setzung liturgischer Texte insDeutsche. Die Tatsache, daß

siemitderÜbersetzungderwichtigstenGottesdienste

und katechetischer Texte begannen, zeigt das Anliegen der

A u t o r en: Die Übersetzungen sollten den Zugang und das

Verständnis des got tesdienstlichen Lebenssowie den Zu-

gang

zu

den

wic htigsten

Lehren

der

Orthodoxie

er-

leichtern.

Gleichzeitig wurde mit diesen Übersetzungen an eine

alte missionarische Tradition der Orthodoxie angeknüpft,

dieimGottesdienstdieLandessprache b enutzt. Alle b e-

deutenden russischen Missionare hatten es als ihre Pflicht

angesehen, die gott esdienstlichen undliturgischenTe x t e

in die Sprachen der Völker zu übersetzen, unter denen sie

wirkten.

Die ersten Gottesdienste in deutscher Sprache wurd e n

für die Nachfahren der russischen Soldaten in der Kolonie
A l e x a n d rovkainP o t s d a mseit1836vonErzpriester

Sokolovzelebriert.FürdieseGemeindewurdeimJahre
1857auch eine spezielle Ausgabe “AuszugausderLi-

thurgie des heiligen Chrisosthomos für die russische Colo-

nieA l e x a n d rovka beiP o t s d a m ” gedruckt, wobei der Te x t

indeutschundkirc henslawischgedrucktwurde.A l l e r-

dings wurde auchder kirc henslawischeTextmitlateini-

schen Buchstabengedruckt. Dieswarnotwendig, da die

Kolonistenzwarnoch teilweise kirchenslawisch verstan-

den, die Texte aber nicht mehr im Original lesen konnten.

We i t e re Übersetzungen stammten von den Geistlichen

der

russischen

Kirche

inWe i m a r :

Erzpriester

Niko laj

99

Jaznovskij publizierte1836“Anf angsgründe der christli-

chen Lehre zumGebrauch derrussisc henSc huljugend”,

DiakonIoannSperanskijdas“Ritualam

heiligenund

g r oßen Herrntag des Pascha und Vesper zum Pfingsttag”
(1859). Besondere theologische Bedeutung kam der

Übersetzung des Textes von Erzbischof Filaret (Gumilevs-

kij)“DasA n rufenderHeiligen.Ausderdogmatischen
Theologie”(1878)zu.Bemerkenswertistauch die vom

Wi e s b a d e ner

Geistlic henErzpriesterSergijPro t o p o p o v

publizierte “Messe des Hl. Johannes Chrysostomos, arran-
giertfürMännerchor”(1891).DieerwähntenA r b e i t e n

standen aber für sich allein, einen inneren Zusammenhang

oder eine Systematik der Übersetzungen gab es nicht.

Vonden

Geistlichen,

die

vor

dem

I.

Weltkriegin

D e u t s c h l a n dwirkten, muß natürlich Erzpriester Mal’c ev

100

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Potsdam, Wohnhaus in der russischen Kolonie „Alexandrovka“

an erster Stelle erwähnt wer-
den. Er betreute seit 1886 d i e

russische

Botschaftskirche

in

B e r l i n.

Zu

seiner

Gemeinde

zählten

außer

Russen

auch

Griechen,

Serben,

Rumänen,

B u l g a r en

und

Deutsche,

bei

denen es sich meistum die Fa-

milienangehörigen in derru s -

sischen

Kolonie

“Alexan-

drovka” bei Potsdam handelte.

DievonErzpriesterMal’-

cev gegründete“Bru d e r s c h a f t

des Hl. Vladimir” hatte es sich u.a. zur Aufgab e gemacht,

orthodoxes Schrifttumin deutscherundrussischer Spra-

che

herauszugeben.

DieVe r-

wirklichung dieses Planes war

fast

aussc hließlich

das

Ve r-

dienst von Mal’cev. Von ihm
w u r den innerhalb von 10 J a h -

ren

die

wic htigsten

gottes-

dienstlichen Texte ins Deutsche

übersetzt. Die Ausgaben selbst

w u r den

zweisprachig

ge-

d r uc kt, sodaß derkirc h e n s l a-

wische und deutsche Textpar-

allelbenutztwerdenkonnten.

Zieldieser Publikationen war,

101

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Erzbischof Tichon, Leiter
der deutschen Diözese in
den Jahren 1926-1938

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Metropolit Seraphim, Leiter
der deutschen Diözese in
den Jahren 1938-1950

das“VerständnisfürdieOr-

thodoxie”

zu

wecken.

Über

Jahrzehnte blieben diese Te x t e

die Basis f ür deutschsprachige

Gottesdienste. Die wichtigsten

vonMal’c evübersetztenA r-

beiten sind: die GöttlichenLi-

t u r gienunsererHll.VäterJo-

hannes Chrysostomos, Basilios

d.GroßenundGregorDialo-

gos (russisch-deutsche Paralle-
lausgabe), Berlin 1890; Nacht-

wache, Abend- und Morg e n -
gottesdienst, B e r l i n 1982; Andac htsbuch, B e r l i n 1895;
Bitt-, Dank- und Weihegottesdienste, B e r l i n 1897; Sakra-
mente, B e r l i n 1898; Begräb-

nisritus und einige spezielle al-

tertümliche Gottesdienste, B e r -
lin 1898; Fasten- und Blumen-
triodon, B e r l i n 1896; Menolo-
gion Teil I und II B e r l i n 1900
und 1901, sowie zahlre i c h e

dogmatisch-theologische

A r-

beiten in russischerund deut-

scher Sprache, darunter “Dog-

matischeErörterungzurEin-

führung in das Verständnis der

orthodox-katholischen

A u f-

102

IMAGE seide200299.gif

Erzbischof Venedikt, Leiter
der deutschen Diözese in
den Jahren 1950-1951

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Erzbischof Alexander, Lei-
ter der deutschen Diözese
in den Jahren 1951-1971