19. Januar Gedächtnis des hl. Mark des Metropoliten von Ephesus

In der gegenwärtigen Periode der menschlichen Geschichte, die zu Recht als die Zeit der moralischen Kompromisse bezeichnet werden kann, ist es unerläßlich, sich des Wertes unserer orthodoxen Lehre mit ihren Glaubenssätzen (Dogmen) bewußt zu werden, von denen wir nichts weglassen oder opfern können oder irgendwelche Kompromisse zulassen können, ohne, daß wir uns nicht gerade dadurch von der Wahrheit und dem Ewigen Leben entfernen .... " - so schreibt der zeitgenössische Verfasser der Vita des hl. Mark, und das Leben dieses heiligen Bischofs (swjatitel) zeugt wirklich mit überaus großer Eindrücklichkeit, daß man auf keinen Fall die Ewige Wahrheit dahingeben darf, weder für irgendwelche anderen Werte noch unter irgendwelchen besonderen Umständen.
Der hl. Mark, in der Hl. Taufe Manuil (Manuel) , wurde in Konstantinopel im Jahre 1391 geboren. Sein Vater Georg Eugenik war Diakon und Sakelar (d. h. Kassenverwalter) der Großen Kirche also der Sophienkathedrale. Damals war er Lehrer und Professor der kirchl.-weltl. Höheren Schule in Konstantinopel, der gehobensten und besten von allen damals auf der ganzen Welt bestehenden Schulen. Eine Menge junger Leute aus der ganzen griechischen Welt und teilweise auch aus Westeuropa strömte in diese Schule. Georg Eugenik war einer der beliebtesten und geachtetsten Lehrer der Schule. Die Mutter des hl. Manuel-Mark, Maria, war die Tochter eines damals bekannten Arztes in Konstantinopel.
Beide Eltern des Heiligen, sowohl der Vater als auch die Mutter fielen selbst in jenen frommen Zeiten durch ihre Frömmigkeit und ihr frommes und tugendhaftes Leben auf.
Der erste Lehrer des Heiligen war sein Vater. Der junge Manuel war so fleißig und begabt, wie das ihm geweihte Synaxarion berichtet, daß er, "der von seinen Eltern im allerzartesten Jugendalter zum Studium des Kreises der freien Wissenschaften (Rhetorik und Mathematik) geschickt worden war, diese in kurzer Zeit, gleich wie auf Flügeln durchlief und alle seine Mitschüler und Altersgenossen übertraf."
Als der junge Manuel 13 Jahre alt war, verschied sein Vater. Aber das Herz des jungen Mannes erlahmte nicht im Streben nach Wissen. Er wurde Schüler zweier damals berühmter Professoren in Konstantinopel. Rhetorik nahm er bei Johannes Chortasmenos durch und Philosophie bei Georgios Gemistos. Hierüber berichtet der jüngere Bruder Manuels Johannes Eugenius : "Er wurde im Alter von 13*Jahren seines Vaters beraubt, aber er ließ durchaus nicht in seinem Eifer nach, sondern nahm Zuflucht zu den allerbesten Lehrern: zu Johannes Chortasmenos, dem späteren Metropoliten von Silistria, zu Ignatius Metakliphisos, und später zu Georgios Gemistos, dem Philosophen und Mathematiker. Von ihnen eignete er sich dank seines großen Fleißes und Eifers und ebenso seines wunderbaren Verstandes in kurzer Zeit überaus große Kenntnisse an. Durch seinen sanften, freundlichen, heiligen und gesetzten Charakter, durch die äußere Gestalt und durch die vortreffliche Sprache erschien er nicht nur seinen Mitschülern sondern auch seinen Lehrern und überhaupt allen als ein Wunder. Auf diese Weise durchlief er vortrefflich schön und gottliebend die Kind- und Jugendzeit , sich erhebend durch vortreffliche Werke."
Als er den Kurs der Höheren Schule von Konstantinopel im Alter von 24 Jahren abschloß, erhielt er den Titel "Votar", d.*h. Lehrer (=Magister) der Rhetorik, und es wurde ihm die verantwortungsvolle Pflicht übertragen, Ausleger der hl.*Schrift in der Patriarchenkirche zu sein. In dieser Zeit wurden bei dem Heiligen unter vielen Schülern auch die später bekannten Gelehrten Georgios Scholarios und Theodor Agalist erzogen. Immer ernst und zugleich gütig und freundlich zog der junge Gelehrte die Herzen aller an. Der gerechte Patriarch von Konstantinopel Euphemios II (er leitete die Kirche in den Jahren 1410 - 1416) gewann den Heiligen lieb. Der Kaiser Manuel II (1391 - 1425) und Johannes III (1425 - 1448) erwiesen ihm jegliche Gunst.
Der Biograph des Heiligen, sein Bruder Johannes Eugenios, spricht hierüber so: "Aufgrund seiner Tugenden und seiner Gelehrsamkeit wurde er zum Kaiser Manuel ewigen Gedächtnisses eingeladen und wurde diesem nicht nur nah bekannt sondern bewährte sich als sein Freund und Ratgeber (Lehrer) in vielen Dingen. Er wurde zum Schriftführer (Redakteur) der kaiserlichen Schreiben berufen, denn er überragte unsere altehrwürdigen gelehrten Männer in der Vollkommenheit des Wissens, und er wurde des Ranges eines Gerichtsvorsitzenden in Untersuchungsangelegenheiten gewürdigt."
Ein glänzender weltlicher Lebensweg öffnete sich vor ihm. Aber der gerechte Manuil bekämpfte diese Versuchung mannhaft. In der Erinnerung an diese Zeit schreibt er später seinem Schüler, der in eine ebensolche Heimsuchung geraten war, folgendes: "Wie lange, oh Unglücklicher, willst du den Adel und die Ehre deiner Seele in Dinge versenken, die jeglichen Wertes entbehren. Haben etwa die Eitelkeit, der lügnerische Reichtum, prächtig geschmückte Togen (=Gewänder) und das übrige, worauf sich der Wohlstand dieser Welt gründet, von dir Besitz ergriffen? Oh weh, Du Philosoph mit einer solchen der Philosophie fremden Weltanschauung!" Und siehe da, das Netz der weltlichen Anfechtungen zerreißend, schlägt Manuel im Alter von 26 Jahren das Amt eines Gerichtsvorsitzenden ab, verläßt die Welt und nimmt das Mönchtum mit dem Namen Mark an.
Er wird in einem Wüstenkloster auf der Insel Antigone, die im Marmara-Meer südlich der alten Stadt Chalkedon liegt, (zum Mönch) geschoren. Georgios Scholaris spricht darüber so: "Nacheifernd den Lehrern der Kirche sagte er sich los von allen Lockungen des Lebens, mit denen er nicht einmal bekannt war. Er übergab sich selbst Gott, und für Gott ergab er sich dem damals Größten unter den Lehrern der Tugend in den Gehorsam." Ein solcher Lehrer der Tugend war der Vorsteher des Klosters in Antigone, der gerechte Simeon, eben "jener wunderbare Simeon", wie ihn Johannes Eugenius nennt.
Aber die Lebenszeit des hl. Mark war von schweren Prüfungen erfüllt: Die Türken hatten zu dieser Zeit schon ganz Kleinasien und die Balkanhalbinsel besetzt und waren bis dicht an Konstantinopel gekommen. Der Aufenthalt der Mönche auf der Insel Antigone begann deswegen zunehmend unsicherer zu werden. Nach einigen Jahren des Aufenthalts auf der Insel übersiedelte der gerechte Simeon mit seinem Schüler, dem hl. Mark, nach Konstantinopel ins Kloster von Mangan. Über diesen Lebensabschnitt des Heiligen berichtet der Rhetor (Redner) Manuel:"In dem heiligen und großen Manganischen Kloster gab er sich ganz dem Schweigen hin. Bis dahin liebte er es nicht, aus dem Kloster und seiner Zelle hinauszugehen, um nicht den Bekannten und den Blutsverwandten vor Augen zu kommen. Allein mit einer Sache sich zu beschäftigen wurde er des Tags und der Nacht nicht müde, und das war das Studium der Göttlichen Schriften. Und hierdurch bereicherte er sich mit einer Fülle der Erkenntnis,worüber auch seine brieflichen Werke Zeugnis ablegen." Im Kloster von Mangan empfängt der hl. Mark die Weihe zum Priesterstand. Johannes Eugenios bezeugt: "Wenn er Gott das Unblutige Opfer darbrachte, war er ganz von Licht erfüllt, ganz Gott hingegeben, wie in einem Zustand außer(halb) der Erde verharrend gleichte er einem Engel im Fleische.
Im Jahre 1437 wurde der hl. Mark im Alter von 46 Jahren für die Kathedra des Metropoliten von Ephesus auserwählt. Die Zustimmung zur bischöflichen Handauflegung (Chirotonie) gab der hl. Mark gegen seinen Willen. Er selbst sagt darüber: "Aufgrund des Befehls und der Not der Kirche Christi nahm ich den bischöflichen Dienst an, der über meiner Würdigkeit und über meinen Kräften liegt." Georgios Scholarios schreibt darüber: " Er nahm das hohe, geistliche Amt einzig und allein an, um die Kirche durch sein Wort zu schützen: Ihr war die ganze Kraft seines Wortes nötig, um sie von der Verführung zu bewahren, in die sie diejenigen schon hinzogen, die nach Neuerungen strebten. Nicht aufgrund von weltlichen Erwägungen nahm er dieses Amt an. Dieses erwies sich im Folgenden.
Der hl. Mark blieb nicht lange bei seiner Herde in Ephesus. Schon Ende des Jahres 1437, am 24. November, fuhr er mit weiteren griechischen Hierarchen zum Konzil von Ferrara und Florenz.
Es beginnt der wichtigste Abschnitt im Leben des hl. Mark, in dem sein Name als der eines tapferen und unüberwindlichen Fürsprechers der Orthodoxie verherrlicht wurde.
Aber man darf nicht denken, daß der hl. Mark auf das Konzil von Ferrara und Florenz fuhr mit der vorher gefaßten Überzeugung von der Unnötigkeit und Schädlichkeit dieser Sache, mit der Absicht, diesem Konzil zu widerstehen. Auch den hl. Mark und alle griechischen Hierarchen, die sich unter der Führung des Patriarchen von Konstantinopel Joseph II (1416-1439) nach Italien begeben hatten, beseelte die Hoffnung, auf die Möglichkeit, die römische Kirche zur Orthodoxie zurückzuführen. Im Bewußtsein der unwiderlegbaren Wahrheit des orthodoxen Glaubens, waren sie überzeugt, daß es ihnen mit Gottes Hilfe gelingen würde, die Lateiner zu überzeugen. Allein jedoch die Sendung der göttlichen Hilfe erfordert vor allem die Aufrichtigkeit des Herzens und die Ehrbarkeit des Vorhabens. Mehr als alles verurteilt der Herr Bosheit und Arglist. "Er zerstört die Pläne der Arglistigen und ihre Hände können das Vorhaben nicht ausführen. Er fängt die Weisen in ihrer Bosheit und der Rat der Schlauen wird zunichte" (Hiob 5,12), lehrt uns das Buch des gerechten Hiob und auf diese Worte bezieht sich der hl.*Apostel Paulus (1. Kor. 3,19). Indessen aber hegten die Griechen, vielleicht anfangs sogar nur unterbewußt in ihrem Herzen eine Arglist, nämlich die Bereitschaft, die Reinheit der Orthodoxie für eine militärische Hilfe des Westens preiszugeben. In den Herzen der Lateiner aber war der boshafte Plan, sich die Not der Griechen zunutze zu machen, um ihren Widerstand zu brechen.
Die Lage der Griechen war in der Tat äußerst schwierig in dieser Zeit. Nur noch Konstantinopel und seine nächste Umgebung war in den Händen von Byzanz geblieben. Serbien, Bulgarien und die ungarische Walachei waren schon lange von den Türken unterjocht. Der Metropolit von Kiew Isidor*) bezeichnete die Stimmung der griechischen Hierarchen am deutlichsten, als er bei den aufkommenden Verwicklungen sagte: "Besser ist es, sich in Seele und Herz mit den Lateinern zu vereinigen, als zurückzukehren, ohne die Angelegenheit abgeschlossen zu haben. Zurückzukehren wäre natürlich möglich, aber wie sollen wir zurückkehren - wohin und wann?"
Anstelle eines brüderlichen Verhältnisses zu den bedrückten Griechen, anstelle eines sorgsamen und aufrichtigen Bemühens, die Wahrheit zu erforschen und zu erfassen, zeigten die Lateiner bloß das Verlangen, die Notlage der Griechen auszunützen und sie zu einer vollständigen kirchlichen Kapitulation zu nötigen.
Die Griechen verließen Konstantinopel Ende November des Jahres 1437 und trafen erst am 4. März 1438 in Ferrara ein. Das Konzil wurde am 9. April feierlich eröffnet. Bei dem Festmahl hielt der hl. Mark im Namen der ganzen griechischen Geistlichkeit eine Rede an den Papst Eugenius IV. In dieser Rede ist auch die Hoffnung des Heiligen auf die Möglichkeit einer Vereinigung mit den Lateinern in der vollkommenen, durch nichts beeinträchtigten Wahrheit der Orthodoxie deutlich zu erkennen und auch seine Besorgnis über die Möglichkeit einer anderen Haltung zur Frage der Vereinigung.
Er sprach: " Heute ist der Vorbeginn einer Freude für die ganze Welt! Heute eilen die Glieder des Leibes des Herrn, die vordem während vieler Jahrhunderte zerteilt und zerschnitten waren, zu einer gegenseitigen Vereinigung. 'Ich bitte Euch im Namen unseres Herrn Jesus Christus,' sagt der Apostel, `daß Ihr alle das Gleiche sprechet und, daß in Euch keine Spaltungen seien. Wenn wir aber nicht das Gleiche sprechen, ist dann nicht offensichtlich, wie groß in uns diese Zerteilung sogar bis zum heutigen Tag ist. Wo aber ist diese Zerteilung? Nicht in den Winkeln, nicht in irgendwelchen Hinterecken, nicht in privaten Versammlungen, wo sie sich vor dem Volk verbergen kann, sondern im Sichtbaren, im Glaubensbekenntnis, im Bekenntnis bei der Taufe und bei der christlichen Namensgebung. Wenn nun diejenigen, die das kaiserliche Geld fälschen, einer großen Strafe würdig sind, welche Rechenschaft will dann derjenige geben, der das gemeinschaftliche Siegel des christlichen Bekenntnisses verändert? Bedenke also dieses, Heiligster Vater! Einstmals bekannten wir vollständig ein und dasselbe, und unter uns war keine Spaltung, und damals waren wir beide in Übereinstimmung mit den Vätern. Nun aber, da wir nicht das Gleiche sprechen - wie können wir zusammen sein? Wir - die Orthodoxen sprechen auch jetzt das Gleiche wie damals. Ihr aber, die ihr eine Neuerung eingeführt habt, entblößt dadurch, daß ihr euch in Zerwürfnis sowohl im Verhältnis zu euch selber als auch im Verhältnis zu den gemeinsamen Vätern und schließlich auch im Verhältnis zu uns befindet. Warum nun kehren wir nicht zurück zu dieser guten Übereinstimmung, die uns als Bekenntnisgleiche erwiese, die Spaltung austilgte, das Zerstreute zusammenführte und alles Gute bewirken würde?
Um der Dreieinigkeit Selbst willen, um der allgemeinen Hoffnung willen, laßt nicht zu, daß wir ohne Frucht und Erfolg hinausgehen! An Christi Statt bitten wir, da Gott durch uns bittet."
In Ferrara war die Erörterung der strittigen Fragen, in der Hauptsache der Frage über den Ausgang des Heiligen Geistes anfangs vergleichsweise frei und in einem gewissen Grade aufrichtig. Als die Lateiner jedoch sahen, daß die griechischen Hierarchen nicht klein beigaben, begannen sie, auch schon hier Druck anzuwenden. Sie kürzten die Mittel, die zum Unterhalt der Griechen bewilligt waren und gebrauchten Drohungen.
Im Februar des Jahres 1439 wurde das Konzil auf Verlangen des Papstes nach Florenz verlegt, wo der päpstliche Einfluß stärker war.
Hier hörten die Lateiner fast ganz auf, Rücksichten zu nehmen. Nach einigen für sie erfolglosen Streitgesprächen über das Glaubensbekenntnis, zwangen sie mit Druck und Drohungen die griechischen Hierarchen, vollständig zu verstummen, und die folgenden Sitzungen des Konzils wurden nur mit Beiträgen der lateinischen Seite gehalten. Dies konnte selbst der überaus unterwürfige Metropolit Isidor für einen Augenblick nicht ertragen, und er bemerkte auf der letzten offiziellen Sitzung des Konzils sarkastisch: "Wenn auf der Arena nur ein Kämpfer auftritt, so ist es natürlich, daß er Sieger bleiben wird."
Doch auch wenn die Lateiner auf den offiziellen Sitzungen des Konzils mit Drohungen und List triumphierten, so ereignete sich in den aufrichtigen menschlichen Herzen bisweilen das Gegenteil.
Der Historiker Siropoulos berichtet, daß eine Gruppe von katholischen Mönchseinsiedlern gekommen war, um die Debatte zwischen den Orthodoxen und den Römisch-Katholischen über die Frage nach der Rechtmäßigkeit der Beifügung des "Filioque" zu hören. Nachdem sie die Reden der einen und der anderen Seite angehört hatten, erklärten sie für alle vernehmlich: " Es gibt keinen Zweifel: Die Griechen sind im Besitz des wahren Glaubens und haben die gesunde Lehre bewahrt." Hierauf wies man sie hinaus und verbat ihnen, mit dem Volk zu sprechen, und indem man sie als "Ungebildete, die jenseits ihres mönchischen Lebens nichts in der Theologie verstehen" bezeichnete, sperrte man sie in ein Kloster, das sie nicht verlassen durften, und auferlegte ihnen als Epitimie (Kirchenstrafe) das Schweigen.
Zu solchen Erscheinungen trug viel der hl. Mark bei, der eine kurze Schrift veröffentlicht hatte mit dem Titel: "Gespräch mit einem Lateiner über den Zusatz im Glaubensbekenntnis".
In diesem Dialog erinnerte der hl. Mark an den Beschluß des dritten ökumenischen Konzils: "Keinesfalls gestatten wir, den Glauben, den unsere Väter dargelegt haben, d. h. das Glaubensbekenntnis zu verändern. Weder uns selbst, noch anderen gestatten wir, sei es ein einziges Wort seines Inhalts oder sei es eine einzige Silbe zu verletzen, eingedenk des Gesagten: `Versetze nicht die ewigen Grenzen, welche deine Väter gesetzt haben!' (Spr. 12,28), denn dieses haben nicht sie gesprochen, sondern durch sie sprach der Geist Gottes des Vaters".
Der hl. Mark fährt weiter fort: " Nach diesem Konzil versammelte sich das 4. ökumenische Konzil, welches bekräftigte: "Es genügt zur vollen Kenntnis der Frömmigkeit und Befestigung dieser heiligen und seligen Göttlichen Gnade ein Glaubensbekenntnis, denn dieses lehrt vollständig über den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist." Hörst Du: Es lehrt vollständig. Also enthält es nichts Unvollkommenes bezüglich des Geistes, und das Symbol des Glaubens bedarf keiner Hinzufügung. Zum Schluß setzen die Väter folgendes fest: "Niemandem ist es gestattet, einen anderen Glauben einzuführen. Diejenigen, die es wagen, einen anderen Glauben (d. h. ein anderes Symbol) zu schreiben oder zusammenzustellen, sind, wenn sie Bischöfe oder Kleriker sind, zu entfernen, und, wenn es Weltliche sind, zu anathematisieren. "
Am Ende des Dialogs führt der Heilige Mark die Worte eines Lateiners an, die er zweifellos oft unter ähnlichen Umständen nach solchen aufrichtigen und bewegten Gesprächen hörte. "Ein Lateiner sagte:`Ich habe bisher wirklich noch nichts Ähnliches gehört. Ich wundere mich aber nun, daß jene, die es ehemals wagten, in das Glaubensbekenntnis eine Hinzufügung hineinzubringen, sich trotz eines solchen Verbotes nicht scheuten, sie zu äußern und der Nachwelt zu überliefern."
Als man sah, daß die Sache mit der Union scheitern könnte, legte der Kaiser Johannes über jenen Metropoliten Isidor, dem Papst die Frage vor: "Was bekommen die Griechen, wenn die Union geschlossen wird?" Die Frage war direkt gestellt. Dem Papst wurde vorgeschlagen, die Orthodoxe Kirche zu kaufen. Dies war ein schrecklicher Moment in der Geschichte der Orthodoxen Kirche. Er ist innerlich dem Moment verwandt, als der Jünger Christi sich zum Synedrion wandte und sprach: "Was wollt ihr mir geben, damit ich ihn euch verrate."
Der Papst begriff und sandte zu den Griechen drei Kardinäle, die in Vertretung des Papstes versprachen , daß die Griechen folgendes erhalten sollten, falls die Union geschlossen würde:
1. Der Papst nimmt die Kosten für die Rückkehr der Griechen nach Konstantinopel auf sich.
2. Auf Kosten des Papstes werden nach Konstantinopel 300 Soldaten zu dessen Schutz vor den Türken unterhalten.
3. Auf Kosten des Papstes werden in den Gewässern vor Konstantinopel zwei Kriegsgaleeren unterhalten werden.
4. Der Papst wird einen Kreuzzug nach Jerusalem organisieren, der über Konstantinopel führen und die Türken vertreiben wird.
5. Wenn es nötig wäre, wird der Papst dem Kaiser 20*weitere Kriegsgaleeren schicken.
6. Wenn es nötig wäre, wird der Papst ein Heer der westlichen Herrscher zur Hilfe für die Griechen herbeirufen.
Wir wissen, daß diese Versprechungen niemals erfüllt wurden.
Am 3. Juni versammelten sich die Griechen zu einer endgültigen Entscheidung und Abstimmung. Der Patriarch erklärte, daß er die Unterstützung der Lateiner annehme und mit ihnen die Union und Gemeinschaft schließe. Nach ihm erklärten die griechischen Hierarchen einer nach dem anderen, daß auch sie zusammen mit dem Patriarchen das Dogma über das Ausgehen des Heiligen Geistes vom Vater und vom Sohn wie von Einem Ursprung annehmen. Nur der Heilige Mark von Ephesus, Antonius von Heraklion und noch zwei weitere Bischöfe weigerten sich, ihre Zustimmung zu einer solchen Meinung zu geben. Jedoch wurden die übrigen Hierarchen am Ende schließlich umgestimmt, und der hl. Mark blieb als einziger unbeugsam.
Sowohl der Patriarch, als auch der Kaiser, alle Bischöfe und die Mitglieder des Konzils versuchten, ihn umzustimmen. Fest und klar begründete der Heilige Mark seine Standhaftigkeit.. Als die griechischen Hierarchen zu ihm schrien: "Finde uns einen Ausweg, - eine Ökonomie !" , antwortete der hl. Mark: "Die Sache des Glaubens läßt keine Ökonomie zu." Und er fügte hinzu: "Kann es etwas Mittleres geben zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Ablehnung und Zustimmung, zwischen Licht und Finsternis? Und obgleich es zwischen Licht und Finsternis etwas Mittleres, nämlich Dämmerung, gibt, so gibt es doch zwischen Wahrheit und Lüge überhaupt nichts Mittleres."
In der Folge hinterließ er der ganzen orthodoxen Welt eine für alle Zeiten gültige, gotterleuchtete kathegorische Regel in den Dingen des Glaubens: "Niemals, o Mensch, wird das, was sich auf die Kirche bezieht, auf einem Weg der Kompromisse gelöst."
Bei all diesem blieb er auf christliche Art demütig und schrieb sein festes Einstehen für die Orthodoxie nicht sich selbst als Verdienst zu; niemals war er von einem Geist des Fanatismus und der Verurteilung der weniger standhaften Menschen erfüllt. Als er einen seiner Freunde verteidigte, der zeitweilig von der Union verführt worden war, sagte er: "Als er sich an der Spitze eines Kampfes befand, der von gewissen Personen, insbesondere von mir, erkannt worden war, zeigte er sich damals nicht als offener Vorkämpfer der Wahrheit, weil er möglicherweise durch Ratschläge oder andere Menschen dazu genötigt wurde. Aber freilich kämpfte auch ich damals nicht oder nur ganz wenig, weil ich weder genügend Kräfte noch genügend Eifer hatte."
Aber die Kirchengeschichte berichtet uns etwas ganz anderes. Sie sagt: "Nur er allein zeigte sich am Anfang wie in der Mitte als auch am Ende als ein doppelt geschliffenes Schwert gegen das gesetzlose Unkraut in der guten Saat der heiligen Dogmen der Kirche, als das gottbegeisterte Sprachrohr der Theologie und als ein nicht versiegender Strom frommer Schriften und Erklärungen der Heiligen Väter, als unerschrockener und tapferer Verteidiger des Geistes.
Der redegewandte Manuil spricht über den Kampf des hl.*Mark für die Wahrheit so: "Damals als alle vor den Gegnern zurückzuweichen begannen, verkündete er vor Königen und Herrschern als Einziger die Wahrheit und gestattete in keiner Weise den fälschlicherweise in das Glaubensbekenntnis hineingebrachten Zusatz, sondern, indem er tapfer mit den Angreifern kämpfte und unbeirrt den Weg der Heiligen und Gottragenden Vätern folgte, predigte er allen offen den Einen Ursprung in der unveränderlichen, göttlichen Dreieinigkeit, d. h. den Vater von Dem der Sohn gezeugt wird und der Allerheiligste Geist, Der vom Vater ausgeht wie von einer einzigen Ursache."
Am 10. Juni 1439 verschied Patriarch Joseph. Er, der schon lange Zeit krank gewesen war, hatte in der Sache der Verteidigung des Glaubens Schwachheit gezeigt, aber das Erbarmen Gottes bewahrte ihn vor der Schmach der Unterschrift unter die Unionsakte. Der russische Historiker Porfirij Uspenskij sagt über ihn: "Patriarch Joseph wünschte um staatlicher Interessen willen die Union und überredete die Widerstrebenden, aber er kämpfte die ganze Zeit mit seiner aufrichtigen Orthodoxie, und dieser Kampf brachte ihn vor der Zeit ins Grab, was ihn vor der Unterschrift unter die Unionsakte bewahrte."
Am 4. Juli übergaben die Griechen den Lateinern folgende Erklärung: "Wir stimmen überein mit eurer Lehre und eurem Zusatz zum Glaubensbekenntnis, wir schließen mit euch die Union und erkennen an, daß der Heilige Geist vom Vater und vom Sohn ausgeht als von einem einzigen Anfang und Ursprung."
Dieses war schon fast die vollständige Kapitulation.
Bald folgte auch die Zustimmung zu allen übrigen Punkten der lateinischen Glaubenslehre: Die Anerkennung des Primates des Papstes, das Bestehen des Fegefeuers, die Wandlung bei der hl. Liturgie nicht durch den Segen und die Anrufung des Hl. Geistes, sondern mit den Worten Christi: "Nehmet, esset.....".
Am Sonntag den 5. Juli unterschrieben die griechischen Hierarchen die Union. Es unterschrieb der Kaiser und es unterschrieben alle Hierarchen, selbst diejenigen, die Gegner der Union gewesen waren, wie Antonius, der Metropolit von Heraklion. Nur einer unterschrieb nicht - und zwar Mark, der Metropolit von Ephesus.
Die Anhänger der Union forderten, daß man den hl. Mark entweder zur Unterschrift zwingen oder anathematisieren solle. Aber als der Metropolit Isidor mit dieser Forderung vor die Versammlung der griechischen Bischöfe trat, da erklang als Antwort die Stimme der Mehrheit: "Begnüge dich damit, daß wir das unterschrieben haben, was wir nicht zu unterschreiben beabsichtigten. Zum Patriarchen aber wirst du ohnehin nicht werden!"
Das Fehlen der Unterschrift des hl. Mark war verhängnisvoll für die Sache der Union. Ungeachtet dessen, daß sowohl der Kaiser als auch die Vertreter der östlichen Patriarchen und fast alle Metropoliten und Bischöfe der Kirche von Konstantinopel sie unterschrieben hatten, wurde die Union dennoch nicht von der Orthodoxen Kirche angenommen, die in diesem Moment ein todkranker, einsamer, erschöpfter Hierarch verkörperte, der bei den Mächtigen dieser Welt in Acht und Bann gefallen war, aber unüberwindlich stark war dadurch, daß sich in ihm die Göttliche Wahrheit verkörperte: der hl. Mark von Ephesus.
Papst Eugenius IV. hatte die Bedeutung des hl. Mark am besten verstanden. Als die Kardinäle ihm mit Triumph die Unionsakte vorlegten, die von den griechischen Vertretern unterschrieben war, fragte der Papst, ob Mark von Ephesus unterschrieben habe, und als er seine Unterschrift nicht erblickte, sagte er: "Also haben wir nichts ausgerichtet."
Einige Tage nach der Unterzeichnung der Union wandte sich der Papst an die griechischen Bischöfe und an den Kaiser mit einer Forderung, die lautete: "Da wir nun in die Glaubenseinheit gekommen sind, und weil ich Euer Haupt bin, so muß ich Euch einige Weisungen geben:
  1. Eure Praxis bezüglich der Ehescheidung muß berichtigt werden.
2. Mark Eugenius muß als ein Aufrührer gegen die Union bestraft werden.
3. An die Stelle des verschiedenen Patriarchen muß ebenhier ein anderer Patriarch gewählt werden.
Aber der Kaiser und die griechischen Bischöfe waren des Nachgebens bereits überdrüssig geworden. Für dieses eine Mal weigerten sie sich, der päpstlichen Anweisung nachzukommen.
Der Papst forderte darauf, daß der hl. Mark zu einer Zusammenkunft bei ihm erscheine. Der hl. Mark willigte demütig hierin ein. Als diese Zusammenkunft stattfand, sagte er dem Papst: "Die Konzilien der Kirche verurteilten diejenigen als Aufrührer, die irgendein beliebiges Dogma (Lehre) verletzten und so predigten. Und zuerst verurteilte die Kirche die Häresie selbst und danach ihre Anführer und Vorkämpfer. Aber ich predigte in keiner Weise meine eigene Lehre und führte keinerlei Neuerungen in der Kirche ein. Ich hielt nur an der Lehre fest, die die Kirche in unverletzter Gestalt von unserem Erlöser (Retter) empfing und in der sie bis zu unserer Zeit strikt verharrte. Diese Lehre hielt auch die Heilige Römische Kirche vor dem unter uns entstandenen Schisma nicht weniger als unsere Östliche immer als eine heilige Lehre, und wenn ich mich an sie halte und mir nicht gestatte, von ihr abzugehen, welches Konzil wird mich der Verurteilung unterwerfen, der die Häretiker unterworfen werden? Denn zuerst müßte es die Lehre verurteilen, an die ich mich halte. Wenn ihr sie also als fromm (ehrbar) und orthodox (rechtgläubig) anerkennt, warum soll dann ich einer Bestrafung würdig sein?"
Am 26. August 1439 reisten dann schließlich der Kaiser und alle griechischen Hierarchen aus Florenz über Venedig nach Konstantinopel ab, wo sie am 1. Februar 1440 eintrafen. Weder in Triumph noch in Freude kehrten die griechischen Bischöfe in die Heimat zurück. Wie Antonius von Heraklion berichtet, sprachen sie selber mit Betrübnis zu den Menschen, die sie nach dem Konzil befragten: "Wir haben unseren Glauben verkauft und vertauschten die Frömmigkeit mit der Ehrlosigkeit....". Das Volk fragte sie: "Weshalb aber habt ihr unterschrieben?" - "Aus Furcht vor den Franken." - "Haben sie euch etwa geschlagen oder eingekerkert?" - "Nein. Aber da unsere Hand unterschrieb, möge sie abgehauen werden -, und da unsere Zunge bekannte, möge sie ausgerissen werden." In der Stadt breitete sich eine trostlose Stimmung aus. Ungeachtet der anstehenden Großen Fasten fanden keine Gottesdienste statt, weil niemand mit Bischöfen dienen (zelebrieren) wollte, die von der Orthodoxie abgewichen waren, und sie selbst entschlossen sich nicht, darauf zu beharren.
Aber nach einigen Monaten der Verwirrung entschloß sich der Kaiser dennoch, die Union in die Tat umzusetzen. Als Nachfolger des Patriarchen Joseph wurde Patriarch Mitrophan, ein Anhänger der Union, gewählt (und nach seinem Ableben - der extreme Uniat Gregor Mammas) und es wurde die Kommemoration des Papstes in den Fürbitten bei allen Gottesdiensten eingeführt. Es begannen Repressalien gegen den hl. Mark. Unter den Bischöfen hatte er keinen Fürsprecher. Doch die überwältigende Mehrheit des Mönchsstandes und der ländlichen Geistlichkeit sah in ihm den alleinigen Bekenner der Wahrheit, und sie wandten sich mit allen sie beunruhigenden Fragen an ihn.
Am 15. Mai verließ der hl. Mark Konstantinopel und begab sich zu seiner Herde nach Ephesus. Sein dortiger Aufenthalt war mit Gefahren und Repressalien verbunden, da über Ephesus schon des längeren die Türken herrschten; sie bedrückten die Griechen auf die verschiedensten Arten. Über diese Zeit seines Lebens sagt Johannes Eugenikos: "Er wirkte tatkräftig im Wirkungsbereich des hl. Johannes des Evangelisten und zwar über lange Zeit unter Mühen und Schwierigkeiten. Obwohl er körperlich krank war, besuchte er die in Mitleidenschaft gezogenen Heiligen Kirchen, vollzog durch die Handauflegung Priesterweihen, half den Unrecht Leidenden, schützte Witwen und Waisen und war gemäß dem apostolischen Wort "für alle alles".
Als er in Ephesus über zwei Jahre verbracht hatte und fühlte, daß ihn die Kräfte verließen, beschloß der hl. Mark, sich zur geistlichen Erholung auf den Heiligen Berg Athos zu begeben, bei dessen Mönchen sein Name mit Liebe und Verehrung umgeben war. Als jedoch das Schiff, mit dem der hl. Mark fuhr, auf der Insel Semnos, die sich noch in byzantinischem Besitz befand, eintraf, wurde er auf Befehl des Kaisers gefangengenommen und in ein Gefängnis geworfen, in dem er zwei Jahre lang eingekerkert blieb. Nach seiner Freilassung kehrte er nach Konstantinopel zurück, wo er bis zu seinem Ende blieb. In Konstantinopel herrschten zu dieser Zeit in der Kirche die Uniaten. Der Patriarch war ein Uniat voll Eifer und die anderen Bischöfe versuchten entweder, seinen Beispiel zu folgen, oder sie wurden vertrieben. Aber der hl. Mark sah, daß die Union weder vom niederen Klerus, noch vom einfachen Volk angenommen wurde. Deswegen schrieb er damals in seinem Sendschreiben: "Durch Gottes Gnade und Kraft verliert sich die Pseudo-Union nach und nach." Und dieses geschah unaufhaltsam.
Der hl. Mark verschied im Jahre 1444 im Alter von 52*Jahren. Er hatte im Laufe von 14 Jahren sehr schwer gelitten, aber sein Ende selbst war doch licht und freudevoll. Seine letzten Worte waren: "Herr Jesus Christus, Sohn des Lebendigen Gottes, in Deine Hand lege ich meinen Geist."
Begraben wurde er im Kloster von Mangan, dem Zeugen seiner frühen heiligen Mühen. Er, der der Wahrheit der Orthodoxie bis zum Ende treu geblieben war, hinterließ für alle Zeiten das Gebot, diese Treue als den größten Schatz zu bewahren.
"Auf die Gebete des Heiligen Bischofs Mark und aller Deiner Heiligen Lehrer und Väter bewahre, o Christus Gott, Deine Kirche in alle Zeit", so schließt der älteste Verfasser der Vita des hl. Mark seine Lebensgeschichte und wir wiederholen diese Worte mit Ehrfurcht.