE db43.gif

Die Geistlichen Märtyrer Bischof Kilian, der Priester

Colomanus, und der Diakon Totnanus von Würzburg

Gedächtnis 8. Juni

Verfasser:

Vr. Michael (Kresin)

Übersetzer:

8. Juni

IMAGE db02.gif

131

8. Juni – Die Geistlichen Märtyrer Bischof Kilian, der Priester Colomanus, und

Gebete verrichteten, heimlich durch einen gedungenen Mörder enthaupten und an der

nämlichen Stelle, in aller Eile, sammt dem bischhöflichen Kreuz, dem Evangelienbuch

und anderen kirchlichen Gerätschaften, in ihren Kleidern beerdigen.

Dies geschah um das Jahr 688. Trotz dieser Heimlichkeit bemerkte eine fromme

Matrone namens Burgunda, das Verbrechen und brachte sie ans Tageslicht. Allein sie

wurde auch noch auf andere Weise offenbar. Als nämlich Herzog Gosbertus aus dem

Krieg zurückkehrte und nach den Dienern Gottes fragte, erwiederte zwar Geilana, daß

sie ihren Aufenthalt nicht wisse, aber der Mörder selbst konnte seine Strafe nicht

verheimlichen, indem er, wie wahnsinnig, hin und her laufend, seine Schuld bekannte

und am Ende unter dem Ausrufe: "Killena, der Heilige Gottes, brennt mich mit dem

heftigsten Feuer! " , sich selbst zerfleischte.

Auch Geilana starb im Wahnsinn. Herzog Gosbertus bewahrte zwar den christlichen

Glauben bis an sein Ende, wurde aber unter dem Einfluß der heidnischen Sachsen, von

der eigenen Garde umgebracht. Sein Sohn Hedan wurde durch einen Volksaufstand

aus dem Land vertrieben, wie auch die ganze herzögliche Familie. Erst Bonifatius

betrieb erneut die Christianisierung des Landes. Am Grabe der hll. Märtyrer aber

geschahen viele Wunder. Unter anderem verweigerten sich die Pferde in dem über den

Heiligen Reliquien von Geilana errichteten Pferdestall Urin und Kot zu lassen. Unter

dem Papst Zacharius wurden auf AnregungBischofs Bonifacius von Mainz, durch

Bischof Burchard, den ersten Bischof von Würzburg, zur Zeit der Regierung Pipins, die

Leiber der hl. Märtyrer aufgehoben und verherrlicht. Die Auffindung der Reliquen der

Heiligen Märtyrer aber geschah wie folgt; als Gertrudis, die Tochter des Frankenkönigs

Pipin und Schwester Karls des Großen, nach Karlburg kam um dort ein Kloster zu

gründen, hatte sie den Priester Atalongus bei sich, der die Knaben in Karlberg

unterrichtete. Erstmalig in dieser Gegend wußte er nicht vom hl. Kilianus. Da nun

einmal die Knaben schrieen, der hl. Kilianus tue Wunder und müsse von der Stelle, wo

er unwürdig begraben liege fortgebracht werden, wurden sie von Atalongus zur Ruhe

verwiesen, worauf dieser erblindete. Als er sich nun die Stätte hatte sagen lassen, wo

der Heilige ruht, erlangte er, dort den Heiligen anrufend das Gesicht wieder. Hierauf

berichtete er das Wunder Bischof Bonifacius. Dieser beschloß zusammen mit den

anderen Bischofen der Provinz, die Reliquien des hl. Kilian und seiner Gefährten,

welche in der Erde unter einem Pferdestall lagen, zu erheben. Diese Erhebung fand an

einem 14. Oktober des Jahres 742 oder 743 statt. Die Leiber fand man unverwest wie

wachsartig und die Bücher und Kleider waren ebenfalls noch vollständig erhalten.

Um diese Zeit hatte Ymmina oder Irmina, die Enkelin Herzog Gosbertus´ und Tochter

des Herzogs Hedan II. , welche auf dem Schloßberge zu Würzburg in klösterlicher

Zurückgezogenheit lebte, diese väterliche Burg gegen das stillere Karlburg, das

Karlmann Bischof Burchard geschenkt hatte, an diesen vertauscht, der nun dorthin

seinen bischöflichen Sitz verlegte. Dort befand sich eine Marienkirche, wohl die älteste

in Franken, von welcher später der Berg Marienberg genannt wurde. In diese Kirche

wurden die Reliquien zunächst übertragen. Karlburg befindet sich nicht weit in

nordwestlicher Richtung von Würzburg gegenüber dem, am rechten Mainufer,

liegenden Städtchen Karlstadt. Karlburg, war im letzten Jahrhundert, ein Dorf mit den

Ruinen der gleichnamigen, von Karlmann erbauten, Burg. Wegen der Steilheit den

Hanges und dem Mangel an Wasser bestimmte Bischof Burchard jedoch seine

IMAGE db02.gif

132

8. Juni – Die Geistlichen Märtyrer Bischof Kilian, der Priester Colomanus, und

Kathedrale an der Stelle zu erbauen wo jetzt noch das Neumünster, in den alten

Urkunden, Salvatorkirche genannt, steht. Dorthin wurden die Reliquien, im Jahre 752

am 14. Februar, übertragen, zuerst in ein hölzernes Kirchlein und dann in die neu

erbaute größere Neumünsterkirche, wo sich die heiligen Reliquien heute noch in der

Gruft befinden, während die Häupter im Hochaltar, der später in der Nähe erbauten

Kathedralkirche, aufbewahrt werden.

Die drei hll. Häupter wurden an den Hauptfesten in silbernen Statuen auf dem

Choraltar der Kathedralkirche zur Verehrung ausgestellt, zugleich mit dem, vom Blut

der hll. Märtyrer, bespritzen Evangelium, welches früher als Reliquie im Domschatz

aufbewahrt wurde. Seit der Säcularisation aber befindet es sich in der

Universitätsbibliotek.

Die hll. Häupter sind jetzt auf dem Choraltar in einem eigenen Schrein, der an den

Feiertagen geöffnet wird, so daß die hll. Häupter sichtbar sind. Am Feiertag des hl.

Kilian werden sie in einer Prozession nach Neumünster getragen. In der Gruft von

Neumünster, wo die Reliquien der hll. Märtyrer, seit ihrer Übertragung dorthin,

verehrt werden, befindet sich eine Quelle, aus der die Gläubigen besonders an den

Festtagen zu trinken kommen.

Der hl. Bischof Liborius von Suindinum, dem heutigen Le Mans

Gedächtnis 9. Juni

Der hl. Liborius wurde um das Jahr 310in einer angesehenen gallischen Familie, in

Le Mans, der damaligen römischen Provinzhauptstadt Suindinum, an der Sarthe, in der

Provinz Maine geboren. Die Bevölkerung der Stadt bestand vornehmlich aus Kelten

und einer dünnen Oberschicht Römer. Das Christentum war in Suindinum bereits

durch den hl. Bischof Julian eingeführt worden. Die erste Kirche der Heimatstadt des hl.

Liborius war der Gottesgebärerin und ewigen Jungfrau Maria geweiht und von Bischof

Julian im Hause eines Neubekehrten eingerichtet worden. Außerdem gab es seit der

Gleichberechtigung des Christentums mit dem Heidentum durch den hl. Kaiser

Konstantin, als die Zahl der Christen rasch zunahm, auch außerhalb der Stadt eine

Kirche, die den 12 Aposteln geweiht war, und ebenfalls noch von Bischof Julian

gegründet und eingeweiht worden war. Liborius wurde mit dem römischen Namen

Liborius getauft, was der Gott geweihte bedeutet, und besuchte eine römische Schule.

Er eignete sich rasch die klassische Bildung seiner Zeit an, und zeigte besondere

Begabung in der Redekunst. Gleichzeitig drang er tief in die Weisheit des christlichen

Glaubens ein, indem er nicht nur ein Hörer der Worte des Evangeliums war, sondern

auch ihr Täter. Als Liborius das vorgeschriebene Alter erreicht hatte, wurde er wegen

seiner aufrichtigen Frömmigkeit von einem der beiden Nachfolger des hl. Julian, von

Bischof Thuribius oder Bischof Pavacius zum Priester geweiht. Neben seiner geistlichen

Bildung überragte Vater Liborius durch sein einnehmendes Wesen, seine

IMAGE db43.gif

Der hl. Bischof Liborius von Suindinum, dem heutigen Le

Mans

Gedächtnis 9. Juni

Verfasser:

Vr. Michael (Kresin)

Übersetzer:

9. Juni